Andreas Hanger galt schon länger als mögliche Ergänzung zu Laura Sachslehner, jetzt könnte er ganz übernehmen

Foto: Der Plankenauer

Dem ÖVP-Chef soll es gereicht haben, seiner politisch rechten Hand ebenso: Am Freitagabend konnten sich Karl Nehammer und Laura Sachslehner nicht mehr auf eine gemeinsame Linie verständigen. Dass sie, das Sprachrohr der Volkspartei, in ihrer Kritik an den Grünen bis zu einem drohenden Koalitions-Aus vorgeprescht war; hatte ihn, den Kanzler, massiv verärgert. Spätnachts war klar: Laura Sachslehner wird nicht mehr Generalsekretärin bleiben – ob freiwillig oder erzwungen.

Am Samstagvormittag verkündete die Politikerin dann ihren Rückzug, rasch geisterten erste Nachfolgekandidaten durch die Medien. Während Sachslehner nach dem Rückzug ihres Vorgängers Axel Melchior sehr rasch ausgewählt wurde, will sich die ÖVP diesmal mehr Zeit lassen. Am Samstag werde es sicher nicht mehr zu einer Entscheidung kommen, hieß es. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten derzeit drei Männer.

APA

Kurt Egger, Wirtschaftsbund

Da wäre zunächst Kurt Egger, der auf Bundesebene noch recht unbekannt ist. Egger hat aber bereits eine lange Politkarriere hinter sich, er war bereits Anfang der 2000er-Jahre Generalsekretär der Jungen ÖVP. Über Stationen in der steirischen Wirtschaftskammer ging es für ihn dann in den Grazer Gemeinderat; im Oktober 2021 zog er dann in den Nationalrat ein, wo er nun Mediensprecher ist. Beruflich ist Egger ebenfalls bei der Volkspartei tätig, nämlich als Generalsekretär des Wirtschaftsbunds – laut Parlament ein Job, der in die Einkommenskategorie 5 fällt (mehr als 12.000 Euro pro Monat).

Andreas Hanger, U-Ausschuss

Zu weitaus größerer Bekanntheit hat es der andere Kandidat gebracht: Andreas Hanger. Er übernahm im Ibiza-U-Ausschuss die türkise Fraktionsführung und fiel seither mit lauter Kritik an der Ausschussarbeit der anderen Parteien auf. Im ÖVP-Korruptionsausschuss wollte er sich mäßigen und "Hanger 2.0" werden, das klappt aber nicht immer. Hanger wäre jedenfalls ein wahlkampftauglicher, weil konfrontativer Generalsekretär; damit aber eine Fortsetzung des Sachslehner’schen Stils, weshalb ihm derzeit wenige Chancen eingeräumt werden.

Alexander Pröll, Bundespartei

Einen ganz anderen Stil pflegt Alexander "Xandi" Pröll. Er wurde Sachslehner als Bundesgeschäftsführer an die Seite gestellt, kümmerte sich also um Organisatorisches bei der Volkspartei. Der Sohn von Ex-Parteiobmann Josef Pröll ist natürlich gut vernetzt, er gilt als verbindlich und zurückhaltend. Erfahrungen sammelte er im Kabinett des damaligen Kanzlers Sebastian Kurz. Gegen Pröll spricht, dass er noch nie als Abgeordneter tätig war und daher keine große Erfahrung in öffentlichen Auftritten hat. Pröll dürfte zumindest interimistisch einmal übernehmen.

Breites Feld

Die Bestellung von Generalsekretären folgte in der ÖVP bislang keinem Muster: Es gab Wechsel aus Führungspositionen von parteiinternen oder nahestehenden Jugendorganisationen (Gernot Blümel, Elisabeth Köstinger), aus dem U-Ausschuss (Werner Amon) oder aus Kabinetten bzw. Ministerien (Stefan Steiner, Axel Melchior). Chancen hätten demzufolge auch JVP-Generalsekretärin Sabine Hanger, die Tochter von Andreas Hanger; ÖAAB-Generalsekretär Christoph Zarits oder JVP-Vize Nico Marchetti. Andere Namen, die fallen, sind Eva-Maria Himmelbauer oder die Vize-Generalsekretärin im Wirtschaftsbund Carmen Jeitler-Cincelli. (Fabian Schmid, 10.9.2022)