Ferdinand Feldhofer ist überzeugt, dass er Rückendeckung hat. Letztendlich liegt es freilich an den Mechanismen.

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Rapid ist ein durchaus charmanter Fußballverein. Erwartungen und Wirklichkeit passen in Hütteldorf traditionell so überhaupt nicht zusammen, wobei es Ausnahmen gibt. Am Sonntag gastiert Rapid in der neunten Runde der Bundesliga um 17 Uhr bei Meister Red Bull Salzburg, da kann man wirklich nichts erwarten. "Über die Favoritenrolle braucht man nicht zu diskutieren, wir sind klarer Außenseiter", sagt Trainer Ferdinand Feldhofer. "Niemand rechnet mit uns." Darin inkludiert ist das ziemlich handlungsunfähige Präsidium, also gibt es doch noch eine Form von Zusammenhalt.

Feldhofer fühlt sich nicht angezählt, Sportgeschäftsführer Zoran Barisic will ihn unbedingt halten. "Ich spüre Rückendeckung." Es wäre auch kühn, just nach einer Niederlage in Salzburg, die im Vorhinein natürlich nicht feststeht, Konsequenzen zu ziehen. Es sei denn, sie fällt extrem hoch aus. Es soll jedenfalls ein Spiel in Würde werden, das Gegenteil vom 1:3 in der vergangenen Woche daheim gegen den Wolfsberger AC. Feldhofer sagt, man habe ausführlich analysiert und alles aufgearbeitet. "Die Trainingswoche war gut, wir hatten Spaß, sind intern weit weg von einer Weltuntergangsstimmung." Man wolle in Salzburg "dagegenhalten und Nadelstiche setzen".

Frische Luft

Persönliche Befindlichkeiten stellt der 42-jährige Steirer hinten an. "Es geht nicht um meine Person. Ich kenne solche Situationen." Als Rapid-Spieler, Anfang der 2000er. "Die Fans haben ‚Hickersberger raus‘ und ‚Edlinger raus‘ gerufen. 2005 wurden wir Meister." Anfang September 2022 schrien sie "Feldhofer raus". "Damit kann ich umgehen. Mir geht es nicht schlecht, die Beziehung zu Mannschaft ist intakt." Wie er den Stress abbaut? "Lesen, in die Natur gehen. Ich brauche frische Luft, um durchzuatmen."

Salzburg hat unter der Woche in der Champions League gegen Chelsea in London ein 1:1 geholt, die Leistung in der Defensive war beeindruckend bis aufopfernd. Rapid will sich an den Bullen orientieren. "Alles reinwerfen, Bälle blocken."

Die Gefahr, dass Salzburg in Bedrängnis gerät, ist minimal, sie werden vielleicht überlegener sein, als es Chelsea war. Feldhofer sagt, es sei immer einiges möglich, zum Beispiel habe Manchester United in der Premier League Liverpool geschlagen. "Niemand hat damit gerechnet." Wobei er zugibt, dass ein Vergleich mit Manchester United hinkt. "Wir müssen selbstbewusst sein, dürfen keine Angst haben." Über die eigenen Fehler will er öffentlich nicht sprechen. "Es ist nicht zu leugnen, dass der eine oder andere Spieler nicht in Form kommt. Daran arbeiten wir Tag für Tag."

Die Wahl

Am Sonntagabend müssen übrigens die Listen beim Wahlkomitee für die Präsidiumswahl am 26. November eingelangt sein. Das Komitee wird sondieren, über Zulassungen entscheiden, angestrebt wird eine Einheitsliste, denn auf eine Kampfabstimmung bei der Hauptversammlung wird kein großer Wert gelegt. Man hat sich intern Maulkörbe umgehängt, schließlich ist es keine Bundespräsidentenwahl, es ist eine private Angelegenheit, betrifft die rund 16.000 Mitglieder. Es geht um die Nachfolge von Martin Bruckner, der nach dem Scheitern an Vaduz das Ende seiner Amtszeit verkündet hat. Aber natürlich sickert einiges durch. Sportkoordinator und "Fußballgott" Steffen Hofmann arbeitet an einer Liste, der Name Alexander Wrabetz steht im Raum, der ehemalige ORF-General könnte Bruckner ersetzen. Könnte.

Feldhofer hat andere Sorgen. Er braucht einen Matchplan, um Salzburg zu zähmen. Mit schnellen Innenverteidigern kann er nicht aufwarten. Der Tabellenführer und Serienmeister ist gegen Rapid besonders motiviert, hat von den jüngsten zwölf Liga-Vergleichen elf gewonnen (ein Remis). Im Cup gab es vier Siege. Trainer Matthias Jaissle hat trotzdem "Respekt vor Rapid".

Feldhofer sagt: "Intern glauben wir an uns." (Christian Hackl, 16.9.2022)

Sonntag

FC Red Bull Salzburg – Rapid Wien (Salzburg, Red Bull Arena, 17.00 Uhr, SR Harkam). Saisonergebnisse 2021/22: 2:0 (h), 2:1 (a), 2:1 (h), 1:0 (a)

Salzburg: Köhn – Dedic, Bernardo, Pavlovic, Wöber – Capaldo, Gourna-Douath, Kameri, Kjaergaard – Sesko, Okafor

Es fehlen: Adamu (gesperrt), Fernando, Omoregie (Oberschenkel), Diambou (Knöchel), Tijani (Schien- und Wadenbeinbruch), Okoh (Kreuzbandriss)

Fraglich: Wöber (Adduktoren), Solet (Oberschenkel)

Rapid: N. Hedl – Querfeld, K. Wimmer, Moormann – Koscelnik, Pejic, Greil, Kerschbaum, Auer – Kühn, Grüll

Es fehlen: Petrovic (nach Kreuzbandriss), Savic (Muskelverletzung)