Rund eine halbe Million Haushalte in Österreich heizen noch mit Heizöl.

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Wer mit Gas heizt, muss hoffen, dass davon noch genug geliefert wird im Winter. Bei Brennholz haben viele Lieferanten ihre Ware in den vergangenen Wochenzurückgehalten, um höhere Preise abzuwarten – mit der Folge, dass die Preise tatsächlich gestiegen sind. Probleme gibt es nun aber auch am Markt für Heizöl.

Leser haben den STANDARD kontaktiert, nachdem sie in der Ostregion kein Heizöl mehr bestellen konnten. Ein Rundruf bei Händlern in Wien und Niederösterreich zeigt tatsächlich: In größeren Mengen ist das Produkt nicht zu bekommen, es sei "aktuell nicht lieferbar", wie es heißt.

Auskunft bei einem der größeren Händler in St. Pölten: Aktuell bestehen acht bis zehn Wochen Wartezeit für Stammkunden, Neukunden werden derzeit gar nicht angenommen. Man solle es in ein paar Wochen wieder versuchen. Ein anderer Lieferant in Wien erzählt Ähnliches: Bei Stammkunden komme man irgendwie zurecht, alles andere sei aktuell nicht möglich. Ein anderer Treibstoffhändler aus Stockerau sagt, dass er kleine Mengen zur Selbstabholung abgeben könne. Tankfüllungen für Heizkessel seien aber derzeit unmöglich.

Zahlreiche Haushalte betroffen

Das Problem dürfte doch einige Menschen betreffen: Gut 500.000 Haushalte heizen in Österreich noch mit Heizöl. Die meisten kaufen typischerweise 2000 bis 5000 Liter ein, um damit durch den Winter zu kommen. Gekauft wird im Frühjahr und im Herbst.

Warum aber fehlt aber plötzlich das Öl?

Ein Verkäufer erzählt, dass das Problem bei der OMV liege: Die Raffinerie in Schwechat gebe an die Händler, die damit ihre Kundinnen und Kunden beliefern, derzeit keine großen Mengen ab. Im Osten sei die Situation angespannter als im Westen, wo aus dem Ausland leichter zugekauft werden könne.

Bei der OMV werden die Lieferengpässe bestätigt. Anfang Juni war in der Raffinerie die Hauptdestillationsanlage bei einem Unfall beschädigt worden. Die Produktion sogenannter Mitteldestillate – dazu zählt neben Diesel auch Heizöl – laufe aktuell auf 20 Prozent normaler Kapazitäten, sagt ein Unternehmenssprecher.

Die OMV habe sich mit zusätzlichen Mengen aus dem Ausland eingedeckt. Doch Transportschwierigkeiten sorgten dafür, dass die Ware verzögert in Österreich ankomme. Der niedrige Wasserstand erschwere den Transport über den Flussweg via Deutschland. Auch bei Gütertransporten mit der Bahn gebe es Probleme. Weil die Heizsaison noch nicht begonnen habe, werde bei der Auslieferung derzeit Diesel der Vorzug gegeben, so ein OMV-Sprecher. Auch da melden einzelne Tankstellen Engpässe.

Ein Händler versucht zu beruhigen: Die Kundinnen und Kunden würden schon alle mit Heizöl beliefert werden. Normalisieren werde sich die Situation ab Oktober, wenn die Raffinerie in Schwechat vollständig repariert wird, heißt es bei der OMV.

Der Preisauftrieb dürfte damit wohl weitergehen: Der Preis für Heizöl hat sich seit vergangenem Jahr verdoppelt. (András Szigetvari, 9.9.2022)