Passendes Lachen in der richtigen Situation statt gruseligen Gelächters zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt – das wollen japanische Forscher der KI beibringen.

(Dieses Symbolbild wurde von der Bilder-KI Stable Diffusion mit dem Prompt "humanoid robot smiling closeup realistic" generiert.)

Foto: DER STANDARD/Pichler/Stable Diffusion

Menschliche Emotionen und ihr Ausdruck sind eine komplexe Angelegenheit. Das Zeigen von Freude, Trauer und anderen Gefühlszuständen entwickelt sich bei den meisten Menschen natürlich. Doch Gefühle und Intuition sind kein Konzept, mit dem künstliche Intelligenzen (KIs) etwas anfangen können. Auch in der Science-Fiction existiert das Problem, der prominenteste Betroffene dürfte wohl der Enterprise-Offizier Data sein.

Forscher der Universität Kioto in Japan arbeiten allerdings an dieser Herausforderung. Sie wollen Robotern beibringen, "richtig" zu lachen. Mit ihrer Arbeit wollen sie die KI-Fertigkeiten für natürliche Gesprächsführung verbessern, berichtet der "Guardian".

Speed-Dating mit Roboter

Zum Zwecke ihrer Forschung arbeiten sie mit einem humanoiden Roboter, den sie Erica getauft haben. Sie soll lernen, wann es passend ist zu lächeln, "mitzulachen", verlegen zu lachen oder in ansteckendes Gelächter auszubrechen. Im ersten Schritt hat man sie dazu zum Speed-Dating mit 80 Studenten der Universität geschickt.

Dabei agierte die Maschine allerdings nicht autonom, sondern wurde von Amateurschauspielerinnen ferngesteuert. Anschließend wurden die aufgezeichneten Gespräche auf das Vorkommen von Lachen analysiert und dieses nach Art und Situation kategorisiert. Mit diesen Daten fütterte man schließlich ein Maschinenlernsystem, das der KI damit beibringen sollte, das Verhalten in den passenden Situationen nachzuahmen. Die größte Herausforderung sei dabei gewesen, Situationen zu identifizieren, in denen gemeinsames Lachen angemessen war.

Gutes Feedback

Anschließend entwarf man vier kurze Gesprächssituationen, in denen man den neuen Lach-Algorithmus ausprobierte. 130 Freiwilligen wurden die daraus resultierenden Aufnahmen vorgespielt. Die Probanden hätten dabei das Ergebnis sehr positiv im Hinblick auf die wahrgenommene Empathie, Natürlichkeit, Menschlichkeit und das Gesprächsverständnis bewertet.

Verständnis für das Lachen könne in Zukunft dabei helfen, Roboter mit unterschiedlich ausgeprägten Charakteren zu erschaffen, sagen die Wissenschafter. Allerdings warten auf diesem Weg noch einige andere Herausforderungen. Es könne noch 20 Jahre dauern, ehe wir in der Lage sein werden, "uns mit einem Roboter so zu unterhalten wie mit einem Freund", meint Forschungsleiter Koji Inoue.

Eine Hürde ist hierbei natürlich auch, dass die Art und Weise, wie Gespräche geführt werden, was als lustig, peinlich oder nett empfunden wird und wann welches Lachen angemessen erscheint, stark kulturell geprägt ist. In unterschiedlichen Regionen der Welt gelten dementsprechend teils sehr abweichende "Normen", was natürlich auch Potenzial für Missverständnisse birgt.

Weiter Weg zum Bewusstsein

Höhere Glaubwürdigkeit im Verhalten von KIs kann auch irreführende Auswirkungen haben. Es ist nicht lange her, da löste ein nunmehr ehemaliger Google-Mitarbeiter eine Diskussion darüber aus, ob eine Geprächs-KI des Konzerns (LaMDA) bereits so etwas wie ein Bewusstsein erlangt habe.

Zahlreiche Experten wiesen seitdem darauf hin, dass aktuelle künstliche Intelligenzen längst noch nicht so weit seien, derartiges entwickeln zu können. Vielmehr seien sie einfach sehr gut darin – auch unter Zuhilfenahme von Tricks aus der Psychologie –, Gespräche am Laufen zu halten und zumindest in Schriftform dabei menschliches Verhalten recht gut zu imitieren. Google hat LaMDA mittlerweile in eingeschränktem Rahmen öffentlich zugänglich gemacht. (gpi, 19.9.2022)