Drei Mitstreiter der Initiative Gesundes Österreich: V.l.nr. Pädagoge Daniel Landau, Restauratorin und Mutter Eva Hottenroth und Internist Wolfgang Hagen.

Foto: IGÖ/Alex Brosch

Infektionen verhindern, und zwar ohne Lockdowns, das wollen die Menschen, die sich als "Initiative Gesundes Österreich" zusammengeschlossen haben. Ihnen ist die Luft, die Österreichs Schulkinder täglich einatmen, ein Dorn im Auge. Nicht nur, aber auch, weil in dieser eine hohe Konzentration an Viren die Gesundheit von Schülerinnen und Schüler, aber auch jene des Lehrpersonals bedrohe. Dabei setzen sie auf eine Maßnahme, die niemanden auch nur im Geringsten in ihrer oder seiner persönlichen Freiheit beschränken könnte.

Am Montag ist die Gruppe, die politisch unabhängig ist und unter anderem aus Lehrern, wie dem Gewerkschafter Hannes Grünbichler, Ärztinnen und Ärzten, wie dem Internisten Wolfgang Hagen und auch Elternvertreterinnen wie Eva Hottenroth besteht, erstmals abseits von Twitter in einem Pressegespräch in Wien an die Öffentlichkeit getreten.

Messen und Filtern

Sie fordern als ersten Schritt CO2-Messegeräte für Klassenzimmer und als zweiten einen sukzessiven Einbau von Abluftventilatoren und Filtersystemen in allen Klassen. Mediziner Wolfgang Hagen betonte beim Pressegespräch, dass sich Kinder "bei hoher CO2-Belastung schlechter konzentrieren können" und die schlechte Luftqualität herrsche an den meisten Schulen fast immer. Die geforderten Maßnahmen seien also auch über die Pandemie sinnvoll. Und: Auch wenn Kinder in der Regel weniger schwer an Covid erkrankten, führe die Masse an Infektionen, die auch diesen Herbst wieder drohe auch hier zu schweren Fällen und darüber hinaus zu Long Covid bei einigen Kindern, so Hagen.

Kritik am Bildungsminister

Mit dabei ist auch der Pädagoge und Initiator der Plattform "Yes We Care", Daniel Landau. "Niemand käme auf den Gedanken, wissentlich verschmutztes Wasser zu trinken. Doch Kindern wird zugemutet, Luft, die sie krank macht, zu atmen", sagt er am Dienstag im Gespräch mit dem STANDARD. Landau sehe ein, dass nicht alle Schulen baulich dieselben Voraussetzungen haben, schnell Filtersysteme einzubauen, doch umso mehr wundere er sich über die Untätigkeit des Bildungsminister Martin Polaschek, obwohl die Wirksamkeit der Geräte schon "lückenlos durchevidiert worden ist," so Landau, "auch nach dem dritten Covid-Sommer hat man noch nicht einmal damit begonnen, die notwendige Hardware bereitzustellen".

Auf Twitter präsentiert die IGÖÖ auch aktuelle CO2-Werte aus österreichischen Klassenzimmern.

Polaschek hatte zuletzt wieder in mehreren Medien angeben, die entsprechenden Geräte erst evaluieren lassen zu wollen. Zudem hält der Minister Lüften mit der Stoppuhr für ausreichend.

USA und GB

In Schulen in Teilen der USA und in Großbritannien würden die Geräte bereits erfolgreich eingesetzt, argumentiert man hingegen seitens der Initiative.

Eva Hottenroth, die betont, dass sie als betroffene Mutter spricht, sagt dem STANDARD: "In meinem Beruf als Restauratorin war ich immer wieder mit Luftmessungen befasst und habe auch viel Erfahrungen mit Schadstoffmessungen. Man merkt ohne Messung gar nicht, was man da einatmet." Doch an ihren Arbeitsplätzen wie etwa dem Sisi Museum oder den Kaiser-Appartements war die Luft aber nur zu Stoßzeiten schlecht. Kinder seien dem aber immer ausgesetzt, denn Luftqualität hänge "immer davon ab, wie viele Personen sind da, wie groß ist der Raum und welche Aktivität findet statt".

In Bibliotheken, wo alle schweigen, sei die Situation ganz anders als in Klassenzimmern, wo viel geredet oder vielleicht sogar gesungen wird oder Turnsälen, so Hottenroth. Diese Parameter nehme die Politik nicht ernst, obwohl es viele Studien dazu gebe, kritisiert sie: "Das ist Wissenschaftsferne in Reinkultur, ich bin wirklich sehr entsetzt."

Leistbare Systeme

Luftreinigung müsse auch nicht viel kosten, so Hottenroth. Es gebe ein "Frischluftsystem kombiniert mit einem CO2-Sensor, das an der TU Graz und dem Max-Planck-Institut gemeinsam entwickelt wurde, das nicht einmal viel kosten würde", so Hottenroth. Nach Anleitungsvideos könne man sich das selbst mit Komponenten aus dem Baumarkt zusammenstellen. Die IGÖ will auch künftig regelmäßig mit Info-Aktionen an die Öffentlichkeit treten. (cms, APA, 13.9.2022)