Schon den alten Römern war klar, dass es auf Erden nicht Neues gibt, als sie ihr Sprichwort "Nihil sub sole novum" kreierten. Mit dem "Quiet Quitting" verhält es sich ebenso. Gemeint ist mit diesem im Eilzugstempo durch alle Medien und "sozialen" Netzwerke rauschenden Slogan, dass Angehörige der Generationen "Millennial" und "Z" momentan wenig Gusto verspüren, ihren Arbeitgebern über das Notwendigste hinaus zu Diensten zu stehen. Man hat noch anderes zu tun in seinem Leben.

Natürlich gibt es auch in Österreich einen Menschenschlag, der den Gefahren der Überarbeitung mit viel Engagement vorbeugt.
Foto: AP/Mark Lennihan

Novität ist das, wie gesagt, keine. Bereits der Galeerensklave nutzte jede Minute ausbleibender Flagellation vonseiten seines zuständigen Einpeitschers, um sofort in den Pausenmodus überzuwechseln. Und natürlich gibt es auch in Österreich einen Menschenschlag, der den Gefahren der Überarbeitung mit viel Engagement vorbeugt. Wer kennt nicht den braungebrannten Typus des frühpensionierten Gemeindebeamten, der sein Leben bevorzugt in Strandbädern oder Billigbeiseln fristet, wo er nach dem Aufstehen am Morgen früh um zehn das erste Krügel zwitschert? Das war eine Eins-a-Work-Life-Balance, Jahrzehnte bevor der Begriff überhaupt erfunden wurde!

Was den Arbeitnehmer freut, wurmt aber den Arbeitgeber. Der Economist berichtet, dass man dem Herrn Shantanu Deshpande, seines Zeichens Chef der Bombay Shaving Company, mit irgendwelchen Flausen über Quiet Quitting nicht zu kommen braucht. Deshpande verlangt seinen Mitarbeitern nämlich einen 18-Stunden-Tag ab (den aber nur fünfmal pro Woche). Dass er den sechsten Tag freigibt, wirkt fast sentimental, denn bei 108 Stunden Work bleiben pro Woche immer noch sechzig Stunden für das Life, also eine wirklich akzeptable Balance. Mit einer schlappen 90-Stunden-Woche bei Deshpande dagegen werden echt Leistungswillige knapp am Boreout vorbeischrammen.

PS: Als Reaktion auf meine Eric-Ambler-Empfehlungskolumne bekam ich eine sehr freundliche Anfrage von einem Leser, welche Ambler-Romane außer der Maske des Dimitrios einen besonders guten Einstieg bieten. Leider kann ich ihm nicht direkt antworten, weil sich die Lesermail unauffindbar in den Systemtiefen des Computers verkrochen hat. Daher öffentlich, und vielleicht auch zum Nutzen anderer Interessenten: Anlass zur Unruhe und Das Intercom-Komplott. (Christoph Winder 11.9.2022)