Alexandra Meixner treibt die Neugierde an. Sie sucht Antworten auf wesentliche Fragen. Schaffe ich das? Wie reagiert mein Körper? Welche Probleme treten auf?

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Die 51-jährige Waldviertlerin lächelt nach Wettkämpfen.

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Alexandra Meixner bewältigt Distanzen, für die andere ins Flugzeug steigen. Beim Swissultra in Buchs hat sie unlängst für Furore gesorgt. Bei einem Triathlon über die klassische Ironman-Distanz sind 3,862 Kilometer schwimmend, 180,25 km mit dem Rad und ein Marathon über 42,195 km laufend zu bewältigen. Damit ist aber längst nicht der Plafond erreicht. Ultratriathlons führen etwa auch über die doppelte, zehnfache oder gar 20-fache Distanz eines Ironman.

In Buchs hat die 51-jährige Waldviertlerin Alexandra Meixner Ende August einen Weltrekord aufgestellt. Sie bewältigte den Deca one per day, also zehn Ironmen (warum nicht Ironwomen?) in zehn Tagen, 137 Stunden, 23 Minuten und 43 Sekunden. Dennoch bezeichnet sich Meixner als "Ultraschnecke". Die Gynäkologin aus St. Martin war bei dem Bewerb einzige Teilnehmerin und wäre in einem Ranking mit den Männern (fünf von sieben Startern kamen an) als Dritte auf dem Podest gelandet. Schnellster nach insgesamt 38,62 km Schwimmen, 1802,5 km Radfahren und 421,95 km Laufen war der Franzose Simon Perraudeau in 127,5 Stunden.

Schmerzschwelle

Schmerzfrei lassen sich solche Distanzen freilich nicht bewältigen. "Ich glaube, dass ich eine relativ große Schmerzschwelle habe, außer beim Zahnarzt", sagt Meixner. Nach einem Ultra-Bewerb fühle sie sich aber fit, weil sie nie über ihre Grenzen gehe. "Meine größte Angst ist, dass ich ‚überpace‘ und dann tot bin." Wobei dies nicht wortwörtlich zu verstehen ist. Sie schafft die langen Distanzen, weil ihre "Hardware an ständige Bewegung gewohnt ist". Ihr Wohlfühlpensum beim Training liegt im Bereich von drei bis fünf Stunden täglich.

Damit sie die bis zu 14 Stunden am Tag dauernden Unternehmungen durchhält, setzt sie natürlich nicht auf Doping, sondern vorwiegend auf Flüssignahrung. Zwischendurch gibt es auch was Festes: Nudeln. Bevor sie auf das Rad wechselt, wird sie von ihrer Schwester massiert. Nach Katzenwäsche, Hautpflege und Kleidungswechsel geht es weiter.

Meixner ist sich als Ärztin freilich bewusst, dass solch anstrengende Tage bei suboptimaler Ernährung und wenig Schlaf nicht gerade gesund sind. Doch sie ist überzeugt, dass "jemand den Körper mehr schädigt, wenn er regelmäßig drei bis fünf alkoholische Getränke trinkt und etliche Zigaretten raucht oder 40 Kilo zu viel mit sich herumträgt". Abgesehen von den bis zu 50 Wettkampftagen im Jahr hört Meixner ("Ich bin eine Naschkatze") auf ihren Körper und ernährt sich ansonsten relativ bis sehr gesund.

Weltrekorde

Von ernsteren Komplikationen im Zuge der Ultra-Veranstaltungen sind Meixner und ihre "Ultra-Familie" bisher verschont geblieben. In Buchs ist jedoch ein Teilnehmer über eine Baumwurzel gestolpert, mit dem Kopf aufgeschlagen und kurz bewusstlos gewesen. Meixner hat ihn erstversorgt und später mehrmals nach ihm gesehen. Letztlich gab er wegen einer Rippenprellung auf.

Meixner hält fünf weitere Weltrekorde: Double Deca one per day (20-facher Ironman) in 279:37:48 Stunden (Buchs 2016), Quintuple Ultra (fünffach) in 84:44:29 Stunden (Buchs 2018), Race Across Australia (3966 km in neun Tagen, zwölf Stunden und 33 Minuten, 2019), 13.333 km mit dem Rad in 30 Tagen und 3953,42 km in einer Woche. Der Weltrekord vom Buchser Deca Ultra (2017) in der Continuous-Wertung (die drei Disziplinen in zehnfacher Ironman-Distanz werden jeweils auf einen Schlag erledigt) wurde ihr mittlerweile entrissen.

Aufmerksamkeit

Rekorde haben für sie insofern Bedeutung, als sie für die Randsportart mediale Aufmerksamkeit erzeugen. Das habe ihr früher geholfen, Sponsoren zu finden, die es etwa für das Race Across America braucht. Die Suche nach Geldgebern sei aber stets schwierig gewesen. Erschwerend sei hinzugekommen, dass sie optisch nicht dem klassischen Bild eines Testimonials entspreche. In den vergangenen Jahren nützte sie ihre bei Charity-Veranstaltungen geschafften Rekorde, um mehr Spendengelder für die "Krebskinder Österreich" zu lukrieren. Das Ultra-Biking hat sie wegen der enormen Kosten (bis zu 60.000 Euro) mittlerweile abgestellt.

Entdeckt hat die Ärztin ihre Liebe zum Sport relativ spät, als sie mit 30 Jahren ihren bei den Uno-Truppen engagierten Mann Walter Wegschaider (46) am Golan kennenlernte. Dort begannen sie, gemeinsam zu laufen. 2011 hatte sie ein Ultratriathlon in Neulengbach derart fasziniert, dass sie später selbst in die Materie eintauchte. Warum sie sich das antut? "Wegen des Gefühls und der Atmosphäre, gekoppelt mit der Neugierde: Schaffe ich das? Wie reagiert mein Körper? Welche Probleme treten auf? Wie bewältige ich mental ein Tief? Diese Neugierde ist die Triebfeder."

Lachen über Sex

Neben ihrer Arbeit in der Arztpraxis und dem Training fand die lange auch als Sexualtherapeutin engagierte Meixner sogar noch die Zeit, sich als Kabarettistin mit dem Thema Sex zu beschäftigen und ein Buch zu schreiben. Titel: Ätsch. Erster! Sex ist ernst genug, um darüber zu lachen!

Ihr Mann betreut sie bei Bewerben oder macht wie zuletzt in Buchs aktiv mit. Wegen zu kurzer Vorbereitung war für ihn allerdings nach acht Ironmen Schluss. Die Veranstaltung Swissultra wird es zumindest vorerst nicht mehr geben, Meixner aber hat bereits ein anderes Ziel: den 20-fachen Ironman in Mexiko 2023. Es könnte der nächste Weltrekord werden. (Thomas Hirner, 15.9.2022)