Der ukrainische Präsident in Isjum – offizielles Foto seines Pressediensts.

Foto: Ukrainian Presidential Press Service/Handout via REUTERS

Nach dem Rückzug russischer Truppen ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in den befreiten Teil der Ostukraine gereist. "Unsere blau-gelbe (Flagge) weht über dem befreiten Isjum", teilten die ukrainischen Streitkräfte am Mittwoch in sozialen Netzen mit. Selenskyj bei seinem Besuch ein weiteres Vorrücken der ukrainischen Armee an. "Wir bewegen uns nur in eine Richtung – vorwärts und bis zum Sieg", unterstrich der 44-Jährige. Fotos zeigen Selenskyj in Isjum mit ukrainischen Soldaten.

"Der Präsident der Ukraine hat den Soldaten für die Befreiung von ukrainischem Land gedankt und feierlich die ukrainische Flagge über dem Stadtparlament gehisst", teilte die 25. Separate Luftlandebrigade Sitscheslaw auf Facebook mit. Neben der Bekanntmachung postete sie Bilder von Selenskyj, der stellvertretenden Verteidigungsministerin Hanna Maljar und hochrangigen Militärvertretern bei der Zeremonie.

Angriff auf Luhansk

Isjum in der Region Charkiw war erst im Laufe der vergangenen Woche im Rahmen einer ukrainischen Gegenoffensive zurückerobert worden. Der wichtige Verkehrsknotenpunkt gilt als Tor zum Industrierevier Donbass und hatte vor dem Krieg mehr als 40.000 Einwohner.

Der ukrainische Präsidentenberater Oleksij Arestowytsch hatte zuvor eine Offensive auf die östliche Provinz Luhansk in Aussicht gestellt. "Es gibt jetzt einen Angriff auf Lyman, und es könnte einen Vorstoß auf Siwersk geben", sagt Arestowytsch in einem auf YouTube veröffentlichten Video in Bezug auf die zwei Städte. Er gehe von einem erbitterten Kampf um die Stadt Swatowo aus, da Russland seiner Ansicht nach dort Versorgungslager stationiert habe. "Und das ist es, was sie am meisten fürchten – dass wir Lyman einnehmen und dann auf Lyssytschansk und Sjewjerodonezk vorrücken. Dann wären sie von Swatowo abgeschnitten."

4.000 Quadratkilometer zurückerobert

Denis Puschilin, Chef der selbsternannten Volksrepublik Donezk, erklärt in einem Videobeitrag, dass Lyman weiterhin in ihrer Hand sei. "Die Situation hat sich stabilisiert. Der Feind versucht natürlich, in kleinen Gruppen vorzurücken, aber die (von Russland geführten) alliierten Streitkräfte schlagen sie vollständig zurück."

Die Ukraine hält inzwischen mehr als 4.000 Quadratkilometer des von den russischen Streitkräften zurückeroberten Territoriums vollständig unter ihrer Kontrolle. Das Land sei auch dabei, seine Kontrolle über weitere 4.000 Quadratkilometer zu stabilisieren, sagt Selenskyj schon am Dienstag in seiner täglichen Videoansprache.

Ukrainische Beamte weisen jedoch darauf hin, dass es wichtig ist, zwischen der Einnahme von Territorium und der Gewährleistung der völligen Sicherheit dieses Territoriums zu unterscheiden. 4.000 Quadratkilometer entsprechen in etwa der Größe des Burgenlands.

Moskau gegen Sicherheitsgarantien

Indessen hat der Kreml ein von der Ukraine vorgelegtes Konzept für Sicherheitsgarantien als Gefahr für Russland bezeichnet – und rechtfertigt damit einmal mehr den Krieg gegen das Nachbarland. Die Ukraine strebe weiter eine Nato-Mitgliedschaft an, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch. "Dementsprechend bleibt auch die größte Gefahr für unser Land bestehen." Die Notwendigkeit "der militärischen Spezialoperation sei damit sogar noch aktueller", sagte der 54-Jährige.

Russlands Position zu dem Konzept sei "negativ", betonte Peskow. Derzeit könne niemand der Ukraine Sicherheitsgarantien geben außer die ukrainische Führung selbst. Dafür aber müsse sie so handeln, dass sich Russland nicht mehr bedroht fühle, betonte er. (APA, 14.9.2022)