Weist die Vorwürfe zurück: Regisseur Ulrich Seidl.

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Eigentlich hätte Ulrich Seidls neues Werk "Sparta" am Freitag auf dem 47. Toronto International Film Festival (TIFF) seine Weltpremiere feiern sollen. Nach der durch eine "Spiegel"-Recherche angestoßenen Diskussionen über die Umstände der Dreharbeiten mit jugendlichen Laiendarstellern in Rumänien wird das Werk nun aber doch nicht in Kanada zu sehen sein.

"Alle Screenings gestrichen"

"Das TIFF wird 'Sparta' unter der Regie von Ulrich Seidl nicht länger zeigen", teilte das Filmfestival in einem knappen Statement mit, das der APA vorliegt. "Alle öffentlichen und die professionellen Screenings wurden gestrichen."

Seidl muss sich aktuell aber mit einer Debatte über die Drehbedingungen auseinandersetzen, hat der "Spiegel" jüngst doch massive Vorwürfe der jugendlichen rumänischen Laiendarsteller und ihrer Familien thematisiert. Sie seien nicht korrekt über das Filmthema Pädophilie informiert worden, Kinder am Set hätten sich unwohl gefühlt.

Der 69-jährige Kultregisseur selbst hat das aufs Schärfste zurückgewiesen und seinerseits rechtliche Schritte angekündigt. Laut Medienberichten sollen in Rumänien bereits eingestellte Ermittlungen nun wieder aufgenommen worden sein.

Unklar, ob weitere Vorstellungen kommen

Unklar ist nun einstweilen, ob "Sparta" wie geplant kommende Woche beim Filmfestival von San Sebastián zu sehen sein wird, wo das Geschwisterwerk zu Seidls vergangenem Film "Rimini" in den Wettbewerb berufen wurde. Gegenüber der APA hat das am 16. September eröffnende Festival am Dienstag betont, an der Vorführung festhalten zu wollen. "Wenn jemand Beweise für ein Verbrechen hat, sollte er dies der Justiz melden. Nur ein Gerichtsbeschluss könnte dazu führen, dass wir eine geplante Vorführung aussetzen", schrieb die Festivalleitung.

Das TIFF jedenfalls wurde am Donnerstagabend mit der Weltpremiere von "The Swimmers" der Regisseurin Sally El Hosaini eröffnet. Bis zum 18. September werden in Toronto knapp 260 internationale Filmproduktionen und über 60 Weltpremieren gezeigt. Auch das Aufgebot der Stars und Filmemacher soll wieder groß sein: Unter anderen haben sich Michelle Williams, Hugh Jackman, Ewan McGregor, Ethan Hawke, Daniel Craig sowie Taylor Swift und Harry Styles angekündigt. Am 18. September wird der Siegerfilm verkündet, der in Toronto traditionell vom Publikum gewählt wird. (APA, 9.9.2022)