Noch vor drei Wochen, als die Ukraine unter dem Damoklesschwert russischer Raketen ihren Unabhängigkeitstag beging, schien ihr Schicksal so gut wie besiegelt. Zwar mochte die Armee den vorrückenden russischen Invasoren da und dort Nadelstiche versetzen. Die angekündigte Gegenoffensive kam aber nicht und nicht ins Rollen.

Am Wochenende strafte Kiew nun die Defätisten aller Länder Lügen.
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Das Echo im Westen ließ nicht lange auf sich warten. Immer lauter, immer schriller wurden die Stimmen jener, die es schon immer besser wussten: Waffenlieferungen brächten nichts, war zu vernehmen, sie verlängerten nur den Krieg, Russland sei militärisch ohnehin nicht zu besiegen.

Am Wochenende strafte Kiew nun die Defätisten aller Länder Lügen. Mit der rasend schnellen Rückeroberung der beiden Logistikzentren Isjum und Kupjansk hat die ukrainische Armee den Kriegsherrn im Kreml derart harte Schläge zugefügt, dass sie einer öffentlichen Demütigung gleichkommen. Möglich gemacht haben dies gerade die modernen Waffen, die der Westen, vor allem die USA, der Ukraine geliefert hat.

Noch kann von einem nahenden Sieg der Ukraine gegen Wladimir Putins Aggression freilich keine Rede sein. Wie es wirklich zugeht an der Front, ist von außen kaum zu überprüfen. Hätte es sechseinhalb Monate nach Kriegsbeginn aber eines Beweises bedurft, dass sich die militärische Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen den russischen Imperialismus auszahlt – das vergangene Wochenende hat ihn geliefert. (Florian Niederndorfer, 11.9.2022)