Der Verkauf der Düngersparte stößt auf Kritik der Bauern.

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Wien – Ein norwegisches Konsortium aus vier Unternehmen hat in einem Brief Interesse an einer Beteiligung der Öl- und Gasförderung der OMV geäußert, schreibt das Magazin Trend. Der Brief sei sowohl an den teilstaatlichen Energiekonzern als auch an Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) gegangen. Er sei eher allgemein gehalten gewesen, und die OMV habe ebenso allgemein geantwortet und dabei darauf hingewiesen, dass es bis zum Abschluss der aktuellen Portfolioanalyse ohnehin keine solche Gespräche geben könne, erklärte ein OMV-Sprecher der Nachrichtenagentur APA. Laut Trend habe auch eine US-Firma Interesse bekundet. Dem Magazin zufolge ist der für den Bereich Öl- und Gas zuständige Vorstand, Johann Pleininger, einer der Treiber des Projekts. Sein Vertrag wird im August nächsten Jahres auslaufen.

Eine Einstiegsmöglichkeit wäre die Abspaltung des E&P-Teils (Exploration und Produktion) der OMV. Dessen Gesamtwert beträgt laut Trend sechs Milliarden Euro. Die Norweger, die über eigene Gasproduktionen verfügen, könnten in diesem neuen Unternehmen etwa den Anteil der Mubadala aus Abu Dhabi übernehmen, die 24,9 Prozent an der OMV hält und mehr an der Petrochemie interessiert ist.

Die Staatsholding Öbag könnte überlegen, ihren Anteil (31,5 Prozent) aufzustocken. Eine Alternative wäre, die E&P-Sparte – mit Ausnahme der Aktivitäten in Rumänien – in eine OMV-Tochter auszugliedern, an der sich die Skandinavier als strategische Partner beteiligen könnten.

"Höchst problematisch"

Bei einem bereits beschlossenen Verkauf, jenem der Düngemittelsparte der Borealis, weht der OMV von Österreichs Bauern kalter Wind entgegen. Sie fürchten Versorgungsengpässe, wenn die Sparte an die tschechische Agrofert geht.

In einem Gutachten für den niederösterreichischen Bauernbund sieht Verfassungsrechtler Heinz Mayer den Verkauf als "höchst problematisch" an. Denn die Öbag sei gesetzlich dazu verpflichtet, auf die Sicherung Österreichs als Wirtschaftsstandort und auf die Sicherung von Arbeitsplätzen Bedacht zu nehmen. Zudem stehe der Verkauf auch verfassungsrechtlichen Verpflichtungen der Republik zur Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit Lebensmitteln "diametral" entgegen. (gra, APA, 16.9.2022)