Unter dem Hashtag #NotMyKing sammeln sich die Kritikerinnen und Kritiker der Monarchie in Großbritannien.

Foto: Marco BERTORELLO / AFP

Unter die zahlreichen Bilder von trauernden Menschen in Großbritannien mischen sich auch immer mehr jene mit Protestschildern gegen die Obrigkeit. Mit Schriftzügen wie "Schafft die Monarchie ab" oder "Nicht mein König" – in Bezug auf den neuen Monarchen Charles III – machen die Menschen im Vereinigten Königreich ihrem Unmut über die Staatsform Luft. Doch vor allem während der offiziellen Phase der Trauer um Queen Elizabeth II, die bis sieben Tage nach dem Begräbnis stattfindet, ist Kritik an der Monarchie unerwünscht.

Britische Medien berichten von mehreren Festnahmen rund um die Trauerfeierlichkeiten. Vor der St Giles' Cathedral im schottischen Edinburgh – wo der Sarg der Königin aufgebahrt ist – hatte am Sonntag eine Frau zwei kritische Schilder hochgehalten. Die 22-Jährige wurde festgenommen, weil sie "den Frieden gebrochen" habe, heißt es vonseiten eines Sprechers der schottischen Polizei.

Kritik an Andrew

Am Montag – bei der Prozession mit dem Sarg durch Edinburgh – rief ein junger Mann Prinz Andrew von der Seite zu, dass er ihn "abscheulich" finde. Dem Sohn der Queen wird Missbrauch einer Minderjährigen im Zusammenhang mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein vorgeworfen. Ein Polizist führte ihn harsch ab. Ebenso wurde eine Frau nahe Westminster Hall festgenommen, weil sie ein Schild mit der Aufschrift hochhielt, dass Charles III nicht ihr König sei.

Frage nach Legitimation

Für das größte Aufsehen sorgte aber sicher der Fall von Symon Hill, der während der Proklamation von Charles verhaftet wurde. Nach der Ernennung des neuen Königs habe er gerufen: "Wer hat ihn gewählt?" Laut seiner eigenen Erzählung auf Twitter bezweifelte er, dass ihn viele in der Menge gehört hätten. Nur zwei, drei Menschen neben ihm hätten ihn aufgefordert, ruhig zu sein.

Laut amtshandelnden Polizisten wurde er auf Basis des 2021 verabschiedeten Polizeigesetzes verhaftet, das der Exekutive ein Eingreifen erlaubt, wenn Proteste "ungerechtfertigt laut" vorgetragen werden oder "einen signifikanten Einfluss auf andere" haben. Hill schrieb auf Twitter, dass er sich weder respektlos über die verstorbene Queen geäußert noch die Trauer der Menschen gestört habe.

Leeres Blatt Papier

Darunter berichtete ein Twitter-User, dass ihm die Polizei in London ebenso mit diesem Gesetz gedroht habe. Auf dem Parliament Square habe er ein leeres Blatt Papier hochgehalten. Ein Polizeibeamter habe ihn dazu befragt und bestätigt, dass er verhaftet worden wäre, hätte sich auf dem Papier der Spruch "Nicht mein König" befunden.

Republikanische – also antimonarchistische – Bewegungen wollen nun in den Dialog mit den Behörden treten, um die Regeln für Demonstrationen während der Trauerphase festzulegen. Die Gruppierung "Republic" will Proteste rund um die Krönung von Charles III planen, "und wir erwarten, dass sie erlaubt werden und friedlich stattfinden", schrieb die Vereinigung auf Twitter. (bbl, 13.9.2022)