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Madrid – Remco Evenepoel hat sich den Triumph bei der Spanien-Radrundfahrt Vuelta a Espana nicht mehr nehmen lassen. Der 22-Jährige kam am Sonntag auf der 21. Etappe über 96,7 Kilometer von Las Rozas nach Madrid als 40. ins Ziel und setzte sich gesamt 2:02 Minuten vor dem Spanier Enric Mas durch. Rang drei ging an dessen Landsmann Juan Ayuso (+4:57). Den letzten Tagessieg sicherte sich im Sprint der Kolumbianer Juan Sebastian Molano, der elf Sekunden vor Evenepoel durchs Ziel fuhr.

Für Evenepoel war es der erste Erfolg bei einer großen Rundfahrt, er ist zudem der erste Belgier seit 44 Jahren – Johan de Muynck siegte 1978 beim Giro d'Italia – der eine der drei großen Landesrundfahrten gewinnen konnte. Der Quick-Step-Fahrer avancierte zum jüngsten Vuelta-Champion seit Angelino Soler 1961 und trat in die Fußstapfen des Slowenen Primoz Roglic, der die Auflagen 2019, 2020 und 2021 allesamt für sich entschieden hatte. Die Vuelta wurde dieses Jahr zum 77. Mal ausgetragen.

Langer Leidensweg

Im Roten Trikot kostete König Remco I. die Feierlichkeiten zu seinen Ehren auf der Paisaje de la Luz in Madrid voll aus. Drei Wochen hatte sich der 22-Jährige durch die Vuelta gequält, Widerstände in den Bergen überwunden und am Ende eine jahrzehntelange Durststrecke der stolzen Radsport-Nation Belgien beendet und löste ein großes Versprechen ein.

"Es ist unglaublich. Ich weiß nicht, was gerade durch meinen Körper und meinen Kopf geht", hatte Evenepoel nach der 20. und vorletzten Etappe am Samstag gesagt. Es flossen Tränen der Freude, die auf der "Tour d'Honneur" am Sonntag nach Madrid getrocknet waren. Der Gesamtführende wurde traditionell nicht mehr attackiert.

Evenepoel belohnte sich in Spanien auch für einen langen Leidensweg. 2020 war der Profi vom Team Quick-Step Alpha Vinyl bei der Lombardei-Rundfahrt schwer gestürzt, Evenepoel fiel mehrere Monate aus. "Der Sturz hat ihn ein Jahr seiner Karriere gekostet", sagte Teamchef Patrick Lefevere.

2021 wagte sich ein genesener Evenepoel beim Giro erstmals an eine Grand Tour – und scheiterte. Kritik kam auf, Evenepoel schlug auf dem Rad zurück. 2022 wurde zu seinem Jahr. Im Frühjahr gewann er den Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich, nun folgte der Vuelta-Coup. "Es ist ein unglaubliches Jahr", sagte Evenepoel, der in Spanien zwei Etappen gewann.

In seiner Heimat, in der Evenepoel mit dem großen Eddy Merckx verglichen und in dessen Anlehnung "Kannibale von Schepdaal" genannt wird, wurde Evenepoels Erfolg gefeiert. Für ihn dürfte sich der Erfolg auch langfristig finanziell auszahlen.

Um Evenepoel, der mit 16 noch Fußball-Nachwuchsnationalspieler Belgiens war, läuft auf allen Kanälen eine durchgestylte PR-Maschine. Sogar eine eigene Kleidungslinie inklusive Onlineshop gehört zum Repertoire. Ein rotes Shirt gab es am Sonntag allerdings noch nicht zu kaufen.

Österreichs einziger Teilnehmer Gregor Mühlberger kam zum Abschluss als 116. ins Ziel und wurde Gesamt-50. (+2:25:08 Stunden). (sid, APA, red, 11.9.2022)

Ergebnisse der Spanien-Radrundfahrt Vuelta a Espana

21. Etappe (Las Rozas-Madrid/96,7 km):

1. Juan Sebastian Molano (COL) UAE 2:26:36 Stunden
2. Mads Pedersen (DEN) Trek
3. Pascal Ackermann (GER) UAE
4. Mike Teunissen (NED) Jumbo
5. Danny van Poppel (NED) Bora
6. Kaden Groves (AUS) BikeExchange.

Weiter: 27. Juan Ayuso (ESP) UAE alle gleiche Zeit – 32. Enric Mas (ESP) Movistar +11 Sekunden – 40. Remco Evenepoel (BEL) Quick-Step gleiche Zeit – 116. Gregor Mühlberger (AUT) Movistar +2:03 Minuten

Gesamtwertung-Endstand:

1. Evenepoel 80:26:59 Std.
2. Mas +2:02 Min.
3. Ayuso +4:57
4. Miguel Angel Lopez (COL) Astana +5:56
5. Joao Almeida (POR) UAE +7:24
6. Thymen Arensman (NED) DSM +7:45.

Weiter: 50. Mühlberger +2:25:08 Std.