Karin Kneissl war schon mehrfach mit wunderlichen Geschichten in den Schlagzeilen. Unter Türkis-Blau fungierte sie als von der FPÖ nominierte Außenministerin. In dieser Zeit hatte sie 2018 Wladimir Putin auf ihrer eigenen Hochzeit empfangen. Der russische Präsident schenkte ihr zu diesem Anlass Saphir-Ohrringe im Wert von 50.000 Euro. Nach ihrer Amtszeit stritt sich Kneissl mit dem Außenministerium darum, wem der Schmuck nun gehöre: ihr oder der Republik. Und dann ist da noch die Causa rund um die Planung eines Schattengeheimdienstes im Außenministerium.

Karin Kneissl, ihr Gatte (links) und der russische Präsident Wladimir Putin im Jahr 2018 auf Kneissls Hochzeit.
Foto: APA/AFP/Sputnik/ALEXEI DRUZHININ

Im Frühjahr wurde bekannt, dass eine Gruppe rund um Kneissls damaligen designierten Generalsekretär im Außenministerium, Johannes Peterlik, ebenfalls im Jahr 2018 den Aufbau eines neuen Nachrichtendienstes plante. Peterlik sollte die Abteilung später leiten. Gegen einen anderen vermutlich an der Planung Beteiligten wird wegen des Verdachts auf Spionage für Russland ermittelt. Und Peterlik selbst wird inzwischen vorgeworfen, er habe den streng vertraulichen Bericht zum Nowitschok-Attentat im britischen Salisbury an den mutmaßlichen Wirtschaftskriminellen Jan Marsalek übergeben. Das Dokument enthält die Formel des Nervengifts.

Kneissl wohl doch eingeweiht

Kneissl könnte in ihrer Amtszeit nun doch in die Pläne rund um die neue Sicherheitsabteilung eingeweiht gewesen sein. Das legen aktuelle Recherchen des Südwestrundfunks (SWR) nahe. Das deutsche Medium zitiert aus Ermittlungsunterlagen, die dem SWR vorliegen würden: Demnach gebe es einen Screenshot mit einer Nachricht, aus der hervorgehe, dass Kneissl und Peterlik ein Organigramm für ebendiese Abteilung angefordert hatten.

Kneissl selbst hatte bisher abgestritten, von irgendetwas gewusst zu haben. Für den SWR war sie im Rahmen seiner Recherche nicht erreichbar. Fragen zu den Vorwürfen ließ sie unbeantwortet. Kneissl soll mittlerweile im Libanon leben. Noch bis vor kurzem saß sie im Aufsichtsrat des russischen Energiekonzerns Rosneft.

FPÖ habe Kontrolle ausweiten wollen

Mit der Gründung eines weiteren Nachrichtendienstes habe die FPÖ ihre Kontrolle ausweiten wollen, analysiert der österreichische Geheimdienstexperte Thomas Riegler im Bericht des SWR: "Im Außenministerium angesiedelt wäre es der dritte Nachrichtendienst in Österreich gewesen und hätte dem Militär Konkurrenz gemacht, das traditionell für die Auslandsaufklärung zuständig ist." (Katharina Mittelstaedt, 9.9.2022)