"Ich habe alles gegeben, was ich habe. Niemand kann mir unterstellen, dass ich nicht alles versucht habe, um das Vertrauen und euch als Basis nicht zu enttäuschen." Mit diesen Worten buhlte Herbert Kickl am Samstag gegen Ende seiner eineinhalbstündigen Rede am Bundesparteitag der Freiheitlichen um die Gunst der 611 anwesenden Delegierten. Der FPÖ-Chef stellte sich in St. Pölten erstmals seiner Wiederwahl.

91 Prozent wählten Herbert Kickl für die nächsten drei Jahre an die blaue Spitze.
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Nach den im August im Zuge der Causa Jenewein ausgebrochenen Machtkämpfen und der aufgeflammten Richtungsdebatte war die Angst vor einer möglichen Streichorgie bei der anonymen Wiederwahl groß. Doch es kam anders. 91 Prozent wählten ihn für die nächsten drei Jahre an die blaue Spitze. Damit erhielt Kickl mehr Zustimmung als im Vorjahr, als er sich mit 88 Prozent begnügen musste.

Seine Pflichtübung hat Kickl damit mit Bravour gemeistert. Sein Wahlergebnis ist das Signal der Geschlossenheit, das er dringend gebraucht hat. Langfristig etwas davon kaufen kann er sich nicht. Ein gutes Ergebnis zementiert eine Parteichefin oder einen Parteichef nicht zwingend auf Jahre ein. Sebastian Kurz wurde im Sommer 2021 mit 99,4 Prozent als ÖVP-Chef bestätigt und war im Herbst Geschichte. Ein mageres Ergebnis wiederum bedeutet noch lange nicht, dass der oder die Parteivorsitzende angezählt ist. Pamela Rendi-Wagner wurde ebenso im Vorjahr als SPÖ-Vorsitzende wiedergewählt – mit bescheidenen 75 Prozent. Heute sitzt sie fester im Sattel denn je. (Sandra Schieder, 18.9.2022)