Die Trauerphase für Elizabeth II hat begonnen.

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Diener brachten die Todesnachricht aus dem Buckingham Palast.

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Der erste Mann, der wahrscheinlich vom Tod der britischen Königin Elizabeth II wusste, war ihr Leibarzt. Sir Huw Thomas erklärte Elizabeth am Donnerstagabend für tot und aktivierte damit "Operation London Bridge" – jenen Ablauf, der bereits in den vergangenen Jahren mit an die Öffentlichkeit gedrungen ist und die Zeit bis zum Begräbnis der Königin regelt.

Zuerst war es der "Guardian", der 2017 von den Plänen im Falle eines Ablebens der Queen berichtete, im September 2021 lieferte "Politico" mehr Details.

Gesichert ist, dass nach dem Leibarzt ein weiterer Mann eine große Rolle im Ablauf spielt: Sir Edward Young, seit 2017 Privatsekretär der Queen, informierte Premierministerin Liz Truss per Telefon über das Ableben der Königin – geplanterweise mit den Worten "London Bridge is down". Daraufhin wurde via Außenministerium in London die Information an jedes der 15 Länder außerhalb des Vereinigten Königreichs verteilt, deren Staatsoberhaupt Elizabeth II war. Und ebenso an die 36 Nationen im Commonwealth, wo die Queen ein Symbol war.

Zettel und Onlinenachricht

Botschafterinnen und Botschafter, Beamtinnen und Beamte, Offizielle jeder Art legten den Trauerflor am linken Arm an. Und die Eilmeldung ging an die britischen Medien sowie an Nachrichtenagenturen auf der ganzen Welt.

Während die BBC – und auch private Sendeanstalten – in ihrem Programm auf Trauermodus wechselten, trat ein schwarz gekleideter Diener aus dem Buckingham-Palast, um die schwarz umrandete Todesnachricht an den Zaun zu heften. Die Flagge des Buckingham-Palasts wurde auf halbmast gesetzt. Hunderte Trauernde versammelten sich vor dem Gebäude. Gleichzeitig wurden alle Online-Auftritte des Königshauses auf Trauer umgestellt. Keine Nachrichten – abseits von extrem wichtigen – finden in nächster Zeit ihren Weg vorbei an der Bekanntgabe des Todes der Königin.

Videonachruf
DER STANDARD

Gedenkgottesdienst

Mit dem letzten Atemzug endete nicht nur eine Regentschaft, sondern es begann auch eine neue: Seine Geschwister küssten König Charles die Hände. Premierministerin Truss war die Erste, die zur Öffentlichkeit sprach, die anderen Ministerinnen und Minister müssen ruhig bleiben.

Die Parlamente des Vereinigten Königreichs, Schottlands, Wales' und Nordirlands werden einberufen und in der Folge ihre Geschäfte für zehn Tage ausgesetzt. Das Accession Council – der Thronbesteigungsrat – trifft sich am Tag nach dem Ableben der Königin, um die Nachfolge durch ihren Sohn Charles zu bestätigen. Die Verantwortlichen kommen dafür im St.-James-Palast zusammen, der offiziellen Residenz der Monarchen.

Laut Plan hält die Regierungschefin eine Audienz mit dem König. Charles sollte in einer TV-Ansprache zum Volk sprechen. Am Tag des Todes wandte er sich vorerst in einem schriftlichen Statement "voller Trauer" an die Öffentlichkeit. In der St. Paul's Cathedral in London wird ein Gedenkgottesdienst für die Queen stattfinden – möglichst spontan soll er wirken, wie es in den Plänen heißt. Dieser ist laut Berichten für Freitag anberaumt. Auch die 96 Salutschüsse – einer für jedes Jahr ihres Lebens – werden dann im Hyde Park und an anderen Orten abgefeuert.

Flieger statt Zug

Nachdem die Königin in ihrem Schloss Balmoral Castle in Schottland gestorben ist, wird sie entweder via "Operation Unicorn" mit dem royalen Zug oder via "Operation Overstudy" mit dem Flieger nach London gebracht. Sollte die Wahl auf den Zug fallen, wird er auf seiner Strecke auf trauernde Bürgerinnen und Bürger treffen. Da erwartet wird, dass die Menschen Blumen an die Waggone werfen, soll eine nachfolgende Lokomotive dafür sorgen, dass die Gleise anschließend wieder sauber sind. Sobald der Sarg mit der Königin in einem Bahnhof in London eintrifft – King's Cross oder St. Pancras stehen hoch im Kurs –, wird die Premierministerin und Offizielle einer Zeremonie beiwohnen.

Laut Medienberichten wird die Queen aber in der St Giles' Cathedral im schottischen Edinburgh aufgebahrt, und die Öffentlichkeit darf nach ein paar Tagen zum Sarg. Anschließend soll sie mit dem Flugzeug nach London gebracht werden.

Prozession durch London

Am dritten Tag nach dem Tod seiner Mutter wird König Charles zu einer Tour aufbrechen. Sein erster Stopp wird im schottischen Parlament und bei einem Gottesdienst in der St. Giles' Cathedral sein. Am darauffolgenden Tag wird er nach Nordirland reisen, um dort einer Gedenkveranstaltung in Hillsborough Castle und der St. Anne's Cathedral beizuwohnen.

Am fünften Tag startet schließlich "Operation Lion" und der wahrscheinlich größte Aufwand, wenn es um die öffentlichen Sicherheitsvorkehrungen geht. Dann nämlich wird der Sarg der Queen nach Westminster gebracht und davor noch in einer Prozession durch London gefahren. Drei Tage lang wird die Königin im Palace of Westminster liegen. Die Öffentlichkeit kann 23 Stunden pro Tag Abschied von der Monarchin nehmen.

Der siebente Tag steht im Zeichen der königlichen Reise nach Wales, wo Charles das walisische Parlament und die Liandaff Cathedral in Cardiff besucht.

Prinz Philip liegt neben der Queen

Das Staatsbegräbnis für Elizabeth II findet am zehnten Tag nach ihrem Tod – und somit wahrscheinlich am 18. September – statt. Es könnte aber auch der 19. September werden – die königliche Familie muss den Termin erst bestätigen.

Die Königin und der Premierminister haben sich bereits früher darauf geeinigt, dass dieser Tag ein "Tag der nationalen Trauer" und somit ein Feiertag sein wird – obwohl er nicht als solcher benannt wird. Da das Begräbnis somit wahrscheinlich an einem Wochenende stattfindet, wird kein extra freier Tag unter der Woche zugesprochen. Die Dienstgeber müssen ihren Angestellten auch an einem Wochentag nicht freigeben.

Das Begräbnis findet in Westminster Abbey statt – zu Mittag schweigt das Land für zwei Minuten. Anschließend wird die Königin in der King George VI Memorial Chapel in Windsor begraben. Dorthin wird nun auch ihr zuvor verstorbener Mann, Prinz Philip, verlegt, der bis dahin noch in der St. George's Chapel in Windsor begraben war. (Bianca Blei, 8.9.2022)