Ein Kachelofen in der Mietwohnung, eine Photovoltaikanlage auf dem Balkon oder gar eine Heizdecke im Bett? Die Ideen für den kommenden Herbst und Winter, wenn das Gas ausgehen oder unbezahlbar teuer werden könnte, sind kreativ und zahlreich. Eine Methode, Heizkosten und damit Emissionen zu sparen, an die viele wohl nicht denken, obwohl wir sie alle direkt vor unserer Haustür haben, und das auch noch kostenlos, ist die Sonne. Denn wer im Winter Vorhänge, Rollläden und Jalousien tagsüber aufzieht und nachts schließt, der spart aktiv Heizkosten.

Wer im Winter tagsüber die Sonne rein lässt, braucht weniger Energie fürs Heizen.
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Wie stark die Sonne Innenräume erwärmt, hängt ab von der Ausrichtung und Größe der Wohnung, der Dicke des Fensterglases und den Sonnenstunden. Wer zudem nach Sonnenuntergang die Vorhänge zuzieht, hält die Wärme aktiv im Raum. Noch besser wirken außenliegende Rollläden: "Vor allem bei älteren Fenstern kann die zusätzliche Isolationsschicht zwischen Glas und Rollladen die nächtlichen Wärmeverluste um rund neun Prozent reduzieren", weiß Andreas Kraler, geschäftsführender Gesellschafter der Hella-Gruppe, die auf Sonnenschutz spezialisiert ist. Durch Systeme, die automatisiert je nach Witterung den Sonnenschutz öffnen und schließen, kann die Energieeinsparung im Winter, wenn alle Faktoren zusammenpassen, sogar bei 30 bis 40 Prozent liegen, sagt Kraler.

Natürlich spielen auch die Fenster eine Rolle – je größer sie sind, desto mehr Wärme dringt in den Raum. Allerdings entweicht sie auch nachts wieder. "Ein Baukörper sollte viel Masse haben, um Energie zu speichern, hier sind Wände besser als Glas", sagt Kraler. Und er betont, dass es vor allem darum gehe, eine gute Balance zwischen Sommer und Winter zu finden. Denn große Fenster haben an sonnigen Sommertagen den gegenteiligen Effekt: Sie lassen viel Sonne und damit Hitze in den Raum, die im schlimmsten Fall mit Klimageräten wieder nach draußen befördert wird.

100 Millionen Tonnen CO2

Auch hier hilft außenliegender Sonnenschutz beim Energiesparen, denn dadurch gelangt die Wärme erst gar nicht in den Raum: Durch intelligenten Sonnenschutz lässt sich laut einer aktuellen Studie die nötige Kühlenergie bei Gebäuden in Europa bis ins Jahr 2050 um bis zu 60 Prozent reduzieren – das würde eine Einsparung von 100 Millionen Tonnen CO2 und 285 Milliarden Euro bedeuten.

Wenn die Sonne untergegangen ist, sollte man den Sonnenschutz schließen – dadurch entweicht durch die Fenster weniger Wärme nach draußen.
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Und auch im privaten Bereich zahlt sich Sonnenschutz aus: Ein automatisierter außenliegender Raffstore kann laut Kraler die Tage, an denen es in einer Wohnung über 26 Grad bekommt, um die Hälfte reduzieren – bei 30 Prozent weniger Energiekosten und 27 Prozent weniger CO2-Emissionen als bei einer Klimaanlage. In Miet- und Eigentumswohnungen kann außenliegender Sonnenschutz unter bestimmten Umständen nachgerüstet werden. Das wird aktuell in manchen Bundesländern sogar gefördert.

Ein Nachrüsten ist in Österreich oft notwendig, weil außenliegender Sonnenschutz hierzulande, anders als in Italien, Deutschland oder der Schweiz, Standardmäßig in Wohnbauten lange nicht vorgesehen war. "Das hat viel mit der Baukultur zu tun", sagt Kraler. Innenliegender Sonnenschutz ist wesentlich günstiger, daher hat er den außenliegenden irgendwann abgelöst. Aktuell ändert sich die Lage, viele Neubauten werden wieder mit außenliegenden Markisen oder Rollläden ausgestattet. "Natürlich steigen dadurch die Baukosten, aber auf lange Sicht wird gespart, nämlich bei den Energiekosten", sagt Kraler.

Von Anfang an mitdenken

Im Idealfall wird der Sonnenschutz schon bei der Planung mitgedacht. "Nur so können energieeffiziente Gebäude entstehen. Alles, was im Nachhinein angebracht wird, ist immer eine Kompromisslösung", sagt Kraler.

In naher Zukunft müsse in puncto Sonnenschutz auch größer gedacht werden, prophezeit Kraler. Wenn die Temperaturen in Großstädten demnächst immer öfter an die 40-Grad-Marke herankommen, sei Sonnenschutz etwa an großen Kreuzungen bald unumgänglich. "Ansonsten ist es für die Menschen nicht mehr möglich, sich im öffentlichen Raum zu bewegen", sagt er. Hier gebe es schon gute Lösungen, etwa mit Seilen gespannte Segel, die einen ganzen Platz beschatten.

Wer tagsüber die Sonne in den Wohnraum lässt, spart beim Heizen. Nachts verhindert der geschlossene Sonnenschutz, dass Wärme entweicht. (Bernadette Redl, 19.9.2022)