Die Donau leidet unter übermäßiger Schifffahrt, der Wald unter intensiver Beforstung. Es gibt aber auch grüne Pionierprojekte: Die Renaturierung der Donauauen oder die Vision schwimmender Kleinkraftwerke. Im Folgenden ein kleiner Einblick in die "Dos and Don'ts" in Umweltfragen.

Kabinenschifffahrt: Belastung für Donau und Dörfer

Intensive Schifffahrt bleibt ein Problem für die Donau.
Foto: Heribert Corn

Sie starten meist im bayrischen Passau und fahren hinunter bis zur Engstelle Eisernes Tor in Rumänien: große Kabinenschiffe, oft, mit Ozeanriesen vergleichend, als "Kreuzfahrtschiffe" tituliert. In den Jahren vor der Pandemie sind die Fahrten um 50 Prozent gestiegen, lagen zuletzt bei 5000 pro Jahr – eine große Belastung, nicht nur für die Donau, teils auch für die Anrainer. So verdienen die Wachaudörfer beispielsweise nichts an den Anlegestellen. Was bleibt, ist der Mist: Fäkalien und Abfälle sollen immer wieder ungeklärt in die Donau gekippt worden sein.

Seit 2018 kämpft eine Bürgerinitiative in Krems gegen die Verunreinigung des Flusses. Die Politik wurde sensibilisiert. Man kontrolliert engmaschiger, Schiffe pumpen ihren Mist nun ab oder klären ihn an Bord. Die Messdaten seien heute sehr gut und "normal" für ein mitteleuropäisches Gewässer, heißt es vonseiten der Behörden. Verglichen mit den 1970er-Jahren stimmt das: Damals wurde, wie heute nur noch in Ungarn, Serbien und Rumänien üblich, gar nicht geklärt.

Dunkelsteinerwald: Monokulturen und Bodenverdichtung

Viel Wald, aber nicht immer der richtige, meinen Umweltschützer.
Foto: Imago/Volker Preußer

Der Dunkelsteinerwald zieht sich wie ein grünes Band von Melk bis Stift Göttweig und lockt jedes Jahr Scharen von Wanderern und Radfahrerinnen an. Die Natur kommt in der Region aber oft zu kurz, kritisieren Fachleute wie Erhard Kraus von der Forschungsgemeinschaft Lanius.

Große Forstbetriebe setzen nach wie vor auf Monokulturen aus Fichten oder Douglasien. Buchen- und Eichenwälder werden reduziert. "Damit entstehen labile Ökosysteme, anfällig für Trockenheit, Stürme und Borkenkäfer", sagt Kraus. Schwere Forstmaschinen, die den Waldboden verdichten, schädigen die Symbiose zwischen Bäumen und Pilzen.

"Anstatt die Resilienz der Wälder zu stärken, tut man weiter wie bisher, und die Behörden winken das durch", kritisiert der Naturschützer. Im Dunkelsteinerwald treffen zwar mehrere Schutzgebiete aufeinander, verwirklicht seien sie aber nicht. Die Forschungsgemeinschaft Lanius will das ändern und führt als Bürgerinitiative derzeit mehrere Verfahren gegen einzelne Forstbetriebe.

Renaturierung der Donauauen: Das EU-geförderte Life-Projekt bei Rossatz

Alles für die Fisch’ – und ein bisserl auch für den Menschen: die Wiederherstellung der Donau-Altarme.
Foto: Heribert Corn(10.9.2022)

Auf Gemälden von Wachaumalern um die Mitte des 19. Jahrhunderts ist sie noch in ihrer ursprünglichen Wildheit zu bewundern. Die Donau war, wie heute nur mehr sehr wenige Flüsse in Europa, von vielen Nebenarm-Verästelungen, Flachufern und Inseln durchzogen und durch die wechselnden Pegelstände einem beständigen Wandel unterworfen. Für die Artenvielfalt, für Fische, Vögel und Pflanzen, war das ein Paradies.

Mit der Industrialisierung wurde die Donau jedoch wie ein Kanal begradigt, Schiff, Mensch und Profit wurde der Vorrang eingeräumt. In der Wachau hatten sich zwar auf einem Teilabschnitt bei Rossatz einige der Altarme erhalten. Sie verloren jedoch zusehends ihre Anbindung an den Hauptstrom und damit die nötige Sauerstoffzufuhr. Als Rückzugsgebiete zum Laichen und Brüten sind die Nebenarme für Fisch- und Vogelarten essenziell. Der Wellenschlag durch intensive Schifffahrt beförderte das Artensterben.

2015 wurde daher das Renaturierungsprojekt Auenwildnis Wachau gestartet. 3,9 Millionen Euro, davon 50 Prozent aus dem EU-Life-Programm, wurden in die Hand genommen, riesige Erdmassen bewegt, um einen Donauarm komplett neu zu schaffen und bestehende miteinander zu verbinden. 6000 Schwarzpappeln wurden gepflanzt, Tümpel für Amphibienarten angelegt, kilometerlange Flachufer geschaffen, die Jungfische ebenso brauchen, wie sich auch badende Menschen daran erfreuen.

2022 endeten nach vielen bürokratischen Verzögerungen die Arbeiten. Der Lohn: Schon im ersten Jahr habe man sehen können, "dass sich die Fischbestände erholen", sagt der involvierte Ökologieexperte Hannes Seehofer.

Strom-Boje: Kleinkraftwerke in der Donau

Der Prototyp der Strom-Boje schwimmt in Kienstock bei Rossatz.
Foto: Aqua Libre

Nicht ein großes Kraftwerk, sondern viele kleine – so lautet die Vision von Fritz Mondl. Der Kremser ist Erfinder und Entwickler der Strom-Boje. Das Konzept wirkt auf den ersten Blick einfach: Die Boje, rund zehn Meter lang, schwimmt im Gewässer. Die Strömung treibt eine Turbine an, die mit einem Generator Strom erzeugt.

Im Detail war die Entwicklung des Kleinkraftwerks aber schwierig. Weltweit gab es keine Beispiele, Mondl musste alles neu erforschen. Problematisch gestaltete sich auch die Bewilligung, als er die erste Boje bei Rossatz ins Wasser ließ. Monitorings kosteten das Unternehmen 300.000 Euro. Die Mittel gingen aus, das Projekt kam zum Stillstand.

2019 gründete Mondl die Firma neu und holte sich Partner an Bord. Ab 2023 will das Unternehmen in Österreich mehrere Strom-Bojen-Parks realisieren. In Zeiten der Energiekrise sei die Politik nun "besonders kooperativ", sagt Mondl. (Stefan Weiss, Jakob Pflügl, 10.9.2022)