Beim täglichen Einkauf spüren die Österreicherinnen und Österreicher die Teuerung mittlerweile deutlich.

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Hauptsächlich dank niedrigerer Treibstoffpreise machte die Inflation im August eine Verschnaufpause auf hohem Niveau. Mit 9,3 Prozent lag sie um 0,1 Prozentpunkte unter dem Wert vom Vormonat Juli. Ohne die rückläufigen Spritpreise wäre die Teuerung im August sogar bei 9,9 Prozent gelegen. "Ungebrochen blieb der Trend steigender Preise hingegen bei Haushaltsenergie, Nahrungsmitteln und in der Gastronomie", sagte Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas am Freitag.

Der Rückgang des Ölpreises hat sich über den Sommer auch an den heimischen Zapfsäulen bemerkbar gemacht. Im Vergleich zum Juli waren Treibstoffe zwar um etwas mehr als zehn Prozent günstiger – blieben aber im Jahresabstand mit einem Preisanstieg um 44 Prozent dennoch einer der stärksten Inflationstreiber.

Hoch gewichtet sind die Spritpreise auch im sogenannten Miniwarenkorb, der einen Wocheneinkauf abbilden soll, weshalb der Preisauftrieb deutlich geringer ausgefallen ist: Nach 19,1 Prozent im Juli betrug die Teuerung in diesem Bereich 15,9 Prozent. Preissteigerungen des Miniwarenkorbs werden von der Bevölkerung stark wahrgenommen, da es sich um regelmäßige und nur schwer vermeidbare Ausgaben handelt. Der Mikrowarenkorb, der überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen oder Kaffee im Kaffeehaus enthält und den täglichen Einkauf repräsentiert, stieg im Jahresabstand um 11,2 Prozent.

Restaurants und Hotels teurer

Angeheizt wurde die Inflation im August insbesondere von den Preisen für Wohnen, Wasser und Energie, die im Jahresabstand durchschnittlich um 13,8 Prozent stiegen. Deutlich geringer fiel die Teuerung beim Verkehr aus. Mit einem Plus von 16,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr lag diese spürbar unter den 21,8 Prozent vom Juli.

Doch auch abseits davon wurde das Leben teurer. So musste man etwa für Übernachtungen in Hotels sowie für Restaurantbesuche tiefer in die Tasche greifen. Während im Juli dafür noch 9,3 Prozent mehr als im Vorjahr zu zahlen waren, lagen die Preise im August im Schnitt um 9,9 Prozent höher.

Wohl bald zweistellig

Vermutlich wird die Inflation in den nächsten Monaten aber wieder zulegen. "Im Herbst erwarte ich noch einen Schub", sagte Wifo-Inflationsexperte Josef Baumgartner unlängst mit Blick auf die im September erfolgten Preiserhöhungen der Landesenergieversorger in Wien und Niederösterreich. Zudem läuft bei Bekleidung und Schuhen, die verglichen mit Juli um 3,6 Prozent günstiger wurden, der Sommerschlussverkauf aus. "Dann kann es sein, dass die Inflation die Zehnprozentmarke übersteigt", sagte Baumgartner.

Deutschland steuert dem Münchener Ifo-Institut zufolge ebenfalls auf einen zweistelligen Preisauftrieb zu. Bis Anfang nächsten Jahres könnte die Teuerung demzufolge bis auf elf Prozent klettern, ausgehend von 7,9 Prozent im August. In der gesamten Eurozone erreichte der Kaufkraftverlust auf Jahressicht laut der Statistikbehörde Eurostat mit 9,1 Prozent einen Rekordwert. Die geringste Teuerung herrschte in Frankreich mit 6,6 Prozent, neun Mitgliedsstaaten verzeichneten bereits zweistellige Inflationsraten.

EZB unter Druck

Die Europäische Zentralbank (EZB) bekämpft die ausufernde Inflation mit Zinserhöhungen. Aus Sicht von EZB-Chefökonom Philip Lane werden die Energiepreise ein zentraler Treiber der Teuerung bleiben. Die Notenbank hat bereits angekündigt, die Zinsen weiterhin zu erhöhen, um den allgemeinen Preisauftrieb zu bremsen.

Verglichen mit der Schnellschätzung wurde die August-Inflation in Österreich um 0,2 Prozentpunkte nach oben revidiert. Nachträglich wurde auch die Teuerung im Juli um 0,1 Prozentpunkte auf 9,4 Prozent erhöht. (Alexander Hahn, 16.9.2022)

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