Julia Garner bekam einen Emmy für die beste Nebenrolle in "Ozark".

Foto: APA/AFP/FREDERIC J. BROWN

Es war ein Neustart und ein Durchatmen: Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause wurden am Montag in Los Angeles die 74. Emmy Awards wieder vor Livepublikum verliehen. Gala, Glanz und Posen auf dem roten Teppich einerseits, gleichzeitig war es eine Routineveranstaltung wie so viele andere davor, die sich da im Microsoft Theater abspielte.

Große Sensationen blieben letztendlich aus, waren aber aufgrund der Nominierungen auch nicht zu erwarten. Im Jahr minus eins vor Alphaserien wie "House of the Dragon" und "Ringe der Macht" und voraussichtlich im November der nächsten Staffel von "The Crown" waren weniger die spektakulären Neustarts unter den Gewinnern, sondern weitgehend mehr vom Selben.

Verdienter Sieg für "Succession"

Das muss kein Nachteil sein. Eine Serie wie "Succession" hat den Emmy auch für ihre vierte Staffel verdient. Die liebenswürdige Comedy "Ted Lasso" von Apple TV+ bekam erneut einen Hauptpreis, Zendaya wurde für "Euphoria" völlig zu Recht zum zweiten Mal die Trophäe als beste Hauptdarstellerin verliehen. Julia Garner ist eine würdige Preisträgerin der letzten Staffel von "Ozark". Dass die eher missglückte Hochstaplerserie "Inventing Anna" leer ausging, war übrigens ebenso in Ordnung. Jean Smart hatte als alternde Comedienne in "Hacks" auch schon 2021 gewonnen.

Neuer Gewinner des Abends war "The White Lotus" mit insgesamt zehn Emmys, unter anderem für beste Mini-/Anthologieserie, bestes Drehbuch und beste Regie. Die HBO-Serie ist eine bissige Satire über herrlich angewappelte Gäste eines Luxushotels, somit auch kein Science-Fiction- oder Fantasy-Schlachtross. Immerhin sechs Emmys gingen an "Squid Game" von Netflix, eine echte Überraschung war der Preis für Lee Jung-jae als besten Drama-Darsteller.

HBO klar vor Netflix

Die Dominanz von HBO und dessen Streamingplattform HBO Max war mit 37 Trophäen in diesem Jahr wieder erdrückend. Netflix nahm nur 26 Emmys mit nach Hause, am Galaabend sogar nur drei. Die Zahlen sind fast das genaue Gegenteil von 2021, als Netflix insgesamt 44 Emmys erhielt, während HBO und HBO Max nur 19 erhielten.

Erfrischend anders war die diesjährige Emmy-Verleihung aber doch, und zwar in punkto Diversität: Obwohl von 25 Hauptkategorien nur sieben Awards an People of Color gingen, war Bewegung sichtbar. Zum zweiten Mal in der Geschichte der Emmys überhaupt gingen beide Hauptdarstellerstatuetten in der Kategorie Drama an nichtweiße Schauspieler, Zendaya für "Euphoria" und Lee Jung-jae für "Squid Game". Der koreanische Schauspieler ist der erste asiatische Schauspieler, der in seiner Kategorie gewonnen hat und erst der dritte männliche Schauspieler asiatischer Abstammung überhaupt, der jemals einen Emmy gewonnen hat. Er ist der zweite Schauspieler, der jemals von der Fernsehakademie für eine Darbietung in einer anderen Sprache als Englisch ausgezeichnet wurde – nur eine Woche nach der "Squid Game"-Gastdarstellerin Lee Yoo-mi, die ihre Trophäe letztes Wochenende bei den Creative Arts Emmys erhielt. (prie, 13.9.2022)