Industrie- und andere Brachen werden nun ins Visier genommen.

Foto: istockphoto

Am kommenden Dienstag findet in der Ankerbrotfabrik in Wien der erste Brachflächen-Gipfel des Klimaschutzministeriums statt. Drehen wird sich dort alles um das Thema Flächenrecycling: also darum, wie man bereits bebaute, aber brachliegende, ungenutzte Liegenschaften bzw. Strukturen wieder einer Nutzung zuführen kann. Davon gibt es in Österreich ganz viele, denn das Bauen auf der grünen Wiese wird immer noch zu einfach gemacht, und Bauen im Bestand gilt als schwierig und herausfordernd.

Der erste Brachflächen-Gipfel hat laut Einladung nun zum Ziel, "möglichst viele Akteure rund um das Thema Flächenrecycling zusammenzubringen und Austausch und Innovation zu fördern". Neben der erstmaligen Verleihung des "Bodenschutzpreises Erdreich" durch Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) sollen anhand von Best-Practice-Beispielen aus Italien, Deutschland und Slowenien innovative Lösungen vermittelt und verbreitet werden. Denn Flächenrecycling wäre ein enorm großer Hebel zur Reduktion des Flächenverbrauchs.

2,5-Hektar-Ziel verankern

Dieser ist hierzulande bekanntlich immer noch extrem hoch, zuletzt waren es mehr als zehn Hektar pro Tag, die in Anspruch genommen wurden. Dass sich das schleunigst ändern muss, wurde erst im Oktober vorigen Jahres auch auf höchster politischer Ebene bekräftigt: Damals fand eine "politische" Sitzung der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) statt, es war die erste seit über einem Jahrzehnt. Und dabei wurde die Losung ausgegeben, dass innerhalb eines Jahres eine Bodenstrategie erarbeitet werden sollte: ein Aktionsplan mit fixen Zielen für alle Bundesländer, wie viel an Flächen sie noch verbrauchen dürfen, samt einem Monitoringsystem. 2,5 Hektar pro Tag, mehr dürften es österreichweit eigentlich nicht sein.

Wie berichtet, begann dann aber gleich das Hickhack zwischen den Ländern. In der Millionenstadt Wien hält man es für völlig klar, dass die schon dichte und mit öffentlichem Verkehr gut versorgte Stadt noch wachsen können sollte, doch auch Kleingemeinden rittern um jede Bewohnerin. Ob das gelöst werden kann, wird man sehen.

Neuvermessung findet statt

Spätestens im November soll jedenfalls eine Bodenstrategie vorgelegt werden, ist hinter den Kulissen zu hören. Als Vorarbeit bzw. Grundlage dafür entwickelt das Umweltbundesamt gerade eine neue Methode, um Flächeninanspruchnahme und Bodenversiegelung in Österreich detaillierter und genauer darzustellen.

Aktuell greift man für eine quantitative Abschätzung des Bodenverbrauchs lediglich auf die Nutzungsinformation der Digitalen Katastralmappe (DKM) zurück. Dort finden sich für jedes Grundstück in Österreich Angaben zur genauen Nutzung. Doch diese Daten sind oft nicht aktuell, weil etwa die dort erfasste Baufläche der tatsächlichen Bebauung immer einige Zeit hinterherhinkt. Außerdem gab es in der Vergangenheit immer wieder Definitionsänderungen, was die Vergleichbarkeit beeinträchtigt.

An einheitlichen Datenerfassungsmethoden und einer bundesweit harmonisierten Datenbasis wird gearbeitet. "Die Berücksichtigung zusätzlicher Datengrundlagen wird eine höhere Detaillierung und Aktualität der Bodenzahlen ermöglichen", verspricht man dazu im Umweltbundesamt. (Martin Putschögl, 11.9.2022)