Jimmie Åkesson führte die Schwedendemokraten in historische Höhen.

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Als mit 26 Jahren den Vorsitz der rechten Schwedendemokraten (SD) übernahm, grundelten sie bei Wahlen bei gerade einmal einem Prozent. Zu nahe waren sie 2005 noch an ihren neonazistischen und rechtsextremen Wurzeln. Doch mit Åkesson sollte – zumindest nach außen hin – die braune Farbe abgewaschen werden. Die Fackel im Logo wurde ein blaues Leberblümchen, die radikalsten Mitglieder mussten die Partei verlassen.

Dabei begann der heute 43-jährige Åkesson seine politische Laufbahn als Teenager in der Jugendorganisation der Moderaten. Doch bald war dem Sohn eines selbstständigen Handwerkers und einer Pflegekraft aus Südschweden deren Wirtschaftspolitik zu liberal und die Begeisterung für den EU-Beitritt 1995 zu abstoßend. Er dockte bei der schwedendemokratischen Jugend an – offiziell kurz nachdem die Neonazis die Gruppe verlassen hatten. Doch darüber herrscht Uneinigkeit.

Während des Studiums der Politikwissenschaften in Lund, das er nie abschließen sollte, lernte er weitere künftige Führungspersonen der SD kennen. Der heutige Parteisekretär Richard Jomshof, der zwischenzeitliche Parteichef Mattias Karlsson und der ehemalige Parteisekretär Björn Söder wurden mit Åkesson zu den "Fantastischen Vier", wie die Gruppe in den Medien genannt wird.

Angst vor Migranten

2010 schafften es die SD mit 5,7 Prozent zum ersten Mal in den Reichstag, seitdem ging es konstant und steil bergauf. Aus seiner Heimatregion rund um den Ort Sölvesborg machte Åkesson eine rechte Hochburg. Mit der Angst vor den migrantischen Communitys im nahen Malmö holte er sich Stimmen für sein Programm.

2012 – nach weiteren Vorwürfen im Zusammenhang mit Neonazis in der Partei – sprach er von "null Toleranz für Rassismus und Extremismus". 2015 sagte er sich von der bisherigen SD-Jugendorganisation aufgrund weiterer Zwischenfälle los und gründete eine neue. Nach außen hin rückte die Partei zumindest ein wenig weg vom rechten Rand.

Doch Åkesson – der mit einer SD-Politikerin einen Sohn hat – strich erst 2019 die "geerbte Essenz" aus dem Programm: ein Konzept, das an die Rassenlehre der 30er-Jahre angelehnt war.

Aufreger und Skandale prallten regelmäßig an Åkesson und der SD ab. Weder seine kolportierte Spielsucht, die Weltkriegsfeier eines Parteikollegen oder rechte Tweets seines Justizsprechers konnten den historischen zweiten Platz bei der jüngsten Reichstagswahl verhindern. (Bianca Blei, 14.9.2022)