Zwischenzeitlich dauerte das Anstellen in der Schlange mehr als 14 Stunden, und der Einlass wurde unterbrochen: Zu viele Menschen warteten vor der Westminster Hall, um sich vor dem Sarg der verstorbenen Queen zu verbeugen, zu bekreuzigen oder nur kurz innezuhalten. Für das Begräbnis am Montag werden Hunderttausende in London erwartet. Mit ihnen werden die royale Familie, zahlreiche Staats- und Regierungschefs, Mitglieder von weiteren Königshäusern und hunderte geladene Gäste die Monarchin nach einer Messe in der Westminster Abbey und einem Trauerzug bis Windsor zur Ruhe betten.

Hier mehrere Fakten zum Großereignis in der britischen Hauptstadt:

A – Aufbahrung:

Seit Mittwoch ist der Sarg von Elizabeth II. in der Westminster Hall aufgebahrt. Zahlreiche Menschen werden sich noch bis Montagfrüh von der britischen Monarchin verabschieden. Da die Königin in Schottland gestorben ist, war sie auch in Edinburgh für 24 Stunden aufgebahrt.

Der Sarg der Königin war tagelang in der Westminster Hall aufgebahrt.
Foto: APA/AFP/POOL/YUI MOK

B – Blumen:

Kein Begräbnis ohne Blumenschmuck, doch der ist im Moment gar nicht so einfach zu organisieren. Händler in der Türkei – von wo viele Blumen nach Großbritannien geliefert werden – beklagen das Ende der Saison in Antalya und den Rückgang der Produktion in Isparta. Dennoch werden laut Turkish Airlines mehr als 500.000 Blumen, die rund 13 Tonnen wiegen, aus diesen beiden Orten nach England geflogen.

Zahlreiche Blumen wurden von Trauernden im Londoner Green Park abgelegt.
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C – Charles:

Am Vorabend des Beerdigung wird König Charles III. einen Empfang für die internationalen Staats- und Regierungschefs abhalten, die nach London kommen werden. Den Montag, den Begräbnistag, hat der Monarch zu einem Feiertag erklärt. Die offizielle Trauerphase dauert noch eine Woche länger. Wann Charles' Krönung stattfinden wird, ist noch unklar. Der britische "Telegraph" berichtet von einem möglichen Termin im "Frühling oder Sommer nächsten Jahres".

D – Demonstrationen:

Proteste fanden bereits kurz nach dem Tod der Queen statt. Monarchiekritische Menschen, die Schilder mit "Nicht mein König" hochhielten oder "Wer hat ihn gewählt?" bei Charles' Proklamation riefen, wurden zum Teil verhaftet. Nach Medienberichten und Kritik an der Polizei hält sich die Exekutive zurück. Republikanische Gruppen haben weitere Demonstrationen angekündigt – vor allem dann aber rund um die Krönung.

Kritiker der Monarchie protestierten vergangenen Donnerstag in London.
Foto: APA/AFP/MARCO BERTORELLO

E – Einladungen:

1.000 handgeschriebene Einladungen zum Begräbnis wurden verschickt, bis Donnerstag konnte zugesagt werden. Nun wird am Sitzplan gebastelt. Neben Staats- und Regierungschefs werden auch Trägerinnen und Träger des höchsten militärischen Ordens – des Victoria-Kreuzes – und des höchsten zivilen Ordens – des Georgs-Kreuzes – eingeladen. Also etwa auch Mitarbeiter des Gesundheitssystems, denen die Queen erst im Juli das Georgs-Kreuz verliehen hat.

F – Flugverkehr:

Bereits für den Trauerzug aus dem Buckingham Palace bis zur Westminster Hall war der Flugverkehr über London eingeschränkt worden. Die lauten Flieger sollen noch bis nach dem Begräbnis die Innenstadt meiden. Apropos Flugzeug: Der Flug, mit dem der Sarg der Queen von Schottland nach London gebracht wurde, war der meistverfolgte in der Geschichte der Onlineseite Flightradar24. Allein in der ersten Minute verfolgten sechs Millionen Menschen das Flugzeug, während des Flugs waren durchschnittlich 4,79 Millionen Personen auf der Seite. Davor war der umstrittene Flug von US-Repräsentantenhaussprecherin Nancy Pelosi nach Taiwan mit 2,2 Millionen Menschen der meistbeobachtete.

G – Gurkhas:

Die legendären nepalesischen Soldaten mit dem traditionellen gekrümmten Khukuri-Messer stehen unter anderem im Dienst der British Army und kommen neben anderen Militäreinheiten im Rahmen der Trauerfeierlichkeiten in London zum Einsatz. Sie sollen für die Sicherheit bei dem Großereignis sorgen. Pro Jahr werden 270 Plätze bei den Gurkhas vergeben, für die sich rund 25.000 Nepalesen bewerben.

Die nepalesischen Gurkhas kommen im Rahmen der Trauerfeierlichkeiten zum Einsatz.
Foto: Dominic Lipinski/PA via AP

H – Hotels:

Die Touristenunterkünfte sind in der britischen Hauptstadt am Begräbniswochenende noch nicht restlos belegt, aber gut gebucht. Das macht sich auch am markanten Anstieg der Preise für Hotelzimmer bemerkbar. Laut Medienberichten war der Zimmerpreis eine Woche vor der Beerdigung um 30 Prozent höher als am selben Wochenende 2019 und gar um fast 40 Prozent höher als im Post-Lockdown-Jahr 2021.

I – Information:

Offizielle Informationen rund um das Begräbnis finden sich auf der Seite der britischen Regierung. Mit Ratgebern zu den einzelnen Bereichen der Trauerperiode.

J – Joe Biden:

Der amtierende US-Präsident reist mit seiner Frau Jill zum Begräbnis nach London und ist der Grund, warum nicht alle Trauergäste mit dem Bus transportiert werden. Denn Biden bringt sein gepanzertes Auto – das "Beast" – mit in die britische Hauptstadt. Und wenn für den Bewohner des Weißen Hauses eine Ausnahme gemacht wird, dann dürfen auch andere Staats- und Regierungschefs in ihren selbstgewählten Transportmitteln gefahren werden.

K – Krone:

Nicht nur eine, sondern gleich vier Kronen spielen eine Rolle beim Begräbnis und der späteren Krönungszeremonie. Als der Sarg von Elizabeth II. in die St Giles' Cathedral in Edinburgh gebracht wurde, lag die Crown of Scotland obenauf. In London befindet sich die Imperial State Crown auf dem Sarg. Bei der Krönungszeremonie wird der Erzbischof von Canterbury die St Edward's Crown auf Charles' Kopf setzen, und seine Frau Camilla wird die Crown of Queen Elizabeth tragen, die erst 1937 für die Queen Mum angefertigt worden ist. Bis dahin müssen die Kronen noch angepasst werden, da Charles einen größeren Kopf hat als Elizabeth.

Die Imperial State Crown auf dem Sarg von Elizabeth II. in London.
Foto: Tristan Fewings/Pool via REUTERS

L – London Bridge:

So lautet der Name jener Operation, die mit dem Tod der Monarchin angelaufen war und mit dem Staatsbegräbnis ihren Abschluss findet. Jahrelang wurde über einige Eckpunkte in den Medien berichtet, in den vergangenen Tagen zeigte sie sich im realen Leben. Ob es eine neue Operation für Charles geben wird oder die bestehende nur leicht adaptiert wird, ist noch unklar.

M – Mama:

In den vergangenen Tage erwies die Weltbevölkerung der Queen die Ehre. Doch am persönlichsten geschah das sicher in der ersten Ansprache des neuen Königs am Tag nach dem Tod von Elizabeth II. In einer TV-Rede schloss Charles III. mit den Worten: "To my darling Mama" – "Während du deine letzte große Reise zu meinem lieben verstorbenen Papa beginnst, will ich nur eines sagen: Danke. Danke für deine Liebe und Hingabe für unsere Familie und für all die Nationen, denen du so fleißig gedient hast in all den Jahren."

N – Nordkorea:

Nicht eingeladen wurden Vertreter aus Syrien, Venezuela und Afghanistan sowie Russland, Belarus und Myanmar. Überraschenderweise erhielt das kommunistische Nordkorea – das eine Vertretung in West-London unterhält – eine Einladung auf Botschafterebene. Ebenso Nicaragua.

O – Ort:

Das Begräbnis findet in der Westminster Abbey statt. Nach der Begräbnismesse wird der Sarg zu Fuß zum Wellington Arch am Londoner Hyde Park gebracht. Anschließend bringen Pferde die sterblichen Überreste der Königin nach Windsor, wo der Sarg seine letzte Reise nach Windsor Castle und schließlich in die St George's Chapel antritt.

P – Prinz Philip:

Der Prinzgemahl ist im Vorjahr im Alter von 99 Jahren gestorben. Sein Sarg wurde in die königliche Gruft von Schloss Windsor gebracht. Das war für seine sterblichen Überreste nur ein Zwischenstopp. Nach dem Tod von Elizabeth II. wird er mit ihr in der König-George-VI.-Gedenkkapelle seine letzte Ruhe finden.

Q – Queue:

Das englische Wort für "Schlange" wurde mit der Aufbahrung des königlichen Sargs zum Synonym für die Treue der britischen Bevölkerung gegenüber der Königin. Mehrere Kilometer lang standen die Menschen an, um den Sarg in der Westminster Hall zu sehen. Mehr als 14 Stunden warteten einige, um der Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Dabei durften die Wartenden kurz die Schlange verlassen, um eine der hunderten portablen Toiletten aufzusuchen. Auf Youtube konnten die Menschen den Anfangspunkt der Warteschlange prüfen. Armbänder, die dort ausgegeben wurden, sollten ein Vordrängen verhindern.

The Queue: Auch in der Nacht standen die Menschen stundenlang Schlange, um sich von der Queen zu verabschieden.
Foto: APA/AFP/MARCO BERTORELLO

R – Ruhestätte:

Die Queen wird in der St George's Chapel in Windsor Castle beigesetzt. Zehn frühere Monarchen sind dort bereits bestattet. Fünf befinden sich in zwei Gruften unter dem Chor, die anderen fünf liegen in Grabkammern in der Kapelle. Darunter auch der Vater der Königin, König George VI., für den Elizabeth II. 1962 die nach ihm benannte Gedenkkapelle in Auftrag gegeben hat. Dort liegt auch ihre Mutter Elizabeth.

S – Sicherheitskonzept:

Zahlreiche Staats- und Regierungschefs, gekrönte Häupter und hunderttausende Besucherinnen und Besucher in den Straßen von London: Die Geheimdienste und Polizeibehörden Großbritanniens – und auch anderer Staaten – arbeiten auf Hochtouren, um die Sicherheit aller zu gewährleisten. Einen möglichen Terroranschlag gilt es zu verhindern. Bereits seit Tagen befinden sich Militärangehörige auf den Dächern der Innenstadt und beobachten, gemeinsam mit zahlreichen fixen und mobilen Überwachungskameras, das Geschehen. Zusätzlich zu etwa 1.500 Militärangehörigen wurden auch Polizeikräfte aus anderen britischen Landesteilen angefordert. Die Londoner sollen nicht das Gefühl haben, dass die städtische Polizei ihre sonstigen Pflichten vernachlässigt.

T – Trauerminute:

Am Abend vor dem Begräbnis wird es eine landesweite Schweigeminute für die Queen geben. Das verfügte das Büro von Premierministerin Liz Truss. Um 20 Uhr lokaler Zeit wird am Sonntag dem Leben und dem Erbe der Verstorbenen gedacht. Das Begräbnis wird zudem mit zwei Minuten Schweigen enden.

U – Uebertragung:

Rund um die Uhr wird im Netz das Großereignis gestreamt. Ebenso übertragen die britische BBC und ITV das Begräbnis – der ORF liefert neun Stunden Material, Puls 24 sogar zwölfeinhalb. Fachleute rechnen damit, dass es der größte TV-Event der Geschichte wird. 4,1 Milliarden Menschen werden vor den Bildschirmen erwartet.

V – Verwandtschaft:

Neben der britischen royalen Familie werden weitere Blutsverwandte der Verstorbenen erwartet. Unter anderem ihr engster Verwandter auf einem weiteren europäischen Thron: König Harald V. von Norwegen und seine Frau Sonja. Harald ist ein Cousin zweiten Grades der Queen, weshalb sie auch ihre erste Auslandsreise als Königin nach Norwegen geführt hat. Die beiden haben dieselben Urgroßeltern – nämlich Edward VII. und Alexandra. Ebenso verbandelt war Elizabeth II. mit der dänischen Königin Margrethe II. Sie ist ihre Cousine dritten Grades und ließ bei den jüngsten Feierlichkeiten zu ihrem 50. Thronjubiläum eine Schweigeminute für die Verstorbene abhalten.

W – Westminster Abbey:

Die Kirche bietet Platz für 2.000 Trauergäste und ist sonst auch der Ort, an dem die britischen Monarchinnen und Monarchen gekrönt werden sowie royale Hochzeiten stattfinden. Der Queen wurde 1953 hier die Krone aufgesetzt, 1947 hatte sie Prinz Philip in der Westminster Abbey geheiratet. Seit dem 18. Jahrhundert hab es keine Begräbniszeremonie mehr für einen Monarchen – aber die Mutter der Queen wurde hier 2022 verabschiedet.

X – X-Rays / Röntgenstrahlen:

Diese werden am Montag weniger oft eingesetzt. Da der König diesen Tag zu einem Feiertag erklärt hat, müssen auch medizinische Eingriffe verschoben werden. In den sozialen Medien klagen Menschen, dass lang geplante Behandlungen nicht durchgeführt werden können.

Y – York:

Prinz Andrew, der Duke of York, wird – wie bereits beim Trauerzug aus dem Buckingham Palace – beim Begräbnis keine militärische Uniform tragen. Im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen gegen ihn im Fall Jeffrey Epstein hatte die Queen ihrem Sohn Anfang des Jahres alle militärischen Würden und den Titel "His Royal Highness" entzogen.

Z – Zoo:

Auch der Zoo von London wird gemeinsam mit zahlreichen weiteren Einrichtungen in Großbritannien am Montag aus Respekt für die Verstorbene geschlossen bleiben. Seit dem Jahr ihrer Krönung 1953 sei sie eine Patronin des Tierparks gewesen, heißt es auf der Website des Zoos: "Ihre Leidenschaft für Tiere wird in Erinnerung bleiben, und ihr Vermächtnis wird weiterleben, indem wir weiterhin für eine Welt arbeiten, in der die Tierwelt gedeiht." (Bianca Blei, 17.9.2022)