Es gab wahrscheinlich keinen Farbton, den sie nicht getragen hat. Die Queen war schließlich ständig im Dienst, hatte hunderte öffentliche Termine pro Jahr und wechselte bis zu fünfmal täglich die Garderobe. Um während ihrer Auftritte nicht unterzugehen, griff sie meist zu kräftigen Farben wie Pink, Gelb, Blau.

Ihr Look? Im Großen und Ganzen vorhersehbar. Kleider und Mäntel reichten übers Knie, nahezu jedes Outfit wurde von einem Hut, einer dreireihigen Perlenkette, Brosche, Schuhen von Anello & Davide, einer eckigen Handtasche von Launer und einem Paar Baumwollhandschuhe abgerundet – Letztere trug die Queen übrigens schon vor Corona.

Modisch beraten wurde die Königin von Angela Kelly. Sie begann 1994 als Ankleiderin der Queen. Seit 2001 entwarf die heute 64-Jährige auch ihre Kleider. Sie galt als ihre modische Beraterin, persönliche Assistentin, Freundin und Vertraute. Seit dem Tod Prinz Philips war sie angeblich auch die Mitbewohnerin von Queen Elizabeth.

1. Die Kostüme und Mäntel

Die Queen lebte Nachhaltigkeit, selbstverständlich auf royalem Niveau. Ihre Outfits wurden nach einigen öffentlichen Auftritten modifiziert und fernab der Öffentlichkeit getragen, einige seien bis zu ein Vierteljahrhundert im Dienst gewesen, hat Angela Kelly in ihrem Buch ("The Other Side of the Coin: The Queen, the Dresser and the Wardrobe") verraten, das zuletzt in aktualisierter Form neu aufgelegt wurde.

Zur praktizierten Nachhaltigkeit der Royals gehört ein Lagerraum im Buckingham Palace. Hier werden Stoffe aufbewahrt, die sich für die durch die Welt reisende Queen als praktikabel erwiesen haben. Warum der Queen ein Marilyn-Monroe-Moment erspart geblieben ist? Zur Sicherheit wurden in die Säume der Kleidungsstücke Gewichte eingenäht.

Queen Elizabeth neben "Vogue"-Chefin Anna Wintour, 2018 beim Besuch einer Modenschau von Richard Quinn.
Foto: Yui Mok/Pool photo via AP
Prinz Louis stahl der in hellem Blau gekleideten Queen auf dem Balkon des Buckingham Palace am 2. Juni fast die Show.
Foto: Aaron Chown/Pool Photo via AP
Violett von Kopf bis Knie: Queen Elizabeth II, gewohnt farbenfroh, mit Prinz Philip im Frühjahr 2014.
Foto: Anthony Devlin / POOL / AFP
Drei Farben Blau: die Queen 2021, abgestimmt auf ihren Enkel William.
Foto: REUTERS/File Photo

2. Die Handtasche

Die Queen liebte die eckigen Handtaschen des Londoner Unternehmens Launer. Etwa 200 Exemplare soll sie besessen haben, um mit ihnen geheime Botschaften zu versenden. Hing das Stück in ihrer linken Armbeuge, war alles in Ordnung. Stellte die Königin die Handtasche links neben sich auf dem Boden ab, waren ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Alarmbereitschaft. Wurde sie auf dem Tisch abgestellt, erst recht.

Noch so ein typischer Auftritt: 2017 in Windsor Castle, in Türkis mit Perlenkette, Hut, Handschuhen und einer Lackhandtasche von Launer.
Foto: REUTERS/Peter Nicholls/File Photo

3. Schuhe und Strümpfe

Damit die Queen keine Blasen plagten, wurden ihre Schuhe eingelaufen. Den Job übernahm Angela Kelly, praktischerweise mit der gleichen Schuhgröße wie ihre Chefin gesegnet. Die royalen Pumps? Meist schwarz mit einer goldenen Schnalle, der Absatz bequeme fünf Zentimeter hoch. Sie stammten seit Jahrzehnten von der Londoner Traditionsfirma Anello & Davide, rund 1.100 Euro soll ein Paar gekostet haben. Dass die Queen Strümpfe trug – eh klar. Sie stammten vom walisischen Unternehmen Corgi Hosiery.

Die Queen in den Schuhen von Anello & Davide.
Foto: Steve Parsons / PA / AFP
Die Füße der Queen im Jahr 2012, hier in einem Schuhmodell ohne goldene Schnalle.
Foto: REUTERS/Suzanne Plunkett/File Photo

4. Der Nagellack

Der Hersteller Essie hielt mit seiner wohl prominentesten Kundin nicht hinterm Berg: Die Queen trug seit 1989 einen zartrosafarbenen Lack mit Namen "Ballet Slippers" der Firma. Zumindest die rund zehn Euro teuren Nagellackfläschen schonten die Börsen der Steuerzahler und Steuerzahlerinnen. Laut Angela Kelly schminkte sich die Queen übrigens selbst, allein für die Dreharbeiten der Weihnachtsbotschaft ließ sie Profis ran.

Seltenes Bild: die Queen ohne Handschuhe.
Foto: Dominic Lipinski/Pool Photo via AP, File

5. Die Handschuhe

Sie musste in ihrem Leben viele Hände schütteln. Kein Wunder, dass Queen Elizabeth II bei öffentlichen Auftritten lange vor Corona auf Handschuhe gesetzt hat. Sie trug waschbare, rund 15 Zentimeter lange Modelle in Schwarz und Weiß aus Nylon oder Baumwolle. Zwölf Exemplare im Jahr schickte das Unternehmen Cornelia James an den Hof.

Queen Elizabeth II 2021.
Foto: Chris Jackson/Pool via AP, File
Queen Elizabeth II im Jahr 2012 mit Kate Middleton (ohne Handschuhe).
Foto: AP Photo/Phil Noble, Pool, File

6. Die Hüte

Mit ihren Hüten signalisierte die Queen nicht nur eigenwillige Exzentrik, sie vermittelte auch eine einfache Botschaft: Ich bin im Dienst. (Nach 18 Uhr wurden sie übrigens abgesetzt.) Rund 70 neue Hüte im Jahr sollen das Staatsoberhaupt geziert haben. Schon um die Jahrtausendwende wurde geschätzt, Queen Elizabeth habe mehr als 5.000 Hüte getragen. Alternative zu den Hüten bei inoffiziellen Anlässen und Ausritten: das geknotete Seidenkopftuch, gern vom französischen Haus Hermès.

Markenzeichen "Blüte am Hut": die Königin im Jahr 2011.
Foto: AP Photo/Christopher Furlong, File
Mit Kopftuch statt Hut: Queen Elizabeth II.
Foto: Adrian DENNIS / POOL / AFP

(feld, 8.9.2022)

Dieses launige Videoporträt der Queen wurde Ende Mai erstellt, anlässlich ihres 70-jährigen Thronjubiläums.
DER STANDARD