Kommenden Freitag startet die Vienna Design Week. Die Wohnung von Direktor Gabriel Roland steht zwar nicht auf dem Programm, aber dafür sinniert er mit uns über Zufälle, Emotionen und Weber-Grillstationen.

Nach der Design Week wird umgezogen: Gabriel Roland mit Familie in der Wohnung im 6. Bezirk.
Foto: Lisi Specht

Eigentlich sind wir kurz vorm Übersiedeln. Das ist vielleicht schwer zu glauben, wenn man sich hier umsieht, aber tatsächlich haben wir vor wenigen Wochen den Schlüssel für die neue Wohnung bekommen. Jetzt bringe ich erst einmal die Vienna Design Week hinter mich, die am Freitag startet, das hat höchste Priorität. Danach packen wir unsere Sachen und ziehen um. Alles eher intensiv. Manchmal fallen die Dinge einfach zusammen, und alles passiert gleichzeitig.

Noch wohnen wir im sechsten Bezirk, am Abhang der Laimgrube, eine schöne Altbaumietwohnung mit 90 Quadratmetern, die uns richtig ans Herz gewachsen ist. In einem charmanten Haus, auch wenn der Lift außer Betrieb ist, was mit einem Kleinkind nicht immer so super ist. Wir – das sind übrigens meine Freundin Johanna Pichlbauer, sie ist Industriedesignerin, sowie unsere zweijährige Tochter Josefa, die grad neugierig ist und in der Wohnung und Umgebung auf große Entdeckungsreise geht.

Die Einrichtung der Wohnung von Gabriel Roland, seiner Freundin Johanna Pichlbauer und Töchterchen Josefa ist ein "Sammelsurium vieler Jahre und verschiedener Zufälle".
Fotos: Lisi Specht

Für uns war die Zeit gekommen, wo wir eine Wohnung finden wollten, die wir nach eigenem Ermessen und Belieben umgestalten können, in der wir uns so richtig austoben können – und die auch einen Balkon hat. Daher haben wir uns entschieden, unser Leben in den kommenden 20 Jahren der Bank zu verbriefen. In jungen Jahren kann man sich nicht vorstellen, dass man irgendwann mal so spießig und sesshaft wird und eine Eigentumswohnung kauft. Doch dann kommt der Moment schneller, als man glaubt, und plötzlich steht man im 15. Bezirk im Grundbuch.

Design spielt, wie man sich vorstellen kann, eine große Rolle in meinem Leben, nicht nur im Beruflichen, sondern auch im Privaten. Ich frage mich oft, was gutes Design eigentlich auszeichnet. Und ich denke, ein Design ist dann gut, wenn es eine konzeptionelle, gestalterische und emotionale Ebene hat. Wir kennen das ja: Oft gibt es zwei Gegenstände, die genau das Gleiche können, ob das nun Sessel, Salzstreuer oder Klammermaschine ist, und trotzdem haben wir den einen Gegenstand davon lieber als den anderen. Das kann man nicht immer rational begründen.

Kuriositäten und Flohmarktstücke gehören auch zur Ausstattung.
Fotos: Lisi Specht

Unsere eigene Wohnung folgt keinem bestimmten Designmotto, sondern ist das Sammelsurium vieler Jahre und verschiedener Zufälle. Wir kombinieren, was uns in die Quere kommt und uns anspricht. Dann hat man halt den alten Wandverbau von der Oma, Fundstücke vom Flohmarkt, Arbeiten von befreundeten Künstlern und Designerinnen oder ein paar echt kuriose Dinge an der Wand, wie ein tiefgezogenes Kunststoffmodell vom Museumsquartier, das uns eine Freundin geschenkt hat, deren verstorbener Vater einst ein Modellbauatelier hatte. Manche erkennen das MQ gar nicht, sondern halten es für Verpackungsmaterial. Auch schön, oder?

Schade finde ich, dass Design oft den Ruf hat, teuer und elitär zu sein. Dabei vergessen viele: Design kann im Dienst aller stehen! So gesehen hat das meiste auch seine Berechtigung. Wirklich schlimm finde ich nur diese komplett durchgestylten Wohnungen, bei denen ich oft das Gefühl habe, dass sie versuchen, etwas nachzustellen, das ihre Bewohner in Wirklichkeit gar nicht wollen. Da fehlt mir dann irgendwie die Seele.

Ein Leben im Speckgürtel könnte Gabriel Roland sich nicht vorstellen.
Fotos: Lisi Specht

Jetzt packen wir also demnächst die Kisten, und ich bin mir sicher, dass auch unsere nächste Wohnung nicht wirklich aus einem Guss sein wird. Sie wird genauso eine Collage von Zufällen und Geschehnissen sein wie bisher. Und diese Collage wird sich mit den Monaten und Jahren immer wieder verändern.

Generell würde ich sagen: Wohnen ist für mich das Privileg, einen Ort zu haben, wo man die Möglichkeit hat, sich und seine Wünsche und Bedürfnisse im Raum umzusetzen. Wünsche hätte ich ja viele! Nur zwei Dinge sind für mich unvorstellbar: Ich könnte niemals im Hotel wohnen und auch niemals im Speckgürtel, wo der Rasen vom Roboter gemäht wird und überall der gleiche Weber-Grill auf der Terrasse steht. (Wojciech Czaja, 12.9.2022)