"Hey, Grieche, schau dir die griechische Geschichte an. Wenn du viel weiter gehst, wird der Preis hoch sein. Vergiss nicht Izmir."

So sprach der türkische Autokrat Tayyip Erdoğan kürzlich bei öffentlichen Auftritten. Er drohte Griechenland öffentlich mit der Erinnerung an einen Massenmord an Griechen (und Armeniern).

Sollte Erdoğan Ernst machen, wären die Folgen verheerend für ihn und die Türkei.
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Im Griechisch-Türkischen Krieg von 1919–22, der zugegebenermaßen von den Griechen vom Zaun gebrochen wurde, besetzte die türkische Armee die von zahlreichen Griechen bewohnte Großstadt Izmir an der türkischen Ägäisküste. Rund 40.000 Griechen und Armenier wurden umgebracht, ihre Wohnviertel niedergebrannt. In der Folge kam es zu einem großen Bevölkerungsaustausch – rund 1,25 Mio. Griechen wurden aus der Türkei, rund 500.000 Türken aus Nordgriechenland vertrieben.

Wenn Autokraten Schwierigkeiten im Inneren bekommen, werden sie aggressiv nach außen. Einen Völkermord als Vorbild darzustellen, das hat aber Erdoğan bisher vermieden. Nun droht er auch noch mit der Eroberung der küstennahen Inseln des Dodekanes: "Wir können eines Nachts plötzlich kommen."

Sollte Erdoğan Ernst machen, wären die Folgen verheerend für ihn und die Türkei. Es ist auch gar nicht sicher, ob die Türken da mitmachen würden. Aber es zeigt, worauf "starke Männer" im Abstieg verfallen können. Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode, heißt es bei Shakespeare. (Hans Rauscher, 8.9.2022)