Auf dem Buckingham Palace steht Sicherheitspersonal.

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Der Sarg der Queen wurde in einer Prozession durch London getragen.

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In London ist vor dem Staatsbegräbnis für Königin Elizabeth II. eine der größten Sicherheitsoperationen in der Geschichte der Stadt im Gange. Der Geheimdienst sei zusammen mit der Polizei und Spezialkräften für Terrorbekämpfung im Einsatz, um die Sicherheit der Bevölkerung und der Spitzenpolitiker aus aller Welt zu gewährleisten, die in den nächsten Tagen in der britischen Hauptstadt erwartet werden, berichtete die BBC.

"In den Stunden und Tagen vor der Beerdigung am Montag werden sich der japanische Kaiser, Könige und Königinnen, der US-Präsident und Staatsoberhäupter aus aller Welt in London versammeln", hieß es. Zuletzt hatte etwa auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sein Kommen zugesagt, auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird vor Ort sein. Die Beerdigung werde von hunderten Millionen Fernsehzuschauern auf der ganzen Welt verfolgt, "ein verlockendes Ziel für internationale Terroristen", so die BBC.

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Tausende Sicherheitskräfte überwachten – auch mittels Videokameras – die Schlange von Trauernden, die vier Tage lang in der Westminster Hall Abschied von der dort aufgebahrten Queen nehmen wollen. Bewaffnete Spezialkräfte seien auf Dächern positioniert. Zwar sei die Beerdigung am Montag mit der von Prinzessin Diana im Jahr 1997 vergleichbar – aber die enorme Zahl an Staatsoberhäuptern, die sich zur Trauerfeier angesagt haben, mache die Sicherheitsvorkehrungen extrem komplex.

Wartezeit: 30 Stunden

Derweil haben in der Nacht zum Donnerstag tausende Menschen Schlange gestanden, um am Sarg von Königin Elizabeth II. persönlich von ihr Abschied nehmen zu können. Nach einer feierlichen Prozession vom Buckingham Palace zur Westminster Hall ist der Sarg der Queen am frühen Mittwochabend für vier Tage dort aufgebahrt worden. Der Sitz des britischen Parlaments ist 23 Stunden täglich geöffnet, damit Besucher am Sarg vorbeidefilieren können.

Schon zu Beginn zog sich eine Warteschlange rund vier Kilometer weit durch das Zentrum der britischen Hauptstadt, Donnerstagnachmittag war sie bereits sieben Kilometer lang. Für die kommenden Tage wird mit Wartezeiten von bis zu 30 Stunden gerechnet. Einige Schätzungen gehen von bis zu zwei Millionen Besuchern aus, die der Queen ihren Respekt erweisen wollen. Mehrere Soldaten königlicher Regimenter halten an den Ecken des Sargs Totenwache. Sie sollen alle sechs Stunden abgelöst werden.

Wachmann umgekippt

Für einen der Wachmänner war das lange Stehen offenkundig zu viel: Er stand in der Nacht auf Donnerstag auf einem kleinen Podest vor dem Sarg, kippte dann während eines Wachwechsels plötzlich vornüber und prallte mit dem Gesicht auf den Boden. Umstehende Wachen eilten zu Hilfe und drehten ihn auf den Rücken. Mehrere wartende Menschen, die von der Queen Abschied nehmen wollten, schlugen erschrocken die Hände vor dem Gesicht zusammen. Über den Gesundheitszustand des Wachmanns war zunächst nichts bekannt.

Der Zwischenfall war aufgrund der BBC-Übertragung live im Internet zu sehen. Der Stream wechselte daraufhin zu einer Außenansicht und erst einige Zeit später wieder in die Westminster Hall. Dort waren wie zuvor Menschen zu sehen, die in zwei Schlangen am Sarg vorbeiliefen, teils innehielten und sich verbeugten. Manche waren sichtlich bewegt.

Blumenhändler in der Türkei mieten Flugzeuge an, um der Nachfrage aus Großbritannien nachkommen zu können.
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Tonnenweise türkische Blumen

Laut Angaben der Rohstoffbörse in Antalya sind Bestellungen für Schnittblumen seit dem Tod der Königin um 90 Prozent gestiegen. Türkische Blumenhändler versuchen der Flut an Bestellungen aus dem Vereinigten Königreich nach dem Tod von Königin Elizabeth II. mit ungewöhnlichen Maßnahmen Herr zu werden: Statt mit Lkw werden die begehrten Blumen mit Frachtflugzeugen auf die Insel transportiert. Die türkischen Blumenhändler könnten allerdings nur etwa 40 Prozent der Nachfrage befriedigen.

Der rasante Anstieg der Nachfrage bedeute, dass die Floristen Flugzeuge anmieten müssten, um die Blumen nach Großbritannien zu liefern. Das dauere etwa einen Tag, während für die Lieferung per Lkw etwa eine Woche benötigt werde. Turkish Cargo, die Tochtergesellschaft von Turkish Airlines , hat nach eigenen Angaben damit begonnen, mehr als 500.000 Blumen mit einem Gewicht von etwa 13 Tonnen für die Beerdigung von Antalya und Isparta im Südwesten der Türkei nach England zu transportieren.

Charles III. legt Pause ein

König Charles III. hat nach einer Woche strengen Protokolls und dicht getakteter Termine einen Tag Pause. Am Donnerstag seien keine öffentlichen Termine für den neuen Monarchen geplant, berichteten britische Medien. Dies habe die "Operation London Bridge", die den Ablauf der Tage nach dem Tod der Queen minutiös regelt, von Anfang an so vorgesehen, schrieb die Nachrichtenagentur PA.

"Er wird am Donnerstag einen privaten Tag der Reflexion haben, und es wird nicht erwartet, dass er an öffentlichen Veranstaltungen teilnimmt", hieß es. Charles III. habe sich auf seinen Landsitz Highgrove in Gloucestershire zurückgezogen. Wahrscheinlich werde er dort aber dennoch arbeiten und sich auf seine neue Rolle als Regent vorbereiten.

Zeitplan

Der Sarg der Queen wird am Montag um 07.30 Uhr zur Westminster Abbey überführt, wo um 11 Uhr Ortszeit (12 Uhr MESZ) die Trauerfeier abgehalten wird. Danach findet das Staatsbegräbnis statt, zu dem etwa 2.000 Gäste erwartet werden. "Dies ist das größte internationale Event, das wir seit Jahrzehnten veranstaltet haben", zitierte die Zeitung "The Telegraph" eine Quelle aus der Regierung. Die logistische Aufgabe sei mit der Organisation Hunderter Staatsbesuche innerhalb weniger Tage vergleichbar. Die Zeitung sprach von "einem der größten diplomatischen Momente des Jahrhunderts". (APA, red, 15.9.2022)

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