Bei mir ist es wenigstens nur eine Lade voller (un)wichtiger Zettel.

Foto: istockphoto

Wir müssen reden", sagte mein Mann und schaute sehr ernst, als ich unlängst vom Büro heimkam. Zu diesem Zeitpunkt hatte er die ersten Kisten und Säcke für unseren anstehenden Umzug bereits gepackt. Mir schwante Böses. Dieses Mal, das erkannte ich an seinem Tonfall, ging es um mehr als das ewige Geplänkel, warum sich mein Gewand wie ein Virus in seine Hälfte des Kleiderschrankes ausbreitet. Es ging um viel mehr: Er hatte die Lade des Schreckens geöffnet.

In Wahrheit handelt es sich dabei um eine harmlos wirkende Lade in einem Kastl im Schlafzimmer, die sich zuletzt kaum noch öffnen ließ, weil sie bis oben voll war mit wichtigen Briefen und Papieren und Dokumenten. Den Schreiben von irgendwelchen Pensionskassen zum Beispiel, denen zufolge ich bereits stolze 21 Euro für später angesammelt habe. Informationsschreiben meines Energie-Anbieters (zuletzt wenig erfreulich) und meiner Hausverwaltung (auch unerfreulich) und dann noch allerhand wichtige Rechnungen und Papierln, für die ich gerade keine Verwendung habe, die ich aber irgendwann noch brauchen werde. Garantiert.

Alles auf einen Griff

Irgendwo, ganz unten, liegen auch Maturazeugnis und Studienabschlüsse. Und irgendwann habe ich im Urlaub mal einen Darts-Wettbewerb im Hotel furios gewonnen. Die Urkunde liegt auch in der Lade.

Also – das vermute ich. Reingeschaut habe ich wie gesagt schon länger nicht mehr. Aber theoretisch habe ich alles auf einen Griff. Klingt doch vernünftig, oder? Ich habe das auch meinem Mann so erklärt, aber ich befürchte, die neue Wohnung macht der Lade des Schreckens dennoch den Garaus.

Demnächst muss ich also einmal ordentlich aussortieren. Bis es so weit ist, habe ich den Berg an Papieren aber in einer neuen Kommode verstaut. Sicher ist sicher. (Franziska Zoidl, 10.9.2022)