Kassel/Berlin – Nach neuen Diskussionen auf der Documenta in Kassel über einen als antisemitisch eingeschätzten Film hat der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubnern, die Ausstellung scharf kritisiert. "Die Reaktion der Documenta-Verantwortlichen bezüglich der Aussagen und Forderungen des Expertengremiums zum Antisemitismus macht einmal mehr deutlich, dass diese Documenta als Documenta des Zynismus in die Geschichte eingehen wird", sagte Heubnern.

"Über Wochen hinweg hat man bei der Documenta Fifteen allen antisemitischen Entgleisungen zum Trotz die Kassen klingeln lassen", kritisierte Heubnern.

Die Gesellschafter der Ausstellung hatten sich zuvor – ähnlich wie bereits am Montag das von den Gesellschaftern eingesetzte Expertengremium – dafür ausgesprochen, die umstrittenen propalästinensischen Propagandafilme nicht mehr zu zeigen, "mindestens bis eine angemessene Kontextualisierung vorgenommen wurde", teilten die Stadt Kassel und das Bundesland Hessen am Dienstag mit.

Leitung wies Forderung zurück

Die künstlerische Leitung, das indonesische Kuratorenkollektiv Ruangrupa, sowie die Documenta-Spitze hatten die Forderungen der Wissenschafter am Montag jedoch zurückgewiesen. Ruangrupa, dem als künstlerischer Leitung die alleinige Entscheidung darüber zustehe, wolle der Empfehlung nicht nachkommen, hieß es in einer Stellungnahme der Documenta für das Kunstmagazin "Monopol".

Heubner kritisierte in der Mitteilung des Komitees, die Documenta-Verantwortlichen hätten "die öffentliche Erregung und den Schmerz jüdischer Menschen angesichts dieser Entgleisungen zynisch in die eigenen Erfolgsmeldungen miteinbezogen". Ruangrupa habe die große Mehrzahl der Künstlerinnen und Künstler "für eine antisemitische, antizionistische und antiisraelische Inszenierung missbraucht". (APA, 14.9.2022)