AUA und Lufthansa gerieten in der Pandemie in schwere Turbulenzen, die Maschinen blieben am Boden.

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Es ist eine Staatsbeteiligung, die sich für die deutschen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler gelohnt hat. Vor zwei Jahren, als Corona die Maschinen der Lufthansa und anderer Airlines auf den Boden zwang, sprang der deutsche Staat mit Kreditlinien und einer Aktienbeteiligung von 20 Prozent ein. Damit sollte Europas größte Airline Luft unter die Flügel bekommen.

Nun hat der Bund seine Beteiligung wieder beendet. "Das Unternehmen liegt wieder in privaten Händen", sagt Jutta Dönges, die Geschäftsführerin des staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Diese Woche wurden die restlichen 74,4 Millionen Lufthansa-Aktien für insgesamt 455 Millionen Euro bei internationalen Investoren platziert. Die stillen Einlagen hatte die Lufthansa bereits im Herbst 2021 getilgt.

Insgesamt hatte der Bund zum Erwerb der Beteiligung 306 Millionen Euro investiert. Die Erlöse nun betrugen 1,07 Milliarden Euro, sodass unterm Strich ein Gewinn von 760 Millionen Euro übrigblieb. Damals hatte der WSF die Papiere für je 2,56 Euro pro Aktie gekauft, nun hatten sie die Deutsche Bank und Goldman Sachs zum Stückpreis von 6,11 Euro platziert. Und das schon früher als geplant: Eigentlich hätte das staatliche Engagement noch bis zum Oktober 2023 andauern können.

Einzelaktionär stockt auf

Als die Aktien nun auf den Markt kamen, schlug der deutsche Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne zu. Seine Kühne Holding AG hat ihren Gesamtanteil an der Lufthansa von 15,01 auf 17,5 Prozent aufgestockt. Kühne ist damit der mit Abstand größte Aktionär der Airline. Laut Medienberichten strebt er einen Sitz im Aufsichtsrat an.

Und wie ist das damals mit den Staatshilfen für die österreichische AUA gelaufen, die 100-prozentige Tochter der deutschen Lufthansa? Wird Österreich auch so gut an der Abschichtung der Unterstützung verdienen wie die Lufthansa mit ihrem Aktienkauf?

Nein – denn die Republik Österreich hat sich nicht am damals pandemiebedingt trudelnden Unternehmen beteiligt, der Lufthansa keine Aktien abgenommen. Lange war damals über die Staatshilfe verhandelt worden, bevor die türkis-grüne Koalitionsregierung unter Sebastian Kurz (ÖVP) und Werner Kogler (Grüne) am 8. Juni in einer Pressekonferenz "eine gute Nachricht für den Standort Österreich" überbrachte.

Eigenkapital eingezahlt

Das Paket, das geschnürt wurde: In Summe bekam die Airline 600 Millionen Euro, davon stammten 150 Millionen Euro von der deutschen Mutter, die das Geld ins Eigenkapital einzahlte, und weitere 150 Millionen ließ der österreichische Staat in Form eines nicht rückzahlbaren Zuschusses springen.

Zudem räumten Erste Bank Österreich und Raiffeisen Bank International einen sechs Jahre laufenden Kredit von 300 Mio. Euro ein, für 90 Prozent davon haftet die Republik. Im Gegenzug verpfändete die Airline Aktien und Flieger. Zudem gab die Lufthansa eine Standortgarantie ab, und die AUA verpflichtete sich zu einem Sparprogramm und Ökologisierungsmaßnahmen – dazu gehörte etwa ein Mindestticketpreis.

Eine Beteiligung stand damals durchaus im Raum, über sie wurde kontrovers diskutiert. Im April hatte Kanzler Kurz als Bedingung für Staatshilfen noch eine Beteiligung formuliert, letztlich war dann aber keine Rede mehr davon. Der damalige Staatssekretär im Infrastrukturministerium und heutige Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) erklärte dazu, ein paar Prozent an einem deutschen Unternehmen (der Lufthansa; Anm.) zu bekommen, brächte dem österreichischen Steuerzahler "recht wenig", die Einräumung von Anteilsrechten sei "nicht prioritär" gewesen.

Beteiligung legitim

Anders sah das etwa der Ökonom Marcus Scheiblecker, der die Beteiligung eines Retters "durchaus legitim" nannte – man könne so Dividenden und Bewertungsgewinne lukrieren. Wiens Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) hatte sich für eine Sperrminorität des Staats ausgesprochen und ÖGB-Chef Wolfgang Katzian für eine Beteiligung "vielleicht auch am Mutterkonzern".

Wirtschaftsvertreter waren dagegen skeptisch. Inzwischen hat die AUA ein Drittel des Kredits zurückgezahlt, jedes Jahr werden zwei Tranchen à 30 Mio. Euro fällig – man sei voll im Plan, die Schulden bis 2026 zurückzuzahlen, heißt es bei der AUA. (Birgit Baumann aus Berlin, Renate Graber, 17.9.2022)