Nachdem der deutsche Comedian Jan Böhmermann sich schon 2019 Lootboxen als Thema in seiner Sendung ZDF Magazin Royale ausgesucht hat, lieferte er am Freitagabend nun einen Nachleger. Unter dem Titel "Abzocke ohne Altersbeschränkung" ging es diesmal um Mikrotransaktionen.

Dabei hat man sich beim Format etwas Spezielles einfallen lassen. Böhmermann begleitete sich selbst in der Rolle eines Twitch-Streamers in der Inszenierung eines "Reaction Videos". Bei diesem Format rezensieren und reagieren üblicherweise Internetpersönlichkeiten auf von anderen veröffentlichte Inhalte.

Dark Patterns

Die Problematik mit vielen Ingame-Käufen demonstrierte Böhmermann zuerst anhand des Free2Play-Games "Merge Dragons". Das ästhetisch und spielerisch offenkundig an jüngeres Publikum gerichtete Mobile Game gönnt Anfängern einige Level lang Fortschritt und Erfolge, beginnt dann aber damit, das Voranschreiten künstlich zu verzögern. Spielerinnen und Spieler stehen dann vor der Wahl, entweder echtes Geld für die Premiumwährung des Games auszugeben oder abwarten zu müssen.

ZDF MAGAZIN ROYALE

Das ist nur eine der Strategien, mit denen die Entwickler solcher Spiele die Nutzer dazu drängen wollen, immer wieder kleine Geldbeträge auszugeben, die sich auf Dauer ordentlich summieren können. Erschwerend kommt hinzu, dass die Konvertierung in Premium-Währung mit unterschiedlichen "Sonderangeboten" und sich verändernden Preisen es erschwert, einen Überblick über die Kosten zu behalten. Derlei Methoden haben den Beinamen "Dark Patterns" erhalten. Die Problematik, so Böhmermann, erhalte zu wenig Aufmerksamkeit. Viele Eltern interessierten sich erst dafür, wenn "Paypal plötzlich zehntausend Euro vom Konto abbucht."

Lootbox-Kritik, Runde 2

Auch die schon erwähnten Lootboxen rücken einmal mehr ins Licht. Widmete sich Böhmermann 2019 noch dem Mobile Game "Coin Master", ist es nun die vor allem auf Konsolen und dem PC schon lange populäre "Fifa"-Reihe. Wer online gegen andere spielt, kann sich im "Ultimate Team"-Modus eine eigene Mannschaft zusammenbauen. Gute Kicker kann man sich theoretisch zwar erspielen, die Chancen sind aber gering. Electronic Arts bietet allerdings auch gegen Entgelt Kartenpacks an, die Spieler von gewisser Qualität garantieren. Doch wer die besonders gute Ausführung eines bestimmten Kickers möchte, müsste mitunter tausende Euro investieren, um sein Glück statistisch zu erzwingen.

Zu guter Letzt übt Böhmernann – im Schreiduell mit sich selbst – auch Kritik an Streamern, die mit dem Öffnen von Lootboxen ihr Publikum unterhalten und Werbung für solche glücksspielartigen Mechanismen betreiben. Kein gutes Wort lässt er auch an der USK, der Selbstkontroll-Instanz der Branche, die sich zwar für eine Warnung in Piktogrammform ausspricht, aber keine ernsthaften Altersempfehlungen für Spiele mit Dark Patterns ausgibt. (gpi, 17.9.22)