Der Sarg von Elizabeth II wird am Dienstagabend zum Buckingham-Palast gefahren, wo er über Nacht bleibt.

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London/Edinburgh/Belfast – Der Sarg von Queen Elizabeth II. ist am Dienstagabend an Bord einer Transportmaschine der britischen Luftwaffe auf dem Luftwaffenstützpunkt Northolt im Westen Londons gelandet. Auch König Charles III. war auf dem Heimweg in die britische Hauptstadt. Ein Flieger brachte den Monarchen und seiner Ehefrau Königin Camilla am Abend aus der nordirischen Kapitale Belfast zurück. Der Sarg von Elizabeth II wird nun zum Buckingham-Palast gefahren, wo er über Nacht bleibt.

Charles III besucht Nordirland

Der Sarg mit der verstorbenen Königin wurde in Northolt mit militärischen Ehren empfangen. Auch die britische Premierministerin Liz Truss und Verteidigungsminister Ben Wallace nahmen an der Zeremonie teil. Prinzessin Anne begleitete ihre Mutter auf ihrer letzten Flugreise von Edinburgh gemeinsam mit ihrem Ehemann Tim Laurence an Bord des Flugzeugs vom Typ C-17 Globemaster. In der schottischen Hauptstadt hatten die dortige Regierungschefin Nicola Sturgeon und der britische Schottland-Minister Alister Jack der Queen am Flughafen die letzte Ehre erwiesen.

Der Monarch und seine Ehefrau reisten am Dienstag von Edinburgh nach Nordirland.
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Abschied in Schottland

Die Queen war am Donnerstag im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben. Ihr Leichnam wurde zunächst von Balmoral nach Edinburgh überführt. Dort gab es am Montag eine Prozession, zu der auch der neue König angereist war. König Charles III führte in der Altstadt den Trauerzug mit dem Sarg an. Tausende Schottinnen und Schotten säumten den Weg, als neben Charles auch seine Geschwister Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward hinter dem Leichenwagen einherschritten. Die Prozession führte zur St Giles' Cathedral, in der ein Gottesdienst stattfand.

Die vier Kinder der Queen hielten am Sarg eine kurze Totenwache.
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Der geschlossene Sarg wurde dort aufgebahrt, damit die Bevölkerung weiter Abschied nehmen kann. Am Montagabend standen die vier Kinder der Queen an den vier Seiten des Sarges und hielten eine kurze Totenwache.

VIDEO: Nicht nur in Großbritannien, auch im zum Vereinigten Königreich gehörenden Nordirland ist die Trauer um die am Donnerstag verstorbene Elizabeth II groß. Hillsborough Castle, die offizielle Residenz britischer Monarchen in Nordirland, wurde zur Pilgerstätte für Trauernde.
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Charles' Reisen nach Schottland und Irland sind Teil der Trauertage, die Besuche des neuen Königs in allen vier britischen Landesteilen vorsehen. Auch ein Besuch in Wales ist noch geplant.

Leichenzug durch London am Mittwoch

Am Mittwoch führt Charles dann in London einen Leichenzug an, der vom Buckingham-Palast zum Parlament führen soll. Dort wird der Sarg in der Westminster Hall aufgebahrt. Zur Totenwache werden hunderttausende Menschen erwartet. Die Zeitung "The Times" geht von 750.000 Besuchern, einer Schlange von acht Kilometern und einer Wartezeit von 20 Stunden aus. Von Queen Mum hatten im Jahr 2002 etwa 200.000 Menschen am Sarg Abschied genommen.

VIDEO: Am Sonntag wurden die sterblichen Überreste Königin Elizabeths II. von Balmoral nach Edinburgh überstellt. Zehntausende Menschen nahmen von ihr Abschied
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Bis zum Morgen des Staatsbegräbnisses hat die Bevölkerung die Möglichkeit, der Queen einen letzten Besuch abzustatten und sich zu verabschieden. Das Staatsbegräbnis, zu dem neben rund 500 Staats- und Regierungschefs auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen als Vertreter Österreichs anreisen will, ist für Montag kommender Woche angesetzt. Die Britinnen und Briten erhalten dafür einen Extrafeiertag. Bis dahin gilt Staatstrauer. Einige Länder sind bei der Beisetzung jedoch unerwünscht, namentlich Russland, Belarus und das Militärregime von Myanmar. Der Iran soll nur auf diplomatischer Ebene vertreten sein.

Größter Polizeieinsatz in der Geschichte Großbritanniens

Die Trauerfeier ist nicht nur ein historisches Ereignis, sondern auch eine riesige Herausforderung für die Sicherheitskräfte. "Dies wird wahrscheinlich die größte Polizei- und Schutzoperation sein, die das Vereinigte Königreich je durchgeführt hat", sagte Nick Aldworth, ehemaliger Nationaler Koordinator für die Terrorismusbekämpfung. Die Bedrohungslage sei eine ganz andere als bei früheren königlichen Beerdigungen, wie beispielsweise bei jener der Königinmutter 2002 oder der von Prinzessin Diana 1997.

Die stärksten Sicherheitsvorkehrungen werde es in und um den Bezirk Westminster geben, in dem das Parlament, die Westminster Abbey – wo die Trauerfeier mit den Staatsgästen stattfindet – und der Buckingham Palace liegen, sagte Stuart Cundy, stellvertretender Präsident der Metropolitan Police.

Trauerbeflaggung in Österreich

Indes hat das Bundeskanzleramt für den Begräbnistag von Queen Elizabeth II auf Bundesgebäuden Trauerbeflaggung angeordnet. Fahnen in Staatsfarben seien am 19. September auf Bundesgebäuden auf halbmast zu setzen, die EU-Flagge sei einzuholen. Die Landeshauptleute wurden in einem Schreiben um gleichartige Regelungen für Landesimmobilien ersucht, wie auch Medien berichteten. Ein Erlass über Trauerbeflaggung in Niederösterreich stieß bei SPÖ-Gemeindevertretern auf Unverständnis.

Die Regelung des Bundes gilt am 19. September von sieben bis 19 Uhr für alle bundeseigenen und jene nicht im Bundeseigentum stehenden Gebäude, in denen Dienststellen des Bundes untergebracht sind. Alternativ können Flaggen in den Staatsfarben unter Verwendung eines Trauerflors – notfalls auch schwarze Flaggen – gehisst werden, hieß es.

Das Amt der niederösterreichischen Landesregierung/Abteilung Landesdirektion hat analog zum Bund für den 19. September Trauerbeflaggung für landeseigene sowie nicht im Landeseigentum stehende Gebäude, in denen jedoch Dienststellen des Landes untergebracht sind, angeordnet. "Bei allem Respekt vor der verstorbenen englischen Königin. Aber es ist für mich völlig unverständlich, dass hier eine Trauerbeflaggung für ein nicht demokratisch legitimiertes Staatsoberhaupt, noch dazu für ein Land, das nicht mehr Mitglied der Europäischen Union ist, angeordnet wird", kritisierte der Präsident des niederösterreichischen Gemeindeverwaltungsverbandes (GVV) Rupert Dworak am Dienstag in einer Aussendung. (APA, red, 13.9.2022)