Die Grazer Universität hat jetzt als Erste wieder Alarm wegen der prekären Finanzlage geschlagen.

Foro: APA/ Scheriau

Die Universitäten schlittern eigenen Berechnungen zufolge in eine veritable Finanzierungskrise. Ihnen fehlten eine halbe Milliarde Euro, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, warnt die Präsidentin der Universitätenkonferenz, Sabine Seidler.

Erst kürzlich hatte die Grazer "Heim-Universität" des jetzigen Bildungsministers Martin Polaschek, an der dieser als Rektor gewirkt hatte, gemeinsam mit den anderen steirischen Hochschulen auf die drängenden Budgetnöte hingewiesen.

Ohne Bundeshilfe sei das Finanzproblem von den Unis nicht zu stemmen, sagt die Vorsitzende der Rektorenkonferenz jetzt im ORF-Gespräch. Die Universitäten seien alleine nicht in der Lage, "ohne Schäden am System" die Defizite auszugleichen. "Es droht ein massiver Qualitätsverlust", alarmiert Seidler.

Ähnliche Hilferufe kommen aus allen österreichischen Universitäten. Wie in allen anderen gesellschaftlichen Sektoren setzen auch den Hochschulen die exorbitant steigende Inflation und die Energiekosten zu.

Als die Welt noch fast in Ordnung war

Zu Jahresbeginn schien die Welt der Hochschulen noch in Ordnung. Stand Jänner: 12,3 Milliarden Euro erhalten die heimischen Universitäten zwischen 2022 und 2024. Das sei ein Zuwachs von 12,5 Prozent gegenüber der Periode 2019–2021, hatte Minister Polaschek verkündet: "Unterm Strich können alle Universitäten zufrieden sein." Denn auch in der Periode zuvor sei das Uni-Budget um 15 Prozent ausgeweitet worden.

Aber bereits zu diesem Zeitpunkt, als der Wissenschaftsminister die Erhöhung bekanntgab, meldete die Universitätenkonferenz Bedenken an. Das alles werde nicht ausreichen, das Budget-Plus drohe durch die steigende Inflation und Personalkosten sowie durch die Zusatzbelastungen im Corona-Management "aufgefressen" zu werden. Sabine Seidler forderte schon damals eine "Evaluierung und strategische Weiterentwicklung der Leistungsvereinbarungen".

Nun hat sich die Situation im Zuge der Preisentwicklung und Inflation aber neuerlich dramatisch verschärft, daher sahen sich Österreichs Rektorinnen und Rektoren aus allen Universitäten gezwungen, auf die prekäre, alarmierende Finanzsituation hinzuweisen. Das Fazit der Rektoren: Sollte jetzt vom Bund nicht helfend eingegriffen werden, stehe ein dramatischer Stellenabbau im Raum, Posten würden nicht mehr nachbesetzt werden. Nicht nur das: Forschungsprojekte müssten gestoppt und auch Labore geschlossen werden. Es würde wohl auch zu einem "Braindrain" ins Ausland kommen.

Im Ministerium ist man sich der Krise bewusst

Im Wissenschaftsministerium heißt es zu den Budgetnöten der Unis auf STANDARD-Anfrage: "Dieses unmittelbare Problem ist uns bewusst. Wir stehen dazu im laufenden Austausch mit den Universitäten in ganz Österreich, und wir sind diesbezüglich auch im Kontakt mit dem Finanzministerium."

Das Budget für die Universitäten sei vor drei Jahren in den Leistungsvereinbarungen festgelegt worden. Seither hätten sich die finanziellen Rahmenbedingungen auch für die Universitäten stark verändert. Die öffentliche Hand, der Bund als Finanzier der Hochschulen, müsse auch auf die veränderten Rahmenbedingungen reagieren, heißt es.

Im zuständigen Finanzministerium verweist man "auf die generellen Budgetverhandlungen mit dem Wissenschaftsressort", denen wolle man nicht vorgreifen. (Walter Müller, 8.9.2022)