Als Thronfolgerin Elizabeth Alexandra Mary of Windsor im Jahr 1952, nach dem Tod ihres Vaters, König George VI, die Thronfolge antrat und sich für einen Namen als Regentin entscheiden musste, entschied sie sich der Überlieferung nach sofort für ihren ersten Taufnamen – ganz einfach, weil dieser ihr ohnehin gefiel. Eine römische Zwei als Appendix dran – und damit sollte es schon gut sein.

Genauso hatten sich vor Elizabeth II auch schon andere Königinnen und Könige entschieden – doch nicht zwangsläufig. Prinzipiell stünde der Tradition gemäß jeder der eigenen Taufnahmen zur Verfügung.

Nach Charles I und Charles II hofft Charles III auf eine solidere Regentschaft.
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So auch beim neuen König: Charles hätte sich auch für Philip, Arthur oder George entscheiden können. Doch auch er blieb bei seinem ersten Taufnamen: Der Thronfolger ließ noch am Abend des Todes seiner Mutter verlautbaren, dass er als Regent den Namen Charles III annehmen werde.

Die Entscheidung dürfte dem neuen König möglicherweise nicht ganz leicht gefallen sein: Denn Charles ist in der britischen Monarchie-Historie ein durchaus belasteter Name.

König Charles I – 1625 bis 1649

Der erste Namensvetter war klarerweise Charles I, der im Vergleich zu Charles III schon im jugendlichen Alter von knapp 25 Jahren den Thron bestieg und ein Vierteljahrhundert lang regierte – bis er im Englischen Bürgerkrieg von Oliver Cromwell gestürzt wurde. Der Krieg war eine Folge der erfolglosen Versuche, in England und Schottland eine Form von Kirchenverfassung einzuführen, auf deren Basis Charles I absolutistisch, ohne Einwirken des Parlaments, zu regieren gedachte.

Mit dem Parlament stand der König von Anfang an im Konflikt, mehr noch: Dieser hatte eigentlich schon zu Zeiten seines Vaters James VI (bzw. I) begonnen. Die Volksvertretung war in der Denkweise der beiden Monarchen ein Hindernis bei der Ausübung des Königsamts, das sie als gottgegeben ("divine right of kings") ansahen.

Die Auflösung des Parlaments sollte – mit Unterbrechungen – mehrere Jahrzehnte dauern und führte zwischenzeitlich zu zwei Bürgerkriegen: ab 1642 und dann ab 1648. Im Verlauf des zweiten Konflikts wurde Charles I von Oliver Cromwells Männern gefangen genommen. Das Parlament wurde gezwungen, Charles I wegen Hochverrats anzuklagen. In einem formal umstrittenen Prozess wurde der König im Jänner 1649 schließlich zum Tode verurteilt und enthauptet.

Kurze Zeit später war England keine Monarchie mehr: Das Unterhaus verkündete die Errichtung einer Republik, angeführt von Oliver Cromwell als "Lord Protector" bis zu dessen Tod 1658.

König Charles II – 1649 bzw. 1660 bis 1685

Nach Cromwells Tod dauerte es zwei Jahre, bis der Sohn von Charles I die monarchische Königswürde wieder offiziell installierte. Zwar war Charles II schon unmittelbar nach der Hinrichtung seines Vater 1649 von den Monarchisten zum König von England, Schottland und Irland ausgerufen worden, die Thronbesteigung erfolgte aber erst nach dem Cromwell’schen Intermezzo am 29. Mai 1660. Es war – zufällig oder nicht – der 30. Geburtstag des Monarchen.

Der "fröhliche Monarch" (Merry Monarch), wie Charles II gerne in schlüpfrigen Andeutungen tituliert wurde, war nach den düsteren Episoden der vorangegangenen Jahrzehnte zwar anfangs äußerst beliebt; doch wie seinem Vater hing letztlich auch über ihm ein Schatten der Geschichte.

Das hatte u. a. mit seinem Lebenswandel zu tun. Charles II hatte zwar etliche Kinder – aber keines war ein eheliches, und damit war die Thronfolge nicht sichergestellt. Zwar wurde eine Ehe mit der Portugiesin Katharina von Braganza arrangiert, doch diese blieb kinderlos; außerdem bevorzugte der König die Gesellschaft anderer Frauen, sehr ausgiebig etwa jene von Barbara Villiers, auch bekannt als Lady Castlemaine.

Die "fröhlichen" Zustände am Königshof (Zeitgenossen sprachen oft und gerne unverhohlen von der "Herrschaft der Unterröcke") wurden allerdings erheblich getrübt von einer massiven Pestepidemie 1665. Mehr als 70.000 Menschen sollen im Raum London daran gestorben sein – das war rund ein Fünftel des Gesamtbevölkerung der damals weltweit zweitgrößten Stadt der Welt (in Paris lebten 1650 rund 400.000 Menschen). Und damit nicht genug: 1666 zerstörte der "Große Brand" weite Teile der Londoner Innenstadt.

Zumindest für das eine Ereignis – das Große Feuer – war alsbald eine Schuldige gefunden: die kinderlose und zu allem Überdruss katholische Ehefrau des Königs: Katharina. Forderungen nach einer Scheidung oder gar Auflösung dieser Ehe wurden laut.

Als Charles II 1685 starb, tat er das nicht als Protestant, sondern als kurz davor konvertierter Katholik im Alter von 54 Jahren. Keines seiner Kinder war ehelich geboren worden, aber die meisten hatte er zu Lebzeiten anerkannt und geadelt. Bekanntere Nachfahren von König Charles II waren und sind u. a Prinzessin Diana und die nunmehrige Gattin des neuen Königs Charles III: Camilla. Es bleibt also alles irgendwie in der Familie. (Gianluca Wallisch, 10.9.2022)