Demonstranten trugen Ikonen durch das Stadtzentrum.

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Belgrad – Erneut sind in Belgrad tausende Demonstrantinnen und Demonstranten gegen die in der serbischen Hauptstadt geplante Europride auf die Straße gegangen. Anhängerinnen und Anhänger rechtsextremer Gruppierungen, Motorradrocker und serbisch-orthodoxe Priester marschierten am Sonntag durch die Stadt, um gegen die Veranstaltung der LGBTQ-Bewegung zu demonstrieren.

Die Europride ist eine paneuropäische Großveranstaltung der LGTBQ-Bewegung, die seit 1992 jeden Sommer in einem anderen europäischen Land organisiert wird. Die englische Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer.

Vučić für Absage

In diesem Jahr soll die Europride laut ursprünglicher Planung vom 12. bis zum 18. September in der serbischen Hauptstadt stattfinden; für den vorletzten Tag ist der Pride March vorgesehen, der mit der Parade zum Christopher Street Day vergleichbar ist. Der serbische Präsident Aleksandar Vučić hatte Ende August eine Absage oder Verschiebung der Europride angekündigt.

Die Organisatoren verurteilten seine Äußerungen und betonten, Vučić habe keine Befugnis, die Veranstaltung abzusagen. Sie halten an ihren Plänen fest.

Einfluss der Kirche

Die serbisch-orthodoxe Kirche spielte in der Vergangenheit eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung der öffentlichen Meinung über Schwule, Lesben und andere sexuelle Minderheiten. So brandmarkte sie die Pride-Paraden in Belgrad als "Schande".

Gaypride-Märsche in Belgrad in den Jahren 2001 und 2010 waren von Gewalt überschattet. Seit 2014 findet die Kundgebung regelmäßig statt, begleitet von einem großen Sicherheitsaufgebot. (APA, 12.9.2022)