Die französische Eisenbahngesellschaft SNCF und der Zughersteller Alstom haben den ersten fertiggestellten TGV M vorgestellt, einen doppelstöckigen Hochgeschwindigkeitszug der nächsten Generation, der sich durch eine längere, aerodynamischere Nase auszeichnet – perfekt, um durch die französische Landschaft zu rasen, zum Beispiel von Paris an die Riviera in viereinhalb Stunden.

Alstom bezeichnete den neuen Zug als "TGV der Zukunft". TGV steht für Train à Grand Vitesse, Hochgeschwindigkeitszug. Die Züge mit diesem neuen Design sollen im Jahr 2024 auf dem Pariser Schienennetz und in den folgenden zehn Jahren im ganzen Land eingeführt werden.

Die TGV M sind nicht nur 40,5 Zentimeter länger als ihre Vorgänger, sie sind auch rundum größer.
Foto: APA/AFP/XAVIER LEOTY

Der TGV ist eine der bekanntesten Hochgeschwindigkeitszugmarken der Welt und seit den frühen 1980er-Jahren ein fester Bestandteil des europäischen Bahnverkehrs. 2018 bestellte die SNCF 100 TGV-M-Züge zum Preis von 2,7 Milliarden Euro. Weitere 15 Züge wurden nun im August 2022 bestellt.

Mehr Platz

Der Großteil der Züge werde zwar innerhalb Frankreichs verkehren, aber Alstom erklärte, dass 15 Züge auch im internationalen Verkehr eingesetzt werden sollen. Der TGV M wird mit der gleichen Höchstgeschwindigkeit fahren wie die vorherige Generation von TGV-Zügen – 350 km/h.

"Wir wollen nicht schneller werden", sagte Alstom-Sprecher Philippe Molitor zu CNN Travel und erklärte, dass das Ziel stattdessen Hochgeschwindigkeitszüge sind, die mehr Menschen aufnehmen können und weniger Energie verbrauchen.

Die TGV M sind nicht nur 40,5 Zentimeter länger als ihre Vorgänger, sie sind auch rundum größer. In den geräumigeren Wagen können bis zu 740 Sitze untergebracht werden, im Vergleich zu den derzeit maximal 634. Der TGV M verfügt außerdem über das, was der Hersteller Alstom als "beispiellose Modularität" bezeichnet, das heißt die Innenraumkonfiguration des Zuges kann leicht angepasst werden. Ein Wagen kann von der zweiten in die erste Klasse und wieder zurück umgebaut werden, oder er kann so angepasst werden, dass er Platz für übergroßes Gepäck oder Fahrräder bietet. Es soll auch spezielle "Sozialbereiche" für die Fahrgäste geben, um auf längeren Fahrten ein bisschen Abwechslung zu finden.

In den geräumigeren Wagen können bis zu 740 Sitze untergebracht werden, im Vergleich zu den derzeit maximal 634.
Foto: APA/AFP/XAVIER LEOTY

Nach Angaben von Alstom verbessert das überarbeitete Design die Energieeffizienz und die CO2-Bilanz des TGV, da 97 Prozent der Komponenten des Zuges nun recycelbar sind. Darüber hinaus bietet der Zug eine bessere Zugänglichkeit – es wird eine Hebebühne geben, die es Rollstuhlfahrern ermöglicht, selbstständig in den Zug einzusteigen, und ein bordeigenes Soundsystem, das sehbehinderten Reisenden hilft.

Lange Testphase

Größere Fenster sollen für eine bessere Aussicht sorgen, die Beleuchtung soll sich dem natürlichen Licht draußen anpassen. In einer Erklärung beschreibt Alstom eine "Zuggarnitur, deren Sensoren kontinuierlich tausende Daten übertragen, die es ermöglichen, den Zug in Echtzeit aus jedem Blickwinkel zu untersuchen, um Wartung und Verfügbarkeit zu optimieren".

Die neuen Elemente des TGV M werden einige Änderungen an der Infrastruktur des französischen Schienennetzes erforderlich machen – so müssen beispielsweise einige Haltestellenschilder versetzt werden, damit sie nicht von der längeren Nase des neuen Zuges verdeckt werden. Laut Alstom wurden die Lokführer aktiv in den Entwurfsprozess einbezogen, insbesondere was das Innere des Führerstands betrifft.

"Mithilfe von Virtual-Reality-Brillen konnten hundert Lokführer den Führerstand virtuell besichtigen und dabei zwischen drei Raumdesigns wählen", heißt es vom Unternehmen. Nachdem der erste fertige Zug vorgestellt ist, sei laut Alstom "eine lange Testphase" geplant– die erste wird Ende 2022 in der Tschechischen Republik beginnen. (red, 19.9.2022)

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