Der Sarg mit der verstorbenen Queen Elizabeth II.

Foto: AP/Kirsty Wigglesworth

London/Edinburgh – Die sterblichen Überreste der britischen Königin Elizabeth II. werden am Mittwoch in einer feierlichen Prozession durch London in die Westminster Hall gebracht. König Charles III. sowie seine Söhne Prinz William und Prinz Harry geleiten den Sarg gemeinsam zum britischen Parlament. Vier Tage lang hat die Öffentlichkeit dann Gelegenheit, in Westminster Hall 23 Stunden täglich Abschied zu nehmen. Trotz Regens harrten bereits in der Nacht viele Leute aus, um einen Platz in der Warteschlange für die Totenwache zu erhaschen.

BBC

Der Geleitzug, in dem auch Elizabeths übrige Kinder Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward schreiten werden, hat um 15.22 Uhr MESZ (14.22 Uhr Ortszeit) den Palast verlassen und gut eine halbe Stunde später die Westminster Hall erreicht. In dem ältesten Teil des Parlaments wird der geschlossene und mit der royalen Standarte bedeckte Sarg der Queen aufgebahrt.

Hilfsorganisationen vor Ort

In der Nacht auf Mittwoch harrten britischen Medien zufolge viele Menschen am britischen Parlament aus, um im Lauf des Tages der Monarchin ihren Respekt zu zollen. Hilfsorganisationen versorgten Wartende mit heißen Getränken und Snacks, berichtete die BBC.

Es könnte dennoch sehr ungemütlich werden: Meteorologen sagten für den Mittwochmorgen starke Regenfälle in der britischen Hauptstadt voraus. Insgesamt werden hunderttausende Besucherinnen und Besucher erwartet, manche Schätzungen gehen sogar von bis zu zwei Millionen aus.

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Vom Buckingham Palace nach Westminster Hall

Aufgebahrt wird der Sarg auf einem mit purpurfarbenem Stoff bedeckten Katafalk. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hält nach dem Eintreffen des Sarges einen kurzen Gottesdienst ab, an dem auch der König teilnimmt.

Der Trauerzug mit dem Sohn und den Enkeln der Königin soll am Mittwoch um 14.22 Uhr (15.22 Uhr MESZ) den Buckingham-Palast verlassen und zur Westminster Hall führen, dem ältesten Teil des britischen Parlaments.

Der Trauerzug mit dem Sohn und den Enkeln der Königin wird sich vom Palast bis zur Westminster Hall bewegen.
Foto: EPA/ Ciaran McFalls

Auch die übrigen Kinder der Queen – Prinzessin Anne, Prinz Andrew und Prinz Edward – werden zu Fuß dem Sarg folgen. Zudem gehören Annes Sohn Peter Philips und ihr Ehemann Admiral Tim Laurence sowie der Herzog von Gloucester, ein Cousin der Queen, und der Earl von Snowdon, ihr Neffe, zum Trauerzug. Charles' Gattin Königin Camilla, Williams Ehefrau Prinzessin Kate und Harrys Frau Herzogin Meghan werden in Autos hinter dem Sarg hergefahren.

An der Westminster Hall soll die Prozession um 15 Uhr (16 Uhr MESZ) ankommen. Dort ist ein kurzer Gottesdienst geplant, bevor schließlich die Öffentlichkeit mehrere Tage lang am Sarg Abschied nehmen kann. Das Staatsbegräbnis findet am Montag statt. Die Queen war am vergangenen Donnerstag im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben.

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Versöhnung mit Harry und Meghan

Die Beziehungen zwischen den Brüdern William und Harry gelten als schwer belastet. Harry und Meghan haben der königlichen Familie in mehreren Interviews schwere Vorwürfe gemacht. Lediglich die Queen nahmen sie von den Anschuldigungen aus. Mit dem Amtsantritt von Vater Charles besteht nun neue Hoffnung auf Versöhnung.

William, Kate, Harry und Meghan trauern zusammen.
Foto: AP/Alberto Pezzali

In seiner ersten Rede an die Nation betonte der neue Monarch seine Liebe zu Harry und Meghan. Zuletzt zeigte sich das Paar, das seit längerem mit seinen Kindern Archie und Lilibet in Kalifornien lebt, gemeinsam mit William und Kate am Schloss Windsor. In einer Mitteilung kündigte der Herzog von Sussex, wie Harrys offizieller Titel lautet, zudem an, seinen Vater als König zu ehren.

Kritik an Charles III wird lauter

Nachdem der neue König zu Beginn seiner Amtszeit für seine Reden und Gesten gelobt wurde, gibt es mittlerweile auch Kritik. Die Londoner Zeitung "Guardian" berichtete am Mittwoch, dass Dutzende langjährige Mitarbeiter von Charles um ihre Jobs fürchteten. Sie sollen demnach in dieser Woche, während sie Überstunden und Sonderschichten schoben, per Brief darüber verständigt worden sein, dass mit Charles' Thronbesteigung etliche bisherige Posten wegfallen.

Eher belustigt wurde ein Videoclip in sozialen Netzwerken geteilt, in dem zu sehen ist, wie der Monarch über einen offenbar auslaufenden Füllfederhalter schimpft. "Ich kann dieses blöde Ding nicht ertragen (...) jedes verdammte Mal", murmelte der Regent. Bereits bei seiner Proklamation am Samstag hatte Charles mit einer herrischen Geste gegen Bedienstete für Unmut im Netz gesorgt.

Das Staatsbegräbnis für die Queen findet am kommenden Montag statt. Dazu werden Hunderte Staats- und Regierungschefs, Angehörige von Königshäusern und andere Würdenträger in London erwartet. Als große Ehre gilt, dass Japans Kaiser Naruhito und seine Gemahlin, Kaiserin Masako, anreisen werden. Japanische Monarchen nehmen traditionell eigentlich nicht an Bestattungen teil, weder im eigenen Land noch im Ausland. (APA, red, 14.9.2022)