Die Message des IOC: "Die Olympische Bewegung ist sich einig in ihrer Mission, die Athleten aller Nationalen Olympischen Komitees und Mitgliedsverbände der Internationalen Föderationen in einem friedlichen Wettkampf zusammenzubringen."

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Frankfurt/Köln – Die russischen Streitkräfte hinterlassen in der Ukraine weiter verbrannte Erde, das Internationale Olympische Komitee aber sucht nach einem gangbaren Weg, inmitten des Krieges die Aktiven des Riesenreichs wieder in die Sportfamilie zu integrieren.

"Wir wissen, dass das IOC darüber nachdenkt, ob es für die russischen Athleten einen Weg zurück gibt", sagte Susanne Lyons, die Vorsitzende des Olympischen und Paralympischen US-Komitees (USOPC), und brachte mit ihren Aussagen das Thema in die breitere Öffentlichkeit. Die Organisation habe damit begonnen "sich an alle ihre Interessengruppen zu wenden, einschließlich der NOKs, der internationalen Verbände, um Beiträge zu diesem Thema zu erhalten".

Die Zeit drängt. Zwar sind es noch fast 700 Tage bis zur Eröffnung der Sommerspiele 2024 – die Tickets Paris werden aber schon sehr viel früher in den Qualifikationen vergeben.

Gnadenakt

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bestätigte die Aufnahme der Diskussion. "Das Thema war Gegenstand eines Calls zwischen dem IOC und den Nationalen Olympischen Komitees", erklärte ein Sprecher. "Im DOSB gilt aktuell die Positionierung vom Februar, der zufolge russische und belarussische Funktionäre sowie Sportlerinnen und Sportler ausgeschlossen sind." Allerdings beobachte man die Diskussion "aufmerksam".

Lyons zeigte sich prinzipiell offen für einen Gnadenakt. "Wir alle haben irgendwann das Gefühl, dass die einzelnen Athleten nicht die Opfer ihrer jeweiligen Regierungen, politischen oder anderen Spannungen auf der ganzen Welt sein sollten", erklärte die US-Funktionärin.

Das IOC teilte dem Branchenportal "Insidethegames" mit, man werde die "Bemühungen verstärken", um aus dem "Dilemma, in dem wir uns befinden", herauszukommen. "Die olympische Bewegung ist sich einig in ihrer Mission, die Athleten aller Nationalen Olympischen Komitees und Mitgliedsverbände der Internationalen Föderationen in einem friedlichen Wettkampf zusammenzubringen", ließ das IOC wissen. Die Sanktionen infolge des Krieges blieben aber "vorerst in Kraft".

Deutsche Politik fordert Verschärfung

Athleten aus Russland und dem militärisch verbündeten Belarus wurden als Reaktion auf die Invasion in der Ukraine auf Empfehlung des IOC prinzipiell weitgehend vom internationalen Sport ausgeschlossen – so durften die russischen Basketballer nicht an der derzeit laufenden Europameisterschaft teilnehmen. Außerdem wies das IOC die internationalen Sportverbände an, alle Veranstaltungen aus beiden Ländern abzuziehen.

Nicht immer sind russische und belarussische Sportler aber sonderlich eingeschränkt. So durften die Tennisstars beider Länder mit Ausnahme von Daviscup und Billie-Jean-King-Cup sowie Wimbledon seit Kriegsbeginn weiter an den Start gehen. Einschränkung: Sie starten unter neutraler Flagge.

In Deutschland fordert die für Sport zuständige Ministerin Nancy Faeser nach Informationen des "Spiegel" in einem Brief an Uefa-Präsident Aleksander Ceferin den Ausschluss von Belarus von der Qualifikation zur Fußball-EM 2024. Eine entsprechende Meldung bestätigte das Ministerium der Nachrichtenagentur AFP. Bisher hat die Uefa nur Russland verbannt. Die Gruppenauslosung findet am 9. Oktober statt. (sid, red, 16.9.2022)