Holz und Pellets galten lange als gute Alternative zur fossilen Energie. Das könnte sich jetzt ändern.

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Wird Holz verbrannt, galt die erzeugte Energie bislang als erneuerbar. Mit der Reform der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU könnte sich das nun aber ändern. Die Richtlinie steckt die Ziele für den Ausbau der Erneuerbaren und reguliert deren Nutzung – die Vorschläge für Holz sorgen für Aufregung.

Auf der einen Seite warnen viele Fachleute vor einer verstärkten Abholzung in Europa. Die EU dürfe die Verbrennung von Holz nicht länger als klimaneutral anerkennen, appellieren etwa 500 Wissenschafterinnen und Wissenschafter in einem offenen Brief. Ähnlich lautete auch die Einschätzung der EU-Kommission: Sie schlug vor, Primärbiomasse aus der Erneuerbare-Energien-Richtlinie zu streichen. Waldbesitzende und Holzenergieverbände schlugen Alarm: So spricht etwa der Verein Land & Forst Betriebe Österreich (LFBÖ) von "gravierenden Folgen". Die nachhaltige Waldbewirtschaftung sei gefährdet. Es würden mit der Reform jene Energiequellen benachteiligt, die doch fossile Kraftstoffe ersetzen sollen.

Keine Förderung mehr

Die Aufmerksamkeit in der hitzigen Diskussion liegt diese Woche ganz beim EU-Parlament: Dieses stimmt am Mittwoch in Straßburg darüber ab, mit welcher Position es in die Verhandlungen mit dem Rat gehen wird. Nach langem Streit deutete der Vorsitzende des federführenden Umweltausschusses, Pascale Canfin, schließlich einen Kompromiss an: Subventionen für die Holzverheizung sollen gestrichen werden, gleichzeitig soll Primärbiomasse auf dem Niveau von 2017 bis 2020 weiter als erneuerbar gelten dürfen.

"Wir wollen nicht, dass die Verbrennung von Bäumen in diesem Jahr noch mehr unterstützt wird", erklärt Canfin. Würde Holz ausgeklammert, würde das Erneuerbaren-Ziel allerdings in unerreichbare Ferne rücken, ergänzt er. Schließlich soll ihr Anteil im europäischen Energiemix bis 2030 auf 45 Prozent steigen. Heute liegt er in der EU bei rund 20 Prozent, in Österreich ist er laut Umweltbundesamt mit etwa 37 Prozent etwas höher. Mehr als die Hälfte davon wird hierzulande aus Biomasse gewonnen.

Ob die Abgeordneten dem Kompromiss im heutigen Umweltausschuss zustimmen, ist noch in der Schwebe.

In Österreich bedeutsam

In Österreich ist das etwa für die knapp 2400 Nahwärmeheizwerke und die etwa 130 stromerzeugenden Anlagen relevant, die mit Holz befeuert werden. Mit einer Streichung der österreichischen Förderungen wäre der Betrieb langfristig schwierig, befürchtet Christoph Pfemeter vom Österreichischen Biomasse-Verband.

Dasselbe gelte auch für Haushalte: Mithilfe von Förderungen würden etwa 30 Prozent des Umstiegs auf eine Pelletsheizung vom Bund übernommen. Ohne Zuschuss wäre der Wechsel für viele zu teuer.

"Österreich hat viel Energieholz, es macht Sinn, es auch zu nutzen", sagt Pfemeter. Er veranschaulicht: Werde eine Fichte umgeschnitten, fielen bereits im Wald 20 bis 30 Prozent Holz an, das für nichts anderes verwertbar sei.

Zunehmende Waldschäden

Die grüne Fraktion im EU-Parlament sieht das kritisch. Die Realität sei, dass nun die Wälder verheizt werden sollen, so der Abgeordnete Michael Bloss. "Das kommt einem Todesstoß für unsere Wälder gleich, die aufgrund von Dürre, Hitze und Waldbränden sowieso schon kurz vor dem Kollaps stehen." Es brauche die Wälder als CO2-Speicher und nicht für die Heizkessel der Kraftwerke.

Pfemeter betont aber: Bereits heute verursache der Klimawandel immer schwerere Waldschäden. Damit würde immer mehr Holz anfallen, dass nur noch für die Energiegewinnung brauchbar sei. Für den Verband liegt der Schlüssel im Forstgesetz. Es brauche strenge Regeln, um die Bewirtschaftung nachhaltig zu gestalten, so Pfemeter. In Österreich gebe es diese.

Doch kann der Schutz der Wälder gelingen, während Holz zum immer wichtigeren Energieträger wird? Diese Frage werden die EU-Institutionen in den kommenden Wochen ausverhandeln müssen. (Alicia Prager, 14.9.2022)