Bild nicht mehr verfügbar.

Homeoffice, Teilzeit und Workation: Die Wünsche der Beschäftigten werden immer mehr.

Foto: Getty Images

Vor zwei Jahren war in manchen (vielen?) Unternehmen Homeoffice noch ein Anspruch von Leistungsverweigerern. Das hat sich schnell und radikal gewandelt. In Berufen, die auch von zu Hause aus gemacht werden können, sind Homeoffice-Tage mittlerweile State of the Art. Ob sich die Führung darüber freut oder ob die Heimwerkerinnen damit rechnen müssen, vom Aufstieg ausgeschlossen zu bleiben, ist eine andere Frage. Aber: Homeoffice ist mittlerweile so modern, dass fast alle Einsteiger danach fragen. Wer denkt, das sei schon das Ende der Fahnenstange des neuen Selbstbewusstseins der Arbeitenden, irrt sich ganz sicher.

Denn, ebenso zu lesen in der aktuellen Deloitte-Studie, der neue Hit Workation, also das Arbeiten von einem schönen, klimatechnisch intakten Ort auf dieser Welt aus, ist die neue Erwartung von Bildschirmarbeitern. Dass Teilzeitwunsch und Stundenreduktion um sich greifen, ist schon Faktum.

Keine langfristige Lösung

Gespräche mit Personalchefs lassen in all den widrigen Bedingungen jetzt eine Hoffnung erkennen: Die Leute würden wohl wieder um Vollzeitjobs anfragen und es billiger geben – immerhin seien die Wirtschaftsaussichten außerordentlich gedämpft, und die Inflation treibe in den Wunsch nach mehr Einkommen mit mehr Stunden. Also: all das neue Selbstbewusstsein, all die "quiet quitters" ("keine unbezahlte Extrameile gehen") ... die werden schon noch einsehen, dass sie müssen. Irgendwann habe die Erbengeneration eben auch zu Ende geerbt.

Hoffnung ist bekanntlich immer etwas Gutes. Nur diese wird sich nicht nur als trügerisch, sondern als falsch erweisen. Nicht für alle gesuchten Arbeitskräfte, aber für sehr viele. Die Mangelberufeliste verkürzt sich durch die externen Faktoren nicht wesentlich, IT-Spezialisten etwa fallen dadurch nicht vom Himmel. Und: Wenn Menschen sagen, dass sie unter bestimmten Bedingungen nicht wollen, dann hilft es nicht, sie zu zwingen. Zumindest nicht langfristig. An der Änderung der Bedingungen und der Angebote führt kein Weg vorbei. (Karin Bauer, 9.9.2022)