Die Queen hat nie ein politisches Statement abgegeben – die Thronreden sind ihr vom jeweiligen Premierminister aufgesetzt worden und enthielten dessen politisches Programm, aber sie gab mehrfach sogenannte "dress statements" ab.

Queen Elizabeth II gab bei früheren Gelegenheiten durch Auswahl und Farbe von Kostümen, Hüten etc. subtile Signale.
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Das Bekannteste ist wohl, als sie zur Parlamentseröffnung, bei der es darum ging, das Ja zum Brexit in Gesetze zu gießen, einen Hut in Ultramarinblau mit goldgelben Knöpfen trug. Exakt so wie die blaue Sternenflagge der Europäischen Union – die ihrerseits wieder angeblich auf den blauen Mantel und den Sternenkranz der Muttergottes zurückgeht. War das ein diskreter Hinweis: "Ich erinnere euch daran, was ihr törichterweise von euch gewiesen habt"? Oder wollte sie schlicht sagen, dass es eben um ein Thema von ganz grundsätzlicher Bedeutung geht?

Überlegungen dieser Art sind zulässig, weil die Königin bei früheren Gelegenheiten durch Auswahl und Farbe von Kostümen, Hüten etc. subtile Signale gab – etwa als sie bei einer Rede zu Ehren der Spitalsmitarbeiter ein Kleid im Grün der Spitalskluft trug.

Der neue König, Charles III, war gesellschaftspolitisch viel weniger zurückhaltend. Wird er seinen Einsatz für die Umwelt und vor allem für den Regenurwald fortsetzen, der gerade am Amazonas unter der Ägide eines üblen Rechtspopulisten abgefackelt wird? Oder wird er sich auch auf "dress statements" – Weste in Amazonasgrün – beschränken müssen? (Hans Rauscher, 9.9.2022)