Das Œuvre des 89-jährigen Kinorevolutionärs Yoshida Kiju (auch: Yoshida Yoshishige) wird gewürdigt.

Foto: Viennale

Am 20. Oktober startet die Viennale in ihre 60. Ausgabe. Und seit dem Freitag steht auch fest, wem die heurige Retrospektive im Rahmen des Filmfestivals gewidmet ist: Das Œuvre des 89-jährigen Kinorevolutionärs Yoshida Kiju (auch: Yoshida Yoshishige) wird zwischen 21. Oktober und 23. November gefeiert. Zwölf Arbeiten aus dem Gesamtwerk sind zu entdecken – persönlich kuratiert vom am 16. Februar 1933 geborenen Altmeister, der allerdings nicht persönlich nach Wien reisen wird.

Den Cineasten bietet sich damit eine selten Gelegenheit, die im Westen noch verhältnismäßig unbekannte Leinwandwelt des Regisseurs zu entdecken. Gezeigt werden die Filme als 35mm-Kopien.

Yoshida gründete in den 1950ern zunächst eine Filmzeitschrift, bevor er schließlich in die aktive Filmproduktion wechselte. Sein Debütfilm wird 1960 die Jugendrevolte "Rokudenashi" (Good For Nothing). Mit seiner Ehefrau, der Schauspielerin Okada Mariko, gründet er 1966 die Produktionsfirma Gendai Eigasha und wird in Folge einer der prominenten Vertreter der Japanese New Wave.

Widerspenstig, wütend

Nach dieser Hochphase in den 1960ern und Teilen der 1970er schwindet die Zahl von Yoshidas Filmen allerdings merklich. Sein bis dato letztes Werk "Kagami No Onna-Tachi" (Women In The Mirror) stammt aus 2002.

"Bei näherer Betrachtung ist es eine Retrospektive, die die ästhetischen und politischen Reflexionen des Arthouse-Kinos der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch verschiedene filmische Ausdrucksformen im Dialog mit den großen Autoren dieser Zeit heraufbeschwört", lockte Viennale-Direktorin Eva Sangiorgi die Filmfreunde.

Und auch Filmmuseumsdirektor Michael Loebenstein wirbt für die Erkundung der Retrospektive: "Yoshida tauchte 1960 auf der Filmbühne als eines der widerspenstigen, wütenden Gesichter der japanischen Neuen Welle auf, um sich dann allmählich zu einem noch radikaleren filmischen Stilisten und Denker zu entwickeln – man stelle sich ein visuelles Talent von Antonioni kombiniert mit einer politischen Intelligenz von Pasolini vor." (APA, 16.9.2022)