Der Villacher Bürgermeister Günther Albel war einer der ersten Kunden von Crank-E. Er ließ sich seine alte Vespa elektrisch umbauen. Das alte Gefährt dient ihm heute als Dienstfahrzeug.

Foto: Karin Wernig

Es begann im Keller der Eltern und mit der Liebe zum Kultgefährt ganzer Generationen – der Vespa. Als mit Tesla der Run auf E-Autos in Fahrt kam, tüftelte der Villacher Alexander Elbe, studierter Mechatroniker, an der Idee, auch die von ihm so verehrte Vespa ins neue E-Zeitalter zu führen.

Natürlich hatte sich langsam auch ein Markt an neuen E-Motorrädern und Rollern entwickelt, "aber viele haben zu Hause in der Garage noch ihre alte Vespa stehen", sagt er. "Und da kam mir der Gedanke: Warum sollte ich auf das tolle Kultgerät verzichten. Perfekt restauriert und zeitgemäß elektrisch betrieben hebt das Ganze auf eine durchaus exklusive Ebene", sagt Elbe.

"Elektrische Kurbelwelle"

Im Jahr 2011 wurde der Gedanke, eine Vespa zum "Elektroblechschaltroller" umzubauen, im Zuge seines Bachelorprojekts an der Fachhochschule Kärnten erstmals sehr konkret. Das war dann gleichzeitig auch der Beginn seines kleinen Startups Crank-E – was so viel wie "elektrische Kurbelwelle" heißt.

Die erste E-Vespa wurde damals mithilfe von Sponsoren gebastelt. Einer der ersten Kunden – mittlerweile gab es auch bereits eine Werkstatt und Mitarbeiter – war der Villacher Bürgermeister Günther Albel (SPÖ), der dessen Jahrzehnte alte Vespa restaurieren und auf E-Tauglichkeit umbauen ließ. Sie dient ihm heute auch als auffälliges Dienstfahrzeug.

Kein Zweitaktgeknatter

"Klar fehlt das charakteristische Zweitaktgeknatter, aber heute geht es vielen Menschen beim Vespa-Fahren nicht mehr darum, mit stinkenden Abgasen und möglichst viel Lärm durch die Gegend zu fahren, ganz abgesehen vom aufwendigen Service eines alten Zweitaktmotors. Der Wunsch nach dem originellen und fast zeitlosen Design jedoch bleibt ungebrochen und ist das, was viele Menschen auch heute noch an den alten Blechrollern fasziniert", bewirbt Elbe sein E-Vespa-Engagement auf seiner Online-Seite.

Immerhin: Auch die Handschaltung bleibt erhalten – wie auch das klassische Rollerdesign und vieles an alter Technik. Der alte Motorblock wird weiterverwendet, lediglich die Lichtmaschine, das Schwungrad, die Kurbelwelle und der Zylinder müssen einem modernen Elektromotor weichen. "Das ist der große Vorteil von Crank-E: Das Drehmoment eines Elektromotors, gepaart mit dem Schaltgetriebe der Vespa, macht einfach irre viel Spaß. Ich bin an der Ampel immer Erster. Und das Beste ist: Ich kann schalten, muss aber nicht. Es ist also möglich, in der Ersten mit voller Beschleunigung an der Ampel ganz vorn zu sein und gleichzeitig an faulen Tagen in der Dritten lässig durch die Stadt zu cruisen, ohne einmal schalten zu müssen", meint Elbe.

Erstmals 1953 großer Auftritt

Apropos lässig: Der Klassiker Vespa kommt aus Italien und feierte letztes Jahr seinen 75. Geburtstag. Im Jahr 1953 hatte die Vespa ihren großen Auftritt: Audrey Hepburn ratterte mit Gregory Peck am Sozius im Film Ein Herz und eine Krone übers Kopfsteinpflaster der Hauptstadt Rom. Wenig später ist der Roller auch in Hollywood angekommen.

Viel kultige Geschichte also hinter dem Zweirad, die den Villacher Alexander Elbe beschäftigt, aber jetzt auch beinah verzweifeln ließ.

Viel kultige Geschichte

Denn gerade als er mit seinen Mitarbeitern und dem nachhaltigen Konzept schöne Erfolge einfuhr, brach die Corona-Pandemie herein und der Motorlieferant aus Asien aus. Er musste die Produktion einstellen. Mit dem Lieferanten hatte Elbe diese speziellen E-Komponenten abgestimmt.

Jetzt arbeitet der Villacher stattdessen an seinem eigenen E-Motor-Paket – und hat sich dafür auch einen größeren Partner zur Seite geholt. "Es war eh immer mein Ziel, das alles größer aufzustellen", sagt der Jungunternehmer im STANDARD-Gespräch. Nun will er mit einer etablierten Zweiradfirma – den Namen dürfe er noch nicht verraten – den Sprung über Österreichs Grenzen wagen.

Demnächst wird von Villach aus ein internationales Crank-E-Unternehmen aufgebaut. In den nächsten Jahren sollen dann mit Villacher Know-how die klassischen Vespa-Modelle weltweit in eigenen Werkstätten elektrifiziert werden. (Walter Müller, 14.9.2022)