Irgendwie ist sie schon auch großherzig, die laut ihrem Dafürhalten auf Gerechtigkeit bedachte Ex-Generalsekretärin der ÖVP. Bei dieser ortet sie zwar einen Werteverlust und Abweichen von der "Mitte-rechts-Politik", für die sie selbst stehe – aber trotzdem wünscht sie der ÖVP "nur das Beste". Das ließ die Türkise nach ihrem Rücktritt via Krone wissen.

Im ÖVP-Grundsatzprogramm von 2015 ist zu lesen: "Wer die Hilfe der Gemeinschaft braucht, soll sie auch bekommen."
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Nicht müde wird die Frau, diese "Werte" zu beschwören, zu denen sie auch zählen dürfte, dass man zwischen Asylwerbern auf der einen Seite und "österreichischen Familien, die jeden Tag aufstehen und ihr Bestes geben" auf der anderen zu unterscheiden habe. Sie selbst gehört offenbar zu den Ganz-früh-Aufsteherinnen, habe sie doch ihren Rücktritt um fünf Uhr in der Früh beschlossen und dann den Parteiobmann informiert.

Nun setzt sich die junge Politikerin im Wiener Gemeinderat und Landtag ein, und zwar voller Hoffnung. Denn vielleicht, so meint sie, wird die ÖVP dann auch in der Bundeshauptstadt, "wo sie es leider nicht ist, die gestaltende Kraft werden".

Bis dahin wird die gewesene Generalsekretärin das Erlebte verarbeitet und Versäumtes nachgeholt haben, wie sie sagt. Vielleicht gehört ja dazu, Regierungsbeschlüsse nachzulesen (Klimabonus auch für Asylwerber) oder das ÖVP-Grundsatzprogramm von 2015. Was da zu lesen ist: "Wer die Hilfe der Gemeinschaft braucht, soll sie auch bekommen." Und: "Wir sind die Partei der politischen und gesellschaftlichen Mitte." (Renate Graber, 14.9.2022)