Speziell im Multiplayer-Modus lässt der bunte Shooter seine Muskeln spielen.

Foto: Nintendo

Über 13 Millionen Mal hat sich Teil zwei der "Splatoon"-Reihe seit dem Jahr 2017 verkauft. Ausreichend Gründe für Nintendo, die bunte Multiplayer-Schlacht in die nächste Runde zu schicken. Tatsächlich finden sich zahlreiche Neuerungen im aktuellsten Teil, auch wenn das von Taktik und einem schnellen Finger geprägte Spielkonzept selbstredend grundsätzlich gleich bleibt.

Auch für Solisten

Für alle, die "Splatoon" nicht kennen und verschreckt auf die bunten Screenshots blicken: In der Serie verschießt man mit diversen Waffen bunte Tinte auf das Spielfeld. Das hat zwei Gründe. Zunächst verlangen es viele Spielmodi, das Kampfgebiet mit mehr eigener Farbe zu bedecken als das gegnerische Team. Dieses tritt, genau wie das eigene Team, mit bis zu vier Männern und Frauen an, um diese Einfärbung vorzunehmen. Zusätzlich dient die Farbe dazu, Gegner abzuschießen und in verwandelter Form – ja, die Akteure auf dem Feld können die Form eines Tintenfischs annehmen – schneller durch das Level zu schwimmen. Das klingt zunächst etwas verwirrend, wird aber zu einer flott verstandenen Routine.

Die Spielarenen müssen in die eigene Farbe getunkt werden.
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Für Einsteiger lohnt sich der neue Story-Modus, der neben dem Erlernen der zunächst komplex wirkenden Steuerung auch noch eine kleine Geschichte erzählt. Für so manchen erwachsenen Spieler wirkt die kindliche Inszenierung vielleicht ein wenig verstörend, wer den Stil des Spiels akzeptiert, wird aber unterhaltsame Stunden damit verbringen. Kenner der Vorgänger freuen sich über neue Möglichkeiten, etwa den Wandsprung oder die Tintenfischrolle. Diese bringen mehr Abwechslung in den Spielalltag, zusammen mit dem erweiterten Waffenarsenal und einem Wurfhaken, mit dem man sich schneller auf Anhöhen bewegen kann.

Gut fünf Stunden kann man in dem erweiterten Tutorial verbringen, mit dem man zusätzlich Upgrades für den eigenen Charakter freischalten kann – beispielsweise einen größeren Tintentank.

Spaß mit Freunden

Das wahre Herzstück des Spiels ist natürlich der Mulitplayer-Modus, der diesmal zwölf Karten bietet. Dieser kann ausschließlich online oder im lokalen Netzwerk mit mehreren Switch-Geräten genossen werden, Splitscreen wird weiterhin nicht angeboten. Die Auswahl an Modi wurde noch einmal erweitert, und so kann man sich beispielsweise im Revierkampf um eingefärbten Boden bemühen oder in "Turm-Kommando" einen Turm in Richtung gegnerischer Basis verschieben. Im aus dem Vorgänger bekannten "Salmon Run" – der diesmal ganzjährig und nicht mehr als kurzes Event verfügbar ist – kann man zudem zusammen mit Freunden KI-gesteuerte Wellen an Gegnern in Angriff nehmen und sich zahlreichen Bossgegnern stellen. Das ist etwas entspannter als der Kampf gegen menschliche Widersacher, und so findet tatsächlich jeder Spielgeschmack seine kleine Nische in dem Spiel.

Der Kampf mit Farbhammer, gezielten Vorstößen ins feindliche Gebiet und gelegentlichen Überraschungsattacken aus der Luft ist auch diesmal höchst unterhaltsam, zumindest wenn man hektisches Gewusel am Bildschirm zu schätzen weiß. Ruhephasen gibt es nicht, der Puls ist immer am Anschlag. Die neuen Waffen haben sich in den ersten Stunden zwar weniger bewährt, aber hier müssen wohl noch längere Spieleabende zusätzlich Aufschluss über die wahre Qualität geben.

Ähnliches gilt für die Bewertung der neuen Karten, die zwar einen guten Eindruck vermitteln, aber wohl erst in ein paar Wochen final eingeschätzt werden können. Für Abwechslung scheint in jedem Fall gesorgt, speziell deshalb, weil die Entwickler noch kleinere Ergänzungen wie die Revierdecks ins Spiel gepackt haben, wo man ein zuvor zusammengestelltes Kartendeck gegen einen Widersacher ins Feld führt. Das funktioniert sowohl gegen menschliche Mitspieler als auch gegen die KI und bietet eine nette Abwechslung zum stressigen "Splatoon"-Alltag.

Um dem im Genre bekannten Trend zur Individualisierung nicht hinterherzuhinken, kann man mit durch erfolgreiche Partien erspielten Punkten Waffen und Kleidung freischalten. So kann der eigene Charakter bald mit alternativen Frisuren oder Kleidungsstücken den eigenen Wünschen angepasst werden. In der Lobby kann man mit anderen Spielern herumhängen und seinen Spind betrachten, der bisher freigeschaltene Objekte beinhaltet.

Mit Siegpunkten schaltet man Individualisierungsmöglichkeiten für den eigenen Avatar frei.
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Alles beim Alten

Technisch hat sich die Serie kaum weiterentwickelt, auch wenn die zahlreichen Spielfelder nett in Szene gesetzt sind und das Treiben zumeist flüssig über den Bildschirm läuft. Der Marke treu bleibend, dürfen natürlich keine realistische Optik oder besonders spektakuläre Effekte erwartet werden. Bei der Serie ist aufgrund der vielen Farben vor allem Übersichtlichkeit wichtig, und die ist durch den Stil durchaus gegeben. Auch soundtechnisch bleibt das Spiel verspielt, bietet passende Geräusche für die zahlreichen Waffen – und wer den Stil mag, wird sich vielleicht sogar über das unverständliche Gebrabbel der Spielfiguren freuen können.

Fazit

Trotz der guten Verkaufszahlen des Vorgängers ist auch "Splatoon 3" für eine sehr bestimmte Zielgruppe designt. Der Storymodus ist zwar nett, aber wirklich sinnvoll ist ein Kauf des Spiels natürlich nur, wenn man sich in die zahlreichen Multiplayer-Schlachten werfen will. Aufgrund der langen Vorgeschichte der Serie werden es Einsteiger trotzdem schwer haben, zunächst große Erfolge zu feiern. Wer dranbleibt und sich auf das Farbenspiel einlässt, wird dennoch zumindest mit Freunden gemeinsam unterhaltsame Stunden feiern können.

Das abwechslungsreiche Gameplay mit den verschiedenen Waffen und Tintenmanövern fordert auch noch nach vielen Stunden am Joypad. Eine gelungene Fortsetzung also, der man nicht viel vorwerfen kann. (Alexander Amon, 11.9.2022)