Zu wissen, wo man sparen kann, hat seine Vorteile. Speziell, wenn der Strompreis im kommenden Jahr noch etwas nach oben wandert.

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Ein Smartphone jeden Tag eine Stunde zu laden kostet in etwa vier Euro pro Jahr. Das ist angesichts neuer Preise von bis zu 40 Cent pro Kilowattstunde gar nicht so erschreckend, wie man das zunächst annehmen könnte. Die Summe an möglichen Entertainment-Geräten mit Stromanschluss kostet am Ende des Tages – oder Jahres – dann aber doch eine nicht unwesentliche Summe. Grund genug, sich diese Zahlen und das mögliche Sparpotenzial etwas genauer anzusehen.

Kopfrechnung

Wie rechnet man sich den Verbrauch eigentlich aus? Bei bestimmten Geräten ist es einfach. Ein aktuelleres iPhone oder Samsung Galaxy lädt man einmal täglich in einer Stunde mit etwa 30 Watt. Diese Wattstunden multipliziert man mit 365 und bekommt so für ein Jahr rund 11 Kilowattstunden. Bei einem Preis von 37,30 Cent pro Kilowattstunde, den viele Stromanbieter derzeit in etwa verrechnen, kommt man somit auf rund vier Euro im Jahr.

Das passive Laden, also wenn der Akku bereits voll ist, lässt sich mittlerweile mit Software – beim iPhone etwa mit der Einstellung "Optimiertes Laden der Batterie" – entschärfen, auch wenn modernere Geräte hier trotz Kabelverbindung kaum Strom weitersaugen. Ein größerer Stromfresser ist da induktives Laden, das neben einem schlechten Wirkungsgrad laut Erhebungen auch dem Akku langfristig schaden kann.

Gaming kostet, vor allem moderne Konsolen und große Monitore und TV-Geräte brauchen viel Strom.
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Homeoffice

Wie sieht es aber bei größeren Geräten aus, beispielsweise dem von vielen im Homeoffice genutzten Laptop? Für diese Rechnung gehen wir von einem typischen Arbeitstag von acht bis zehn Stunden aus. Mit einem Wert von 60 Watt rechnen wir circa den Schnitt aus einfachem Youtube-Video-Schauen (rund 17 Watt) und ebenfalls auftretender Volllast (rund 110 Watt). 2022 hat 249 Werktage, abzüglich fünf Wochen Urlaub bleiben immerhin 224 Tage für diese Rechnung, an denen wir 10 Stunden mal 60 Watt rechnen und so auf 600 Wattstunden kommen. Das ergibt 134 KWh und somit beim obengenannten Strompreis rund 50 Euro im Jahr. Bei zwei Berufstätigen mit ähnlichem Notebook sind das also rund 100 Euro im Jahr, sofern man nicht auch am Wochenende ähnlich viel Zeit am Gerät verbringt, um beispielsweise Möbel zu bestellen oder Videos zu streamen. Dann kommen natürlich noch einmal einige Euro dazu.

Meistens hat man zum Laptop natürlich noch einen Monitor, der je nach Modell ebenfalls mindestens 60 Watt benötigt. Ergibt erneut etwa 50 Euro im Jahr pro Person. Achtung: Der 32-Zoll-Gaming-Monitor von ROG, den wir für eine Testmessung herangezogen haben, braucht im Betrieb sogar 75 Watt und im Standby satte 20 Watt. Mit einer G-Bewertung in Sachen Energieeffizienz zwar nicht ohne Vorwarnung, dennoch wären das rund 65 Euro im Jahr alleine im Standby.

Smartphones gehören nicht zu den großen Preistreibern.
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Gaming-PCs sind ebenfalls Stromfressmonster, mit meist zumindest 200 bis 300 Watt im Vollbetrieb. Spielt man also nach einem langen Arbeitstag noch zwei Stunden bei einer durchschnittlichen Ausstattung (beleuchtete Tastatur, Maus), ergibt das obendrauf 60 bis 70 Euro pro Jahr. Diese Zahlen können je nach Wirkungsgrad des genutzten Netzteils variieren, geben aber in jedem Fall einen guten Anhaltspunkt, was einen der Luxus Gaming kostet.

Apropos Gaming. Viele von uns haben mittlerweile eine Konsole an ihren 60-Zoll-Fernseher angeschlossen. Auch hier laufen die Geräte nicht gerade auf Sparflamme. Rechnet man etwa mit einer Playstation 5 – im Test immerhin 240 Watt im Betrieb – und ebenfalls rund zwei Stunden Spielzeit pro Tag, dann wären das im Jahr rund 175 kWh und damit auch etwa 65 Euro. Im Standby braucht die Konsole lediglich vier Watt, ausgeschaltet gerade einmal 0,2. Der daran angeschlossene und hoffentlich einigermaßen moderne Fernseher mit 55 Zoll läuft im Schnitt mit etwa 80 Watt pro Stunde und kostet uns bei den bereits mehrfach erwähnten zwei Stunden Konsum 58 Euro im Jahr. Hinzu kommen die Stromkosten für die permanente Standby-Zeit des TV-Geräts, die man mit etwa 13 Euro beziffern kann – jeweils bei TV und Konsole.

Vergessen darf man natürlich nicht Geräte, die fast jeder zu Hause hat. Einen WLAN-Router zum Beispiel. Dieser kostet in einer Durchschnittsrechnung mit 10 kWh pro Jahr im Dauerbetrieb etwa 30 Euro. Dreht man ihn jede Nacht ab, bringt das also etwa 10 Euro Ersparnis im Jahr. Immer gerechnet nach den aktuellen Strompreisen.

Strommessgeräte kann man sich in jedem Fall zulegen, um die eigenen Stromfresser zu finden.
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Wichtige Faktoren

Bei Familien mit mehreren Kindern und dazu passenden Entertainment-Geräten oder in Haushalten mit zusätzlichen TV-Geräten, die am Wochenende ohne Unterbrechung Netflix oder Disney+ gerne auch parallel streamen, ergeben sich bis zu 200 Euro Aufschlag. Deshalb ein kleiner sachdienlicher Hinweis: Nie eine Spielekonsole für Streaming benutzen. Ein Chromecast oder FireTV verbraucht einen sehr kleinen Bruchteil der Energie, bietet aber die gleiche Qualität.

Für Gamer gilt: LAN-Partys haben sich ohnehin in den letzten Jahren vermehrt ins Netz verlagert – heute müsste man aber wohl Eintritt verlangen, wenn man vier oder fünf Freunde für ein Wochenende mit Strom versorgt, um das neue "Call of Duty" im Multiplayer zu spielen.

Wer sich für die eigenen Stromfresser interessiert, der findet im Fachhandel diverse Messgeräte, mit denen man schnell Problemstellen entdeckt beziehungsweise ein besseres Gefühl für den eigenen Verbrauch bekommt.

Fazit

Ein Haushalt mit zwei Smartphones, zwei Tablets, einem Laptop und einem Standrechner sowie geregelten TV-Konsum-Zeiten – gern auch mit einer Konsole – erreicht dann doch gut und gerne die 300-Euro-Marke. Das klingt wohl je nach individueller Situation nach viel oder gar nicht so schlimm, wie man es vielleicht erwartet hätte.

Einsparungspotenzial gibt es fast nur mit Standby-Modi, die man vermeidet. Vor allem Monitore mit schlechter Energieeffizienz, Konsolen und TV-Geräte über Nacht vom Strom zu nehmen hilft in jedem Fall, die Kosten zumindest ein wenig zu reduzieren. Das mag heute "nur" 50 Euro im Jahr ausmachen, aber bei weiterhin steigenden Preisen wird auch dieser Betrag wachsen und Gaming, Homeoffice und regelmäßigen TV-Konsum in der Summe bald wirklich zum Luxusgut machen. (Alexander Amon, 14.9.2022)