Roncallis Weißclown Gensi.

Foto: ORF/Neue Vitaskop Film/Thomas Christian Eichtinger

Für viele wirkt es sehr nostalgisch, wenn sie daran denken, in eine Zirkusvorstellung zu gehen. Ein buntes Zelt, Kamele, Zuckerwatte, Clowns: Irgendwie muss man es einmal gesehen haben, doch irgendwie ist das heutzu tage auch altbacken. Aber nicht nur das. Zirkus hat meist keinen besonders guten Ruf mehr. Man denkt schnell an die Zirkustiere, Pferde und Elefanten, die Kunststücke aufführen sollen und dafür gequält werden. Der Österreicher Bernhard Paul mit seinem Zirkus Roncalli wollte das Image wieder aufputzen, wie die Dokumentation Ein Clown – Ein Leben auf ORF 2 am Sonntagabend zeigt.

Bereits in den ersten Minuten des Films bekommt man durch melancholische österreichische Musik und das Schwelgen in der Vergangenheit das Gefühl, die Branche weiß, dass ihre Blüte vorüber ist. Paul selbst führt durch die Doku und erzählt mit authentischer Ehrlichkeit, wie sein ganzes Leben einer heute fast vergessenen Kunstform gewidmet war.

Trüb, aber auch zufrieden spaziert er durch seinen alten Heimatort und zeigt dem Publikum sein früheres Haus, von dessen Geschichte auch Nichtzirkuskenner gefesselt werden. Es ist eher die Familiengeschichte Pauls, die für ihn wegen des distanzierten Verhältnisses zur Mutter auch nicht leicht war, die einen zum Weiterschauen einlädt.

Man sollte schon ein gewisses Interesse an Kunst und Schauspiel mitbringen für die 105 Minuten dauernde Vorstellung. Der Film bietet einen tiefen Einblick in Roncalli-Manegen in ganz Europa und die Gedanken und Beweggründe der Künstlerinnen und Künstler sowie des Zirkusdirektors Bernhard Paul, der Roncalli in den letzten Jahrzehnten immer wieder aufleben und es nicht sein lassen wollte. (Melanie Raidl, 18.9.2022)