Ein Panzerfahrzeug in Bischkek. Im März erhielt Tadschikistan militärische Ausrüstung von Russland.

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Bischkek – Mitten im Ukraine-Krieg und dem wieder aufgeflammten Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan sind auch die beiden Ex-Sowjetrepubliken Tadschikistan und Kirgisistan erneut aneinandergeraten. Grenzposten der zwei mit Russland verbündeten Nachbarn lieferten sich am Mittwoch Schusswechsel, wie beide Seiten mitteilten.

Tadschikistan meldete einen Toten und zwei Verletzte, wie die Nachrichtenagentur RIA Nowosti berichtete. Kirgisistan erklärte, zwei seiner Grenzposten seien verletzt worden. Zudem habe es auch an einer anderen Stelle der Grenze einen Schusswechsel gegeben.

Die zwei zentralasiatischen Länder gaben sich gegenseitig die Schuld für die jüngste Auseinandersetzung im Grenzgebiet. Dort kommt es immer wieder zu Kämpfen. Im vergangenen Jahr mündeten diese beinahe in einen Krieg. Diesmal warf Kirgisistans Grenzschutz tadschikischen Sicherheitskräften vor, unzulässige Stellungen entlang der Grenze bezogen zu haben. Die tadschikische Seite erklärte dagegen, einer ihrer Außenposten sei ohne vorausgehende Provokation von kirgisischen Grenzern beschossen und mit Granaten attackiert worden.

Gipfeltreffen

Russland rief seine beiden Verbündeten dazu auf, die Lage an der Grenze wieder unter Kontrolle zu bringen, wie RIA Nowosti unter Berufung auf Außenministeriumskreise meldete. Vertreter beider Staaten werden wie Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping noch in dieser Woche auf einem Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Usbekistan erwartet, das an Kirgisistan und Tadschikistan grenzt.

Für Moskau kommt die Auseinandersetzung zur Unzeit. Seine Aufmerksamkeit ist derzeit stark gebunden durch den seit mehr als einem halben Jahr tobenden Krieg in der Ukraine, einer weiteren ehemaligen Sowjetrepublik. Seine Soldaten sind dort vor allem in den vergangenen Tagen massiv unter Druck geraten, sie mussten mehrere eroberte Gebiete wieder aufgeben.

Konflikt im Südkaukasus

Erst in der Nacht zum Dienstag schlug zudem der jahrzehntelange Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan wieder in Gewalt um mit Dutzenden Toten. Diese beiden Länder gehörten ebenfalls einst zur früheren Sowjetunion. Ungeachtet internationaler Aufrufe, die Kämpfe sofort zu stoppen, meldeten die beiden Südkaukasus-Staaten auch am Mittwoch, von der jeweils gegnerischen Seite erneut angegriffen worden zu sein. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.

Sollte sich der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan, der sich im Kern um die Region Bergkarabach dreht, wie vor zwei Jahren zu einem Krieg auswachsen, hätte das auch international potenziell schwerwiegende Folgen. Russland ist mit Armenien verbündet, Aserbaidschan wird vom Nato-Mitglied Türkei unterstützt. Die Region bildet zudem einen wichtigen Korridor für Öl- und Gaspipelines, weshalb sie angesichts der weltweiten Energiekrise im Zuge des Ukraine-Kriegs derzeit ohnehin im Fokus steht. (Reuters, 14.9.2022)