Nach einem tollen ersten Halbjahr wird die Wirtschaft im zweiten immer schwächer werden. Für 2023 rechnen manche schon mit einer Rezession.

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Düsteres sieht das Wifo auf Österreich zukommen. Fürs laufende Halbjahr sagt das Wirtschaftsforschungsinstitut eine Eintrübung der Konjunktur voraus, die bis Juni kräftig zugelegt hatte. Auch die Inflation werde weiter steigen, heißt es im jüngsten Konjunkturbericht, der am Freitag veröffentlicht wurde. Zwar expandiere die Weltwirtschaft weiterhin, das Wachstum verliere jedoch an Schwung, schreibt Studienautor Christian Glocker.

In den ersten beiden Quartalen habe es eine absolute Hochkonjunktur gegeben (jeweils plus 1,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal), nun aber werde es zu einer "massiven Abschwächung" kommen, erläuterte Glocker dem STANDARD. Es sei aufgrund der Vorlaufindikatoren unsicher, ob das Wachstum im dritten Quartal noch positiv ausfallen werde. Der Wifo-Konjunkturklimaindex lag im August deutlich unter jenem im Juli, wenngleich er noch im positiven Bereich und über dem langjährigen Durchschnitt war. Die Arbeitslosigkeit hat zuletzt zugelegt.

Vertrauen sinkt

Auch der Einkaufsmanager der Unicredit Bank Austria ist im August gesunken und zeigt an, dass die Aktivität in der Industrie nachlässt. Zudem verfinstert das geringe Verbrauchervertrauen die Aussichten. Die derzeitigen Zahlen seien noch gut, aber "viele fühlen sich, als ginge die Welt zu Ende", beschreibt ein Nationalökonom die Stimmung.

Rechnet Wirtschaftsforscher Glocker wie der Präsident der steirischen Industriellenvereinigung (IV), Stefan Stolitzka, in der "Kleinen Zeitung" mit einer Rezession? Da verweist Glocker auf die neue Prognose des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, das Deutschlands Wirtschaft für 2023 ein Minus von 0,7 Prozent voraussagt und darauf, dass Österreichs Industrie stark an jener der deutschen hänge. Wifo-Experte Glocker: "Es mehren sich Stück für Stück die Indizien für eine massive Konjunkturabschwächung, möglicherweise für eine Stagflation" – also für stagnierende Wirtschaftsleistung in Verbindung mit Inflation.

Die Chefin der Hauptabteilung Volkswirtschaft der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Birgit Niessner, sagt auf Anfrage, dass die OeNB bei ihrer Prognose von Juni bleibe. Darin wurde für heuer ein Wachstum von 3,8 Prozent vorausgesagt, es könne aber auch mehr werden, so die Ökonomin. Die nächste Prognose von der OeNB wird es erst im Dezember geben.(gra, APA)