Bisher wurden hauptsächlich Kontaktpersonen geimpft, jetzt starten vorsorgliche Impfungen.

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Wien – Seit Mai wurden in Österreich laut Ages 286 Fälle von Affenpocken gemeldet – ein Anstieg, wie es ihn schon lange nicht mehr gab. Fachleute waren besorgt, und der Impfstoff wurde weltweit knapp.

Mit den wenigen verfügbaren Dosen wurden bisher laut Erlass des Gesundheitsministeriums nur betroffene Patienten, Kontaktpersonen und Personal, das in Speziallaboren eng mit dem Virus in Kontakt ist, geimpft. Jetzt werden auch vorsorgliche Impfungen bei Menschen aus der Risikogruppe durchgeführt – das sind Männer, die Sex mit wechselnden Partnern haben.

Derzeit ist Impfstoff für eine vorsorgliche Impfung von rund 4000 Personen vorrätig. Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg bieten Personen aus der Risikogruppe bereits vorsorgliche Impfungen an. In Wien starten nach einer Voranmeldephase kommenden Montag die Impfungen.

Der Bedarf ist deutlich größer als das Kontingent – ganz besonders in Wien. Die 360 Impftermine der Stadt Wien waren innerhalb von 25 Minuten über das Voranmeldetool ausgebucht. 1700 weitere Menschen stehen nun auf der Warteliste.

Beschafft wird der Impfstoff zentral über den Bund. Die Verteilung des Impfstoffes und die Organisation von Impfstraßen werden auf Bundesländerebene verwaltet. Es gibt zu wenig Impfstoff, sodass man einzelne Praxen beliefern könnte. Das liegt auch an einem logistischen Problem: Ein Fläschchen beinhaltet fünf Impfdosen, die recht knapp hintereinander verimpft werden müssen. Deshalb werden die meisten Vorsorgeimpfungen in Impfstraßen oder -zentren durchgeführt.

Zahlen sinken

Bis Ende des Jahres rechnet man über die gemeinsame europäische Beschaffung mit der Lieferung von 8000 weiteren Impfdosen, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Man hofft, damit einen "sehr großen Teil der Risikogruppe abdecken" zu können.

Die Zahl der neu Diagnostizierten nimmt seit einigen Wochen ab – zumindest jene der offiziell gemeldeten. "Es kann sein, dass Patienten, die eine Absonderung befürchten, gar nicht zum Arzt gehen", sagt Horst Schalk, der in seiner Praxis fast die Hälfte aller österreichweiten Fälle betreut.

Betroffene werden aktuell für die Dauer der symptomatischen Erkrankung – und das sind meist zwei bis vier Wochen – abgesondert. Es sei deshalb zu hinterfragen, ob eine Quarantäne wirklich notwendig sei, weil die Übertragung in nahezu allen Fällen ohnehin nur über sehr engen, sexuellen Kontakt erfolge. (poem, 15.9.2022)